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Adel verpflichtet: Ein Flyer mit Beatrix von Storch
Es ist schon seltsam, wer uns heutzutage mit der Aufforderung „Demokratie verteidigen!” vor Bösem bewahren will.
In den letzten Wochen wurde in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung ein DIN A 3-Flyer verteilt, in dem ein Verein mit dem Titel „Bürgerrecht Direkte Demokratie Zivile Allianz e.V.” die Einwohnerschaft vor linker Gewalt und Terror warnt.
Einmal abgesehen davon, dass in unseren Siedlungen in den letzten 15 Jahren keine linksextremen Gewalttaten zu verzeichnen waren, aber Täter aus dem rechtsextremen Milieu während dieses Zeitraums in mehr als 20 Fällen Menschen aus der Anwohnerschaft bedroht, verletzt und mittels Anschlägen auf Häuser und Autos angegriffen haben, fällt dem aufmerksamen Leser noch etwas anderes auf:
Die Vorsitzende des Vereins, die AfD-Bundestagsabgeordnet Beatrix von Storch, wird als Garantin rechtsstaatlichen Verhaltens abgebildet und zitiert.
Die Fortführung einer unseligen Tradition:
Über die Geschichte ihrer Familie schweigt sich Frau von Storch geflíssentlich aus.
Ihre Oldenburger Adelsfamilie pflegt eine braun befleckte Traditionslinie, in der ihr Großvater mütterlicherseits als Reichsfinanzminister unter den Nazis hervorsticht.
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, so sein Name, wurde im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse wegen „Arisierung jüdischen Eigentums” zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Auch der andere Großvater, SA-Standartenführer Nikolaus von Oldenburg, war nicht frei von nationalsozialistischer Beutementalität.
1941 bemühte er sich bei Heinrich Himmler um die Übertragung größerer Güter im Osten nach Kriegsende.
(taz, 5.12.2016) Zum Glück für uns alle wurde aus diesem Ansinnen nichts.
Heute führt die Enkelin die Bereicherung auf Kosten anderer fort, z. B. über den „gemeinnützigen” Verein „Bürgerrecht Direkte Demokratie Zivile Allianz e.V.”.
Von dem Vereinskonto ließ sie für private Zwecke von ihrem Mann 98.000 € in sieben gleichen Tranchen abheben.
Im gleichen Jahr erleichterte ihr Mann das Konto noch einmal um 10.000 €, alles ohne Belege.
Die Organisation des Vereins lässt tief blicken: Der Vorstand besteht laut Vereinsregisterauszug nur aus dem Ehepaar von Storch - sie ist Vorsitzende und Schriftführerin, er ihr Stellvertreter und Kassenprüfer.
(Welt am Sonntag, 15.9.2013) Es gehört schon eine gewaltige Portion Unverfrorenheit dazu, in dem vorliegenden Flyer die Bürgerinnen und Bürger um erneute Spenden für dieses Vereinskonto zu bitten.
Von Storchs politisches Instrumentarium: Manipulation und Betrug
Als Anhängerin der nationalkonservativen „Tea Party” hält sie ihrem Vorbild Donald Trump fest die Treue:
Obwohl die Klage Trumps vom Supreme Court über angebliche systemische Manipulationen abgewiesen worden war, sagte von Storch in der ZDF-Sendung heute, sie sei „sicher, dass die Wahlen manipuliert worden sind dort, ja”. (www.zdf.de, 9. September 2021)
Dass sie Betrug auch selber kann, stellte sie bei ihrer Wahl zum Landesvorsitzenden der AfD Berlin im Januar 2016 unter Beweis.
Hier wurde ihr Wahlfälschung wegen doppelter Stimmabgabe nachgewiesen (Tsp., 23.2.2016).
Fünf Jahre später versuchte von Storch, Gesinnungsfreunden einen Delegiertenplatz auf dem AfD-Bundesparteitag 2022 zu verschaffen, indem sie diese nach Schließung der Wahlliste auf aussichtsreiche Plätze setzte.
Als Folge verloren alle Berliner Delegierten ihr Stimmrecht. Ähnlich Trump beschimpfte sie anschließend das Parteigericht als befangen (Tsp., 11.5.2022).
Von Storchs politisches Programm: Gegen Migranten- und Frauenrechte
Bekannt ist ihre Äußerung, mit der sie den Schusswaffengebrauch gegen Schutzsuchende bei Überschreitung der deutschen Grenzen fordert und dabei auf Nachfrage auch Frauen und Kinder einbezieht (FAZ, 13.1.2016).
Neben der „Zerstörung deutscher Kultur” durch den übermäßigen Zuzug „kulturfremder” Menschen sieht sie auch eine Bedrohung des deutschen Volkes durch eine „Sexualisierung der Gesellschaft” in der seine traditionellen Leitbilder verloren gehen.
Als führende Vertreterin der „Lebensrechtsbewegung” kämpft sie gegen das Recht auf Abtreibung, auf Sterbehilfe sowie gegen die gleichgeschlechtliche Eheschließung. In diesen Zusammenhang gehört auch ihre Ablehnung der Werbung für den Gebrauch von Kondomen zur Verhinderung von ungewollter Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten.
Stattdessen fordert sie vom Volk sexuelle Enthaltsamkeit als Ausdruck von Verantwortung und Disziplin (FAZ, 29.8.2015).
Bei der Europawahl am 9. Juni 2024 sollten wir uns an Beatrix von Storch erinnern:
Keine Stimme der AfD, die eine derartige Heuchler- und Betrügerin in ihren Reihen - und das noch in führender Position - duldet.
Rechter Kulturkampf an unseren Schulen - die Demokratie ist gefordert!
Über dieses Thema diskutierten auf dem Podium der Aula der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule Vertreterinnen und Vertreter der Neuköllner Falken, der Fritz-Karsen-Schule, des DGB Berlin-Brandenburg und der Initiative Hufeisern gegen Rechts untereinander und mit den mehr als 80 Besucherinnen und Besuchern.
Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Vorsitzenden des DGB-Kreisverbands Neukölln wurde das Thema mithilfe eines kurzen Films veranschaulicht, der das politische Klima in Burg im Zusammenhang mit dem „Offenen Brief“ zweier Lehrkräfte über fortwährende Nazi-Provokationen von Schülern einer Schule in Burg/Spreewald zeigt.
Wenn auch die Situation in Burg nicht mit den Schulen und ihrem sozialen Umfeld in der Britzer Hufeisensiedlung vergleichbar ist, so waren sich alle Anwesenden einig, dass eine Zusammenarbeit aller demokratischen Institutionen und Vereinigungen notwendig ist, um ein derartiges Klima zu verhindern, dass völkischen Parteien eine hegemoniale Besetzung von lokalen Räumen eröffnet.
In der Debatte ging es um Fragen nach dem Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Umfeld und pädagogischer Arbeit, den Möglichkeiten schulischer und außerschulischer Akteure, demokratische Inhalte und Formen zu entwickeln und zu stabilisieren sowie über die Verantwortung der politischen Repräsentanten, demokratisches Engagement zu unterstützen und im Konfliktfall den von rechter Stimmungsmache Betroffenen aus parteitaktischen Erwägungen nicht den Beistand zu verweigern.
An einigen Beiträgen wurde auch deutlich, dass es Themenfelder gibt, für die eine befriedigende Lösung kaum zu erreichen ist.
So zeigten sich die Anwesenden gegenüber der Wirkung von vor allem in den sozialen Medien sich konzentrierenden Filterblasen weitgehend hilflos.
Den erzeugten Echokammer-Effekten, aufgrund derer sich z. B. politisch homogene Gruppen bilden, also Gleichgesinnte sich selbst bestätigende Informationen teilen und sich gegenseitig ständig bestärken.
Die damit verbundene einseitig verengte Perspektive sei kaum aufzubrechen, vor allem wenn sie aus einer verschwörungstheoretischen Grundlage speise.
Ein erster Schritt sei das Aufzeigen, wie ein derartiges Verfahren funktioniere, in der Hoffnung, dass daraus individuell eine kritischere Haltung gezogen wird.
Nicht nur an diesem Beispiel wurde deutlich, dass der Einsatz für ein diskriminierungsfreies und tolerantes Miteinander von der Intensität einer auf Augenhöhe basierenden Kommunikation geprägt sein muss, der auch unbequeme Meinungen ernst nimmt. Wenn wir diese Haltung in Zukunft zu einer unserer Grundsätze machen, dann sind wir auch in der Auseinandersetzung mit rassistischen und nationalistischen Auffassungen ein ganzes Stück weitergekommen.
Ein tiefgründiger Literaturnachmittag mit der Schriftstellerin Ina Paul
Als sich nach zwei Stunden der bis auf den letzten Platz besetzte Saal leerte, war der Wert von Literatur in den Gesichtern der Zuhörerschaft deutlich zu erkennen.
Kein noch so sorgfältig editiertes Geschichtsbuch kann die literarische Darstellung geschichtlicher Ereignisse in ihrer Wirkung ersetzen.
Anhand von drei autobiographischen Texten über Episoden aus ihrer Kindheit und Jugendzeit vermittelte Ina Paul Geschichts- und politisches Bewusstsein über die Kriegs- und Nachkriegszeit.
Es waren die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinenden Alltagsdinge, die die Gewalttätigkeit ausdrückten, die das Leben in dieser Zeit nachhaltig prägte.
Die allgegenwärtige graue Haut der Menschen, das schmale Essen, die freudlose Kleidung, die Trennung von den Eltern, die Bombenflugzeuge am nächtlichen Himmel beherrschten das Erleben der jungen Ina Paul und ließen sich auch in Stunden der Freundschaft und des Spiels mit Gleichaltrigen nicht abschütteln.
Die Fortsetzung dieser unerbittlichen Wahrheit vermittelte Ina Paul den Anwesenden mit der abschließenden Erzählung Der Winter sechsundvierzig, mein Klavier und Pück.
Die aus einem Konzentrationslager kommende Pianistin Pück, die die Wohnung mit ihrem Klavierspiel füllte, war am Lageraufenthalt zerbrochen und hatte ihren Lebenswillen verloren.
Keiner in der Familie wusste, wie „sie über den Berg” und wieder auf ebenen Boden gebracht werden konnte.
Der Tod der Frau vermittelte eine nachhaltige Einsicht: Ohne dass die Worte „Terror des Krieges“ oder „Verbrechen des Faschismus” während des Nachmittags gefallen waren, standen diese im Raum.
Und damit erhielt der Literaturnachmittag angesichts des Krieges in der Ukraine, dem Sterben im Mittelmeer sowie dem Anwachsen völkischer Bewegungen in Deutschland und Europa aktuelle Bezüge.
Danke an Ina Paul für diesen Nachmittag.
Vor 89 Jahren wurde Erich Mühsam von den Nazis ermordet.
„Man muss ihn gegen Ende der zwanziger Jahre nach langer und schwerer Haftzeit in seinem Häuschen in Britz gesehen haben. Zwischen Hunden und Katzen, Blumen und - selbstverständlich - Bergen von Büchern.
Eine einmalige Mischung aus Dichter, Träumer und Kämpfer.” So hieß es in einem Nachruf von 1947 in der Berliner Zeitung Telegraf.
Einen Tag vor seinem 89. Todestag erinnerten Mitglieder von Hufeisern gegen Rechts an den ehemaligen Mitbewohner mit Blumen an seinem Gedenkort in der Dörchläuchtingstraße.
In dem Haus Nr. 48 hat er fünf Jahre gelebt, gefeiert, Literatur und Aufrufe gegen die immer stärker werdende faschistische Bewegung und in dem Buch Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat seine anarchistischen Vorstellungen verfasst, bis er am 28. Februar 1933 von der preußischen Polizei im Beisein von SA-Männern verhaftet worden ist.
Man muss nicht alles gutheißen, was er veröffentlicht hat, man mag auch seine Vorstellungen einer herrschaftsfreien Gesellschaft nicht teilen, aber sein unbändiger Mut, seine Haltung auch in schier aussichtlosen Lagen, selbst unter der Folter vor seinen Gegnern nicht zu verleugnen, verdient Respekt.
Diese nicht immer bequeme Integrität hat auch heute noch Seltenheitswert.
Jetzt glänzen sie wieder
Stolpersteine in der Hufeisensiedlung geputzt!
Am Dienstag, dem 4. Juli, und Mittwoch, dem 5. Juli, haben Mitglieder von Hufeisern gegen Rechts und Teilnehmer eines Geschichtskurses der IG Metall-Schule Pichelsee anlässlich eines Rundganges die mittlerweile 17 Stolpersteine in und am Rande der Hufeisensiedlung von ihrer Patinaschicht befreit.
So fallen die Orte wieder ins Auge, an denen jüdische, kommunistische oder sozialistisch eingestellte Bewohnerinnen und Bewohner unserer Siedlung ihren letzten selbst gewählten Wohnsitz besaßen, bevor sie von den Nazis vertrieben, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
Es bedarf nur wenig, um das Gedenken an diese Menschen wachzuhalten und ihr Schicksal als Mahnung immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Essigessenz, eine Bürste und ein Baumwolltuch genügen.
Wer den Oberflächenglanz etwas länger vor dem Firnisbelag schützen möchte, kann die Reinigung auch noch mit etwas Messingpolitur abschließen.
Es dauert keine fünf Minuten, bis die Steine wieder auffallen und den Vorübergehenden zu einem kurzen Halt bewegen.
Die kurzen Inschriften geben nur wenige Informationen über die Personen preis.
Aber alle enthalten einen gemeinsamen Kern: Nie wieder dürfen Rassismus und politischer Terror eine gesellschaftliche Akzeptanz erfahren.
Wer mehr über das Leben dieser Personen erfahren will, kann sich hier weitere Informationen holen.
Wir haben eine Reihe von Broschüren eingestellt, die Auskunft über Leben und Wirken von einigen Personen geben, an die die Stolpersteine erinnern.
Weitere Veröffentlichungen sind in Vorbereitung.
Hüsung-Fest 2023: Ein Beisammensein der angenehmen Art!
Hunderte Bewohnerinnen und Bewohner der Hufeisensiedlung waren am Samstag, dem 10. Juni 2023, in die Hüsung gekommen, um bei strahlendem Sonnenschein miteinander zu feiern.
Für die entsprechende Stimmung sorgten nicht nur die Musiker auf der großen Bühne, sondern auch die Getränke- und Essensstände.
Verschiedene Vereine und Initiativen aus der Siedlung hatten ihre Stände aufgebaut, boten Informationsmaterial an und luden zu Diskussionen ein.
So ergab sich ein buntes Bild, in dem sich die Vielfalt der Themen und Interessen widerspiegeln, die die Einwohnerschaft berühren.
Auch Hufeisern gegen Rechts war in diesem Jahr wieder mit einem Stand vertreten, auf dem wir über unsere Arbeit berichteten und auf die Möglichkeit hinwiesen, unsere Broschüren über Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung, die während der Nazi-Zeit verfolgt, schikaniert und/oder ermordet worden sind, auf unserer Internetseite einzusehen.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass über unterschiedliche Auffassungen sachlich und in nachbarschaftlicher Atmosphäre debattiert werden kann und in unserer Siedlung auch wird.
Dieses zeichnet die Menschen in der Siedlung aus und gilt es zu bewahren.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts dankt dem Verein der Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung e.V., die auch in diesem Jahr das Fest mit viel Engagement organisiert haben.
Solidarität mit den Schüler*innen der Fritz-Karsen-Schule
Kundgebung und Menschenkette gegen rassistische Propaganda auf dem Schulhof
Zu einer Manifestation für eine demokratische Schule, eine Schule ohne Diskriminierung von Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln und unterschiedlichen Lebensentwürfen, versammelten sich am Donnerstag, dem 11. Mai 2023, auf dem Schulhof mehr als 400 Schülerinnen und Schüler der Fritz-Karsen-Schule.
Im März des Jahres war die Schule großflächig mit Nazi-Symbolen beschmiert worden.
Unmittelbar nach dem 90. Jahrestag der faschistischen „Bücherverbrennung”, mit dem die Nationalsozialisten die Auslöschung demokratischer Literatur und Wissenschaft symbolhaft betrieben, zeigten die Schüler*innen, dass sie nicht gewillt sind, derartige Auffassungen zu tolerieren.
Als Mitglieder einer „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage” stellten die Sprecher der Schüler*innenvertretung auf der Kundgebung klar, dass sie den rassistischen Spaltungsversuchen rechter Provokateure in Unterricht und Freizeit ohne Wenn und Aber die Stirn bieten.
In einem kurzen Solidaritätsgruß wies Jens Saurin als Vertreter von Hufeisern gegen Rechts auf die vorbildliche Aktivität der Schüler*innen hin, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Schulen nicht vor rechten Aktivitäten wegducken, sondern gemeinsam mit Lehrerschaft und sozialem Umfeld die demokratischen Grundsätze des schulischen und gesellschaftlichen Lebens offensiv verteidigen.
Die Schule sei Teil der Hufeisensiedlung und ihrer Bewohner*innen.
Daher verkörpere ein Angriff auf die Schule auch immer eine Attacke auf die Siedlung.
Sowohl in der Fritz-Karsen-Schule als auch in der Umgebung gibt es keinen Platz für Neonazis und ihre Propaganda.
Gemeinsam gegen Nationalismus und Rassismus.
Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung 1941-1945
Große Beteiligung bei der Einweihung einer Gedenktafel
Am Abend des 24. April, dem 78. Jahrestages der Befreiung der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung
von der faschistischen Herrschaft, wurde in Anwesenheit von ca. 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
eine Tafel zur Erinnerung an das Zwangsarbeiterlager in der Onkel-Bräsig-Straße enthüllt.
Die Tafel neben dem ehemaligen Standort des Lagers ruft die fast vergessene Geschichte von 18 polnischen und sowjetischen Frauen und Männern ins Gedächtnis, die in der Zeit von 1941 bis 1945 aus ihrer Heimat nach Deutschland verschleppt und in der Britzer Siedlung zur Zwangsarbeit genötigt wurden.
Mit der Tafel, die von der Initiative Hufeisern gegen Rechts initiiert und von Anwohnerinnen und Anwohnern der beiden Siedlungen gespendet wurde,
soll ein Zeichen gegen den heute vordringenden Geschichtsrevisionismus gesetzt und darauf hingewiesen werden, zu welcher Barbarei Nationalismus und Rassismus führen können.
Auf der feierlichen Kundgebung, die von der Gruppe Querbeet musikalisch einfühlsam begleitet wurde, sprachen neben Vertretern von Hufeisern gegen Rechts die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Frau Dr. Haghanipour, sowie die Neuköllner Bildungsstadträtin, Frau Korte.
In allen Reden wurde der Zusammenhang zwischen dem geschichtlichen Ereignis der örtlichen Zwangsarbeit in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und der Notwendigkeit einer heutigen Verarbeitung betont.
Die Beschäftigung mit historischen Vorgängen diene als ein Wegweiser für die Entwicklung demokratischer Einstellungen und einem entsprechenden Handeln.
Völkisches Denken dürfe keinen Platz mehr in unserer heutigen Zeit zugestanden werden.
Dagegen müssten alle gemeinsam als Zivilgesellschaft und als politische Organisationen und Einrichtungen auftreten.
Insofern sei die heutige Enthüllung der Tafel eine der kleinen, aber wichtigen Aktivitäten, die den demokratischen Anspruch mit Leben füllten.
Die Aussage der Gedenktafel markiere einen unumstößlichen Grundsatz demokratischen Zusammenlebens:
Rassismus und Missachtung der Menschenwürde sind Verbrechen!
Mehr Informationen finden sich in der Broschüre Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung - eine verdrängte Geschichte, Berlin 2021.
Internationaler Tag gegen Rassismus in Rudow
Auch in diesem Jahr ruft Hufeisen gegen Rechts gemeinsam mit vielen anderen Initiativen und Organisationen zur Teilnahme an der Menschenkette und Kundgebung gegen Rassismus und rechte Gewalt in Rudow auf.
Ort: Alt-Rudow / Neudecker Weg (Nähe U-Bhf. Rudow)
Zeit: 11:00 Uhr
Rednerin: Marianne Ballé Moudoumbou, Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde Deutschland sowie Pan-African Women's Empowerment & Liberation
Fast täglich ereignen sich in Neukölln rassistische Übergriffe. Oft bleibt es nicht nur bei Beleidigungen, sondern auch massive körperliche Attacken sind an der Tagesordnung.
So schlug ein junger Mann am 30. Dezember 2022 gegen Mittag einem Mann auf den Kopf, stieß gegenüber der begleitenden jungen Frau antisemitische Beleidigungen aus und bespuckte das Kind.
Da niemand eingriff, entkam der Täter unerkannt.
Einige Tage vorher war ein junger Mann offensichtlich wegen des Tragens einer Kippa am S-Bahnhof Neukölln von einer jungen Frau und einem Mann verbal angegriffen und bedroht worden.
Beide Personen tauchten anschließend im Passantenstrom unter.
Mit der Ausbreitung des Corona-Virus 2020 setzte eine neue Welle rassistischer Ausgrenzungen ein, die sich vor allem gegen Menschen mit asiatischen Wurzeln sowie Roma und Sinti richteten.
Dabei macht sich die rassistische Diskriminierung auch in Äußerungen von Presse und Lokalpolitik in unserem Bezirk breit.
Noch nicht vergessen ist die Haltung des damaligen Neuköllner Gesundheitsstadtrats Falko Lieke (CDU), der vor den Roma als „besonders schwierige Bevölkerungsgruppe” warnte,
bei der die Quarantäne einer besonderen Überwachung bedürfe und die Hauseingänge einer Kontrolle unterzogen werden müssten.
Während in den Szenekneipen der Weserstraße die Menschen dicht gedrängt saßen, wurden die Roma für die hohen Infektionszahlen verantwortlich gemacht.
Das ist Rassismus in Form einer öffentlichen Stigmatisierung einer Gemeinschaft.
Das sind nur wenige Beispiele aus unserem Bezirk. Sie zeigen nur in Ansätzen die täglichen rassistischen Diskriminierungen bei der Wohnungssuche, auf den Ämtern, in Schulen, Kitas oder an anderen Orten.
Doch es gibt keinen Grund zu verzweifeln: der Alltag in Neukölln beweist auch, dass ein friedliches und solidarisches Zusammenleben nicht nur möglich ist, sondern wie es die Lebensqualität in unserem Bezirk positiv prägt.
Bunte Wochenmärkte, Geschäfte des alltäglichen Bedarfs, eine Vielzahl von Handwerks- und Transportbetriebe, Kulturstätte oder Ärzte, Anwälte und viele andere Berufsausübende kennzeichnen die Neuköllner Lebenswirklichkeit, eine aus vielen Kulturen und Herkunftsländern geprägte Gemeinschaft.
Nicht Ausgrenzung, sondern Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung sind die Charaktermerkmale, die ein noch besseres Neukölln auszeichnen werden.
Dafür lohnt es sich, am 25. März in Rudow Gesicht zu zeigen.
Kundgebung in der Hufeisensiedlung gegen rassistische Schmierereien auf den Schulhöfen der Fritz-Karsen-Schule und des Albert-Einstein-Gymnasiums
Das schlechte Wetter war alles andere als kundgebungsfreundlich.
Trotzdem waren etwa 200 Personen dem Aufruf der Fritz-Karsen-Schule und von Hufeisern gegen Rechts gefolgt, um am Donnerstag, dem 23. März, um 18 Uhr vor der Hufeisentreppe gegen die rassistischen Schmierereien auf den Schulhöfen der Fritz-Karsen-Schule und dem Albert-Einstein-Gymnasium zu protestieren.
Die 45-minütige Kundgebung war geprägt von der Entschlossenheit, gegenüber den seit mehr als einer Dekade anhaltenden Nazi-Aktivitäten in der Hufeisensiedlung und ihrem Umfeld nicht zu resignieren, sondern den Widerstand solidarisch mit den Betroffenen fortzuführen und gegen die rechten Angriffe vorzugehen.
Neben einem Vertreter der Initiative Hufeisern gegen Rechts ergriffen von Seiten der Fritz-Karsen-Schule ein Mitglied der Schülervertretung sowie der Schulleiter das Wort.
Alle drei Redner wiesen auf den demokratischen Auftrag der Schulen hin, der hinsichtlich der Verbreitung von Rassismus und völkischem Gedankengut keine Unparteilichkeit zulasse und eine eindeutige Positionierung der Kollegien und der Schülerschaft in der Auseinandersetzung mit nationalistischen und rassistischen Kräften erfordere.
Hakenkreuze und Parolen zur Diskriminierung von Menschen anderer Herkunft, Religion oder Kultur seien unvereinbar mit den Grundsätzen von Freiheit und Gleichheit, die die Basis einer demokratischen und sozialen Gesellschaft darstelle.
Wohin die menschenfeindliche Propaganda von Rechtsaußen führen könne, sei an der Ermordung des Neuköllner Burak Bektas sowie an dem nach mehreren Anschlägen niedergebrannten Britzer Falken-Heim zu sehen.
Die immer wiederkehrende Beschädigung des Burak-Bektas-Gedenkortes durch rassistische Zeichen und Parolen sowie die fortlaufenden Drohungen gegenüber Mitgliedern der Falken machen immer wieder deutlich, dass rechte Aktivitäten nicht widerspruchslos hingenommen werden dürfen.
Hier sei aber nicht nur die Zivilgesellschaft gefordert. Wenn die meisten staatlichen Ermittlungen bisher im Sande verlaufen seien, so sei doch mindestens von den staatlichen Sicherheitsorganen zu verlangen, dass sie den Schutz demokratischen Engagements gewährleisten.
Vor diesem Hintergrund solidarisierten sich die Kundgebungsteilnehmer und -teilnehmerinnen nicht nur mit der Schülerschaft und den Kollegien der betroffenen Schulen, sondern auch mit der Familie und den Freundinnen und Freunden der Familie Bektas.
In Bezug auf die Falken forderten sie das LKA auf, die willkürliche Einstellung des Objektschutzes für das Falken-Heim unverzüglich zu beenden und die Absicherung der Jugendarbeit in dem Haus fortzuführen.
28. Februar 1933: Verhaftung des anarchistischen Dichters und Antifaschisten Erich Mühsam in der Hufeisensiedlung
Mit Blumen am Vormittag an seiner Gedenkstätte in der Dörchläuchtingstraße und einer Abendveranstaltung in der Galerie Olga Benario erinnerte Hufeisern gegen Rechts an Erich Mühsam, der vor 90 Jahren im Anschluss an den Reichstagsbrand von den Nazis verhaftet und anschließend 14 Monate in verschiedenen Haftanstalten und Konzentrationslagern misshandelt wurde.
Gemeinsam mit Chris Hirte dem Mühsam-Biografen und Herausgeber von Mühsams Tagebüchern und der Musikerin Isabel Neuenfeldt, die eine Vielzahl von Mühsams Gedichten vertont hat, wurde in der Galerie Olga Benario am Abend über die Person und die Motivation von Mühsams radikaler antifaschistischen Haltung debattiert und mit einer Auswahl seiner Lieder dokumentiert.
Dabei wurde deutlich, dass Mühsams Antifaschismus untrennbar mit seinem bereits in den Jugendjahren geformten Menschenbild eines gegen Zwänge und menschlichen Deformationen kämpfenden Freigeistes verbunden ist.
Seine Vision von einer herrschaftsfreien Gemeinschaft Gleicher, in der weder für Rassismus, völkisches Denken und Ausbeutung noch für Gewalt und Unterdrückung Platz ist, hat sein Handeln und sein schriftstellerisches Werk bestimmt.
Seine Integrität und Entschiedenheit spiegeln sich auch in seiner persönlichen Haltung wider und waren Richtschnur seiner persönlichen Entwicklung.
Solidarität war für ihn kein Schlagwort, keine Äußerlichkeit, sondern fand sich auch in seinem persönlichen Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen wieder, selbst wenn für ihn diese Einstellung mit persönlichen Nachteilen verbunden war.
Mit dieser grundsätzlichen Haltung konnte er in seiner Zeit hohe Achtung gewinnen, als Kämpfer für eine bessere Gesellschaft war er aber gegen Ende der Weimarer Republik isoliert.
Hier waren Taktiker im politischen Kampf gefragt.
Diesem Anspruch konnte und wollte der Anarchist und Mensch Mühsam nicht gerecht werden.
Als anarchistischer Einzelkämpfer hatte er weder gegenüber dem faschistischen Mob noch bei den großen Arbeiterparteien eine Chance.
Aber in seiner Niederlage und in seinem Opfer hat er bis heute das Bewusstsein für eine humane Perspektive, ohne Terror, ohne Ausbeutung und ohne ein politisches System mit einem allumfassenden Herrschaftsanspruch wachgehalten.
Diese Elemente bilden auch heute noch die Grundlagen für einen antifaschistischen Kampf, der in der Wahrung und Verteidigung demokratischer und sozialer Rechte besteht.
Hufeisern gegen Rechts dankt allen, die zum Gelingen dieser Würdigung beigetragen haben.
Kinderbilder aus Theresienstadt
- eine berührende Eröffnung der Ausstellung am Gedenktag für die Opfer des Faschismus
In Anwesenheit von Bürgermeister Martin Hikel, der Bildungsstadträtin Karin Korte und weiterer Neuköllner BVV- und Abgeordnetenhausvertreter*innen von SPD und Bündnis 90/die Grünen
wurde am 27. Januar die gemeinsame Ausstellung von Hufeisern gegen Rechts und dem Britzer Bürgerverein im Haus der Britzer Diakonie eröffnet.
Nicht nur in den Grußworten und einführenden Reden wurde auf die Aktualität der Themen „Antisemitismus” und „Rassismus”, sondern auch auf den ideologischen Hintergrund völkischen Denkens hingewiesen, der den Terror gegenüber und den Mord an den Kindern von Theresienstadt als Teil des faschistischen Holocaust begründete.
Die Zeit dränge, neue Formen für das Postulat eines „Nie Wieder!” zu finden, da es immer weniger lebende Zeitzeugen gebe, die anhand ihres eigenen Lebenswegs über die faschistischen Verbrechen
und auch über das Wegschauen großer Teile der deutschen Bevölkerung vor der systematischen Ausgrenzung und schließlich Ermordung von Jüdinnen und Juden sowie anderer Personengruppen berichten könnten.
Zwar können Bilder, Berichte, Interviews, Besuche von Gedenkorten oder Filme die Diskussionen mit den Zeitzeugen nicht vollständig ersetzen, aber immerhin wird die notwendige Auseinandersetzung mit rassistischen Anschauungen und deren daraus erwachsenden menschenfeindlichen Aktivitäten veranschaulicht.
Sie stellen damit ein Rüstzeug für die Debatte um ein menschenwürdiges, demokratisches Miteinander in unserer heutigen Gesellschaft dar.
Dass dieses Rüstzeug durchaus eine Wirkung entfalten kann, zeigte sich bei der Betrachtung der ausgestellten Bilder, deren Eindringlichkeit bei vielen Besucher*innen eine tiefe Betroffenheit hinterließ.
Die Anwesenden waren sich einig, dass eine Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Initiativen und den demokratischen Vertreter*innen in staatlichen Institutionen intensiviert, die gegenseitige Unterstützung bei Aktivitäten wie dieser Ausstellung gefördert werden muss, um ein lebendiges demokratisches Leben in unserem Bezirk zu fördern, das nicht von Einfalt, sondern von seiner gewachsenen Vielfalt geprägt wird.
Wir stimmen gegen Nationalismus und Rassismus!
Plakataktion Neuköllner Organisationen und Einrichtungen in der Hufeisensiedlung
Am Sonntag, dem 8. Januar, wurden in der Hufeisensiedlung über 100 Plakate angebracht, auf denen ein breites Bündnis aus Schulen, Parteien, Organisationen dazu aufruft, bei den kommenden Wahlen keine rassistischen und nationalistischen Parteien in das Berliner Abgeordnetenhaus und die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung zu wählen.
Angesichts der Silvester-Krawalle ist dieser Aufruf notwendiger denn je.
Nicht nur, aber vor allem die AfD überschlägt sich in ihren Äußerungen, die sich zu einem Frontalangriff auf Menschen mit Migrationsbiographien verdichtet haben.
Generalisierend wird ihnen ein natürlicher Hang zu Gewalt und Kriminalität unterstellt. Dabei wird unterschlagen, dass es sich bei den während der Krawalle Festgenommenen zu einem Drittel um Jugendliche und junge Männer ohne Migrationshintergrund handelt.
Gleichzeitig entledigt man sich auf diese Weise nach der unbequemen, aber notwendigen Untersuchung, woher die Hass- und Gewaltausbrüche nicht nur gegen die eigene Kieznachbarschaft, sondern vor allem gegen Polizei und zur Hilfe gerufene Rettungskräfte kommen.
Die Ethnisierung der sozialen Frage kann diese Konflikte nicht lösen, im Gegenteil, sie wird diese als Folge der weiteren Ausgrenzung und Diskriminierung weiter verschärfen.
Welche Geister die AfD mit ihren ständigen Angriffen auf unsere Mitbürger mit Migrationsbiographien hervorruft, kann in den sozialen Medien verfolgt werden, in denen Mord- und Gewaltfantasien gegen unsere migrantischen Mitbürgerinnen und -bürger das Thema beherrschen.
Hier zeigt sich, dass die mit der Propaganda der AfD verbundene Diskriminierung von Zuwanderern für diesen Teil der Bevölkerung grundlegende Menschenrechte außer Kraft setzt.
Für die AfD sind die Silvester-Krawalle nichts anderes als Propagandamaterial im Kampf um eine andere, eine völkische Gesellschaft, in der demokratische Grundrechte, wie Presse- und Meinungsfreiheit, das Recht auf freie Religionsausübung oder die Unabhängigkeit der Justiz außer Kraft gesetzt werden.
Für die an der Plakataktion beteiligten Parteien, Organisationen und Schulen sind Menschenrechte aber nicht verhandelbar.
Sie sind der substantielle Kern jeder Demokratie
Deshalb unterstützen die Mitglieder dieser Plakataktion eine Politik, die für alle Menschen gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe bietet.
In ihrer Pressemitteilung heißt es dazu:
„Wir leugnen nicht, dass es zwischen uns unterschiedliche Vorstellungen und Programme über die einzuschlagenden Wege gibt.
Aber in einem Punkt sind wir uns einig: Menschenrechte sind unteilbar.
In diesem Sinne setzen wir uns für eine Politik ein, die für den öffentlichen und sozialen Bereich Investitionen in Bildung, Kinder- und Jugendarbeit, Kultur, Gesundheit und Pflege sowie Verkehr und Wohnen in den Mittelpunkt stellt.
Dieser Weg kann allerdings nur bewältigt werden, wenn wir gemeinsam der Rechtsentwicklung Paroli bieten.”
Deshalb am 12. Februar: Keine Stimme für die AfD!
Stille Helfer in der Hufeisensiedlung - es waren wenige, aber es gab sie!
Am Abend des 9. November 2022 kamen mehr als 50 Anwohnerinnen und Anwohner in der Parchimer Allee zusammen, um an den 84. Jahrestag des antisemitischen Nazi-Pogroms zu erinnern.
Auch in der Hufeisensiedlung wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1938 Scheiben jüdischer Geschäfte eingeworfen und an und vor den Häusern jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner Parolen und Nazi-Symbole geschmiert.
Diese antisemitischen Exzesse leiteten die Vertreibung und Ermordung von mehr als sechs Millionen europäische Juden in den folgenden Jahren ein.
Niemals darf dieses Verbrechen vergessen werden.
In dem abendlichen Gedenken standen drei Familien im Vordergrund, die in keinem Geschichtsbuch verzeichnet sind und die auch manchem der Anwesenden unbekannt waren.
An sie erinnerten Mitglieder von Hufeisern gegen Rechts mit kurzen Berichten und wiesen mit kleinen Schildern und auf den Bürgersteig mit Sprühkreide aufgetragenen Hinweisen auf deren Wohnorte hin.
Sie wohnten in den Häusern Parchimer Allee 75, 85k und 91.
Hier haben sie in der Zeit des Holocaust Jüdinnen vor ihren faschistischen Verfolgern versteckt und sie zusammen mit Freundinnen und Freunden versorgt.
In der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte haben Paul und Erika Seele, Rudolf und Anna Thal sowie Clemens und Ilse Seifert gemeinsam mit einigen Bekannten völlig unabhängig voneinander kleine Helfergruppen gebildet, die das Überleben von drei jüdischen Frauen ermöglicht hat.
Sie alle haben Menschlichkeit in einem unmenschlichen System gezeigt und zwar unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile.
Persönliche Nachteile klingt so harmlos.
In Wirklichkeit war ihre Entscheidung, bedrohten Nachbarinnen und Nachbarn zu helfen, verbunden mit der Gefahr von Verhaftung und langjähriger Haft, mit der Schikanierung ihrer Kinder und Verwandten.
All dieses hat sie aber nicht von ihrer Solidarität mit den Diskriminierten und Verfolgten abgehalten.
Rückblickend müssen wir sagen: „Es waren zu wenige, viel zu wenige, die in der Zeit, in der die Feinde des Lebens an der Macht waren, gegen diese aufgestanden sind.”
Aber gerade sie verkörpern heutzutage mit ihrer Entschlossenheit in jener Zeit, in der die extremste Form einer undemokratischen, ja terroristischen Herrschaft in Deutschland existierte, das Vorbild für den Kern demokratischen Handelns, das Eintreten für eine demokratisch gesinnte Gesellschaft, in der das soziale und politische Miteinander auf Gleichberechtigung und gesicherter Achtung vor dem Anderen beruht.
An diesen mutigen Menschen, diesen stillen Helfern sollten wir uns orientieren, wenn es heutzutage darum geht, nicht zu schweigen oder wegzuschauen.
Anlässe gibt es genug, wie die Angriffe auf unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn in den letzten 12 Monaten sowie die antisemitischen und völkischen Aufkleber und Schmierereien in unserer Siedlung zeigen.
Umrahmt wurde das einstündige Gedenken mit zwei jiddischen Liedern, die zur nachdenklichen Stimmung dieses Abends beitrugen.
Niemand war überraschter als wir
Am 8. November 2022 wurde unsere Initiative Hufeisern gegen Rechts für ihren langjährigen Einsatz gegen rechte Umtriebe in unserer Siedlung, mit dem „Preis für
Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus”
des Förderkreises „Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V.” und der „Jüdischen Gemeinde zu Berlin” ausgezeichnet.
Die Begründung weist vor allem auf unser lokales Auftreten gegen Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus sowie für die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hin.
In feierlichem Rahmen wurde uns der mit einer großzügigen Spende verbundene Preis von Frau Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises, Frau Maria Blömer, Vorstandsmitglied des Förderkreises, sowie Herrn Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, überreicht.
Hufeisern gegen Rechts freut sich über die Anerkennung unseres Engagements.
Wir sehen in diesem Preis aber auch eine Würdigung der Menschen aus der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung, die unsere Aktivitäten mitgetragen und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Ohne ihren Beitrag wäre unsere Arbeit weitgehend wirkungslos geblieben.
Nur gemeinsam können wir den öffentlichen Raum gegen völkisch ausgerichtete Propaganda und Gewalt verteidigen und mit sozialer und demokratischer Kultur füllen.
Pflegen wir weiterhin ein offenes und kritisches Miteinander, das unterschiedliche Wege nicht ausschließt, wenn es um das gemeinsame Ziel geht: die Wahrung von Menschenrechten und Menschenwürde.
Sie sind und bleiben unteilbar!
In der Fortführung dieses Weges sehen wir den wahren Sinn dieser Auszeichnung und hoffen, dass wir ihrem Inhalt auch in Zukunft gerecht werden.
Hufeisern gegen Rechts sagt allen, die zu dieser Preisverleihung beigetragen haben: „Danke!”
Erneut Neonazi-Propaganda in Briefkästen von Bewohnerinnen und Bewohnern der Hufeisensiedlung
In der Nacht zum 28. Oktober wurden in Mietshäusern in und im Umfeld der Parchimer Allee von Mitgliedern der Neonazi-Gruppe „Der III. Weg” Flugblätter in die Briefkästen geworfen.
Wie üblich greifen die Neonazis einen aktuellen sozialen Konflikt auf, für den sie rassistisch aufgeladene „Lösungen” vorschlagen.
Diesmal geht es um die Verdrängung von Mietern aus ihren angestammten Wohnbezirken aufgrund steigender Mietkosten - ein reales Problem, gegen das sich vor einigen Jahren demokratische Mieterinitiativen gegründet haben.
Vor einem Jahr haben diese Initiativen mit mehr als 1 Million Stimmen einen Volksentscheid in Berlin durchgesetzt, mit dem die Vergesellschaftung von privaten Immobiliengesellschaften (ausgenommen sind Genossenschaften) mit mehr als 3000 Wohnung per Gesetz erreicht werden soll.
Mit ihrem Flugblatt „Volksentscheid umsetzen - Deutsche Wohnen endlich enteignen!” will sich die Nazi-Gruppe an die Kampagne anhängen und als deren Verfechter erscheinen.
Doch worin sieht die Nazi-Gruppe die Ursachen und welche „Lösungen” bietet sie an?
Getreu dem Nazi-Grundsatz, die Auseinandersetzung verlaufe nicht zwischen Mietern und marktbeherrschenden Wohnungsgesellschaften, sondern zwischen Volksdeutschen und Fremden, werden internationale Gesellschaften in den Händen ausländischer „raffgieriger Immobilienhaie” für Mietsteigerungen und Verdrängung verantwortlich gemacht.
Deshalb besteht der erste Teil der „Lösung” in der Enteignung der internationalen Immobiliengesellschaften sowie dem „Verbot internationaler Konzerne Wohnraum in Deutschland zu kaufen”.
Wieder einmal unterstellen die Nazis eine fremdländische Verschwörung, die das deutsche Volk ausplündere und dabei die willfährige Unterstützung bei den Politikern aller Parteien finde.
Wir fragen an dieser Stelle: Worin besteht die Andersartigkeit zwischen einem internationalen und einem nationalen Immobilienkonzern?
Die Statistik hinsichtlich des Umgangs mit den Mietern in Bezug auf Instandhaltung, Service und Miethöhe zeigt hier keine Unterschiede.
Für die Mieter ist es gleichgültig, ob die großen Wohnungskonzerne national oder international organisiert sind.
Die unsozialen Praktiken sind dieselben.
Wieder einmal wird ein sozialer Konflikt nationalistisch und rassistisch aufgeladen.
Auch das zweite Instrument, das die Lage auf dem Wohnungsmarkt zugunsten der Mieter verändern soll, ist vom völkischen Rassismus geprägt:
Die Entspannung auf dem Wohnungsmarkt soll mittels Ausweisung von Millionen Menschen mit migrantischem Hintergrund erfolgen.
Durch die zügellose „Einwanderungspolitik der Herrschenden” dürften diese Millionen sich „in die soziale Hängematte legen.”
Das von einer Ausweisung dieser Menschen in Neukölln mehr als 1/3 der Einwohnerschaft betroffen wäre und damit Handwerk, Industrie, aber auch die gesamte Infrastruktur betroffen wäre, wird verschwiegen.
Vielmehr sollen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft gegeneinander ausgespielt werden, die sich alle in einer gemeinsamen sozialen Lage befinden und dem Verdrängungseffekt auf dem Wohnungsmarkt ausgesetzt sind.
Das passt zum Parteiprogramm.
Ideologisch gehört der „III. Weg” zum Radikalsten, was die rechtsextreme Szene in Deutschland derzeit zu bieten hat.
Angestrebt wird ein „deutscher Sozialismus”, samt Wiederherstellung eines „Gesamtdeutschlands”, das „größer als die BRD” sei.
Die „biologische Substanz des Volkes” sei zu erhalten, Migranten „stufenweise auszuweisen”.
Der Verfassungsschutz sieht Anleihen bei der NSDAP.
Der „III. Weg” macht aus seinen Umsturzplänen keinen Hehl.
Es gehe nicht um die Beseitigung von Fehlern im System, der Fehler sei das System, heißt es in seinen Veröffentlichungen.
Nicht die soziale Bedrohung von Berlinerinnen und Berlinern durch einen unregulierten Wohnungsmarkt soll behoben werden, sondern die Diskriminierung eines Teils der Bevölkerung und die Diskreditierung der demokratischen Verfassung steht im Mittelpunkt der Nazi-Propaganda.
Wer die gemeinsamen Interessen der Mieterinnen und Mieter leugnet und eine ethnische Spaltung konstruiert, schwächt die Mieterbewegung und jegliche demokratischen Aktivitäten.
Deshalb gehört dieses Flugblatt in den Altpapiercontainer, um zu Klopapier verarbeitet einem nützlichen Zweck zu dienen.
Würdigung einer Unbeugsamen – ein Stolperstein für Frida Winckelmann
Mehr als 70 Personen waren der Einladung von Hufeisern gegen Rechts gefolgt, um der sozialistischen Reformpädagogin und Widerstandskämpferin zu gedenken und sie zu ehren.
Schon das Eingangslied, vorgetragen von der Akkordeonistin Isabel Neuenfeldt wies auf den langen politischen Weg hin, den Frida Winkelmann konsequent und allen Widerständen zum Trotz beschritten hat:
„Auf Sozialisten schließt die Reihen”, so heißt die erste Zeile des seit dem Erfurter Parteitag der SPD 1891 zum klassischen Lied der deutschen Sozialdemokratie erhobenen „Sozialistenmarsch”.
Die Reihen zu schließen und sie auszuweiten, dies war der zentrale Leitfaden im Denken und Handeln von Frida der, in denen sie diesen Leitsatz zu verwirklichen suchte, konzentrierte sich der Redebeitrag von Hufeisern gegen Rechts.
Zum einen ging es um die Schul- und Bildungspolitik, wo sie die Brechung des bürgerlichen Bildungsmonopols und die Förderung von Arbeiterkindern mittels des Kampfes um eine einheitliche Schule für alle Kinder zu ihrem Ziel erhob.
Zum anderen war Frida Winckelmann überzeugt, dass der Kampf um eine sozialistische Gesellschaft den Kampf gegen Krieg und Unterdrückung einschloss.
So stand sie ab 1914 auf der Seite der Kriegsgegner und trat 1917 zur USPD über. Die Erfahrungen aus der Revolution führten sie zu der Erkenntnis, dass der Kampf um eine soziale und gerechte Gesellschaft nur auf der Grundlage eines einheitlichen Handelns der Arbeiterorganisationen geführt werden könne.
Später, nachdem sie für die KPD im Thüringer Landtag saß, grenzte sie sich scharf von der Linie ihrer Partei ab, die den gemeinsamen Kampf mit der SPD um Reformen durch den Kampf gegen die Sozialdemokratie ersetzt hatte, mit der Folge ihres Ausschlusses.
Als die Gefahr des Faschismus immer offensichtlicher wurde, engagierte sie sich vor allem in der kleinen Sozialistischen Arbeiterpartei, die die antifaschistische Einheitsfront zu ihrem zentralen Programmpunkt erhoben hatte.
Auch nach der Machteroberung der Nationalsozialisten versuchte sie dem Gedanken Rechnung zu tragen, den Widerstand ohne parteiliche Schranken zu organisieren.
Selbst nach ihrer Inhaftierung im Frauen-KZ Moringen verfolgte sie diesen Weg weiter und organisierte unter ihren Mithäftlingen Bildungs- und Diskussionszirkel. Nach ihrer Haftentlassung kam sie in Britz bei einer ehemaligen Schülerin unter.
Als diese nach England emigrierte, zog Frida Winckelmann in ihren letzten Wohnort um, in die Malchiner Str. 47. Hier erinnert seit dem 12. Oktober 2022 der Stolperstein an die Frau, deren Leben vom unermüdlichen Einsatz für soziale Rechte und gegen Willkür und Unterdrückung bestimmt war - ein Vorbild in der heutigen Zeit.
Auf diesen Aspekt wies auch Robert Giese, Schulleiter der Fritz-Karsen-Schule, hin.
Auch heute findet die Auseinandersetzung um eine einheitliche Schule für alle in der deutschen Bildungspolitik ihre Fortsetzung.
Die Unterstützung der Gemeinschaftsschule ist auch in Berlin keine Selbstverständlichkeit. Die Förderung von bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen muss immer wieder neu erkämpft werden - gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen das finanzpolitische Argument immer wieder zu Angriffen von konservativen und neoliberalen Kräften auf eine Bildungspraxis genutzt wird, die sich die Brechung von Bildungsschranken zum Ziel gesetzt hat.
Frida Winckelmann, 1943 in Britz verstorben, ist noch heute mit ihren Ideen in den alltäglichen politischen Auseinandersetzungen lebendig.
Erinnerung an die Kriegsgegner und Antifaschisten Erich Mühsam und Leon Hirsch in der Hufeisensiedlung: Ihre pazifistische Haltung ist mehr als zeitgemäß!
Am Samstagnachmittag, dem 24. September, musste die Dörchläuchtingstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt werden.
Viele Personen aus der Hufeisensiedlung und Freunde des anarchistischen Dichters Erich Mühsam waren zu seiner diesjährigen Ehrung gekommen, zu der Hufeisern gegen Rechts an seinem Gedenkstein neben seiner ehemaligen Wohnung aufgerufen hatte.
Hier war Erich Mühsam in den frühen Morgenstunden des 28. Februars 1933 von zwei preußischen Polizeibeamten in Begleitung von mehreren SA-Männern verhaftet und anschließend durch mehrere Gefängnisse und Konzentrationslager geschleppt worden ist.
14 Monate später wurde er von SS-Männer im KZ Oranienburg ermordet. „Das rote Judenaas muss weg!” hatte der Berliner Gauleiter Goebbels schon 1931 den Berliner Nazis zugerufen.
Spätestens nach Mühsams Beteiligung an der Münchener Räterepublik war er zum Erzfeind der deutschen Faschisten geworden, war er doch während der gesamten Weimarer Republik ein ständiger Mahner vor der faschistischen Gefahr und hatte kaum eine Gelegenheit versäumt, den rassistischen Terror der NSDAP und ihrer Anhänger öffentlich anzuklagen.
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern befand sich auch Lienhard Böhning, Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft, der in seiner Rede nicht nur die Aktualität von Mühsams Antifaschismus, sondern auch seine pazifistische Haltung betonte, die gerade angesichts des Krieges der russischen Machthaber gegen die Ukraine, aber auch der milliardenschweren Aufrüstung der Bundeswehr einen neuen Stellenwert gewinnt.
Böhning wies auf die innere Zerrissenheit von Mühsam zu Beginn des 1. Weltkrieges hin.
Hatte der entschiedene Kriegsgegner doch zunächst den deutschen Waffengang mit der Gefahr der „russischen Barbaren” gerechtfertigt und sich der Burgfriedenspolitik angeschlossen.
Doch kurze Zeit später wandte er sich wieder seiner alten Position zu und bemühte sich, eine Friedensfront aus Anarchisten, Sozialisten und bürgerlichen Kräften zu schaffen, um die Grauen des Krieges zu beenden.
Ohne die historischen Unterschiede zu vernachlässigen, zog Böhning Parallelen zur heutigen Propaganda, mit der für die militärische Unterstützung der Ukraine durch die Bundesrepublik Stimmung erzeugt wird.
Wieder taucht das Gespenst des russischen Barbaren auf, die Unkultur als ein Charakterzug der russischen Bevölkerung.
Die Anerkennung des Rechts auf Selbstverteidigung der staatlichen Souveränität der Ukraine dürfe nicht als Rechtfertigung zur Verurteilung von pazifistischen Lösungen dienen, wie sie von Vertreterinnen und Vertretern der Regierungsparteien mit massivem Aufwand betrieben werde.
Mühsams Haltung zum Krieg stelle ein Beispiel dar, wie seine der Humanität und der Beendigung des militärischen Waffengangs verpflichtenden Haltung zur Leitlinie von Politik erkämpft werden könne.
Anschließend wurde in der Nachbarstraße vor dem Haus Paster-Behrens-Straße 16 ein Stolperstein für Mühsams Freund und politischen Weggefährten Leon Hirsch, dem Verleger und Leiter des politischen Kabaretts „Die Wespen”, verlegt.
Auch er wurde wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner antifaschistischen Haltung von den Nazis zum Staatsfeind erklärt.
Im Gegensatz zu Erich Mühsam gelang ihm jedoch die Flucht ins Schweizer Exil. Burkhard Habel, Vorsitzender der Kurt-Tucholsky-Gesellschaft würdigte in seinem Beitrag „den kleinen Mann mit der großen Brille” als einen Kosmopoliten, der sein ganzes Leben immer dort gestanden hat, wo die Armen und Unterdrückten, die Einfachen und Zukurzgekommenen standen.
Mit den Worten von Kurt Tucholsky wies auch er auf die Bedeutung des Pazifismus in der heutigen Zeit hin, der endlich aus der Rolle der Diffamierung heraus in den öffentlichen Diskurs als zivilisatorisches Gedankengut einer demokratischen und humanistischen Gesellschaft Eingang finden muss.
Begleitet wurde die Veranstaltung von Isabel Neuenfeldt, die zwischen den Redebeiträgen mit Liedern von Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler, Kurt Tucholsky und Erich Weinert dem Gedenken einen würdigen und nachdenklichen Rahmen gestaltete.
Solidarität mit den Kriegsopfern in der Ukraine
Auf dem Flohmarkt am Hufeisen haben wir Medikamente und orthopädische Hilfsmittel für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine gesammelt.
Wie bei der ersten Sammelaktion im März dieses Jahres wurden auch bei dieser zweiten Sammlung zahlreiche Spenden von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlung übergeben, so dass wir mit einem vollgepackten Bus zur Ukraine-Hilfe Berlin e.V. fahren konnten.
Wir bedanken uns bei allen Spenderinnen und Spendern für dieses eindrucksvolle Zeichen der Solidarität.
Pressemitteilung der Anwohner*inneninitiatve „Hufeisern gegen Rechts” vom 7. September 2022
Neonazistische Drohung in der Hufeisensiedlung - Info-Säule der Initiative „Hufeisern gegen Rechts” mit Parole und NS-Kennzeichen besudelt!
Am Wochenende entdeckte eine Bewohnerin an der Infosäule der Anwohner*inneninitiative „Hufeisern gegen Rechts” in der Hufeisensiedlung eine großflächig angeschmierte Nazi-Drohung.
Unter einem ca. 30cm x 30 cm großen Hakenkreuz war ein Din A 1-großes Info-Plakat zur Geschichte der Hufeisensiedlung mit der Parole „Wir sind überall” und den Kennzeichen von SS und SA in Runenschrift besudelt worden.
Nachdem die Polizei die Kennzeichen und die Parole übersprüht hatte, haben mittlerweile Mitglieder von Hufeisern gegen Rechts das Plakat wieder gereinigt.
Die Initiative musste in den vergangenen Wochen wieder häufiger Hakenkreuze, Keltenkreuze und andere Nazi-Symbole von Mülleimern, Postverteilerkästen usw. in und im Umfeld der Hufeisensiedlung beseitigt.
Die aktuelle Schmiererei auf der Info-Säule ist seit drei Jahren die erste offen ausgesprochene, mit einem Text formulierte Drohung, die offenbar andeuten soll, dass demokratisches Engagement von Rechtsextremisten beobachtet wird.
In diesen Zusammenhang passt auch das Auftreten von Mitgliedern der neonazistischen Gruppierung „Der III. Weg”, die bereits zweimal in diesem Jahr flächendeckend in der Hufeisensiedlung mit Flugblattaktionen in Erscheinung getreten sind.
Dass es nicht nur bei Drohungen bleibt, hat der Anschlag auf eine jüdische Familie gezeigt, die in den vergangenen Monaten mehrere Male mit Hakenkreuzkennzeichnung am Haus, Reizgas und sowie einem Brandanschlag attackiert worden ist.
In allen Fällen hat die Polizei Anzeigen aufgenommen, aber die Erfahrung lässt wenig Hoffnung zu, dass die Täter gefasst werden.
Möglicherweise steht der jüngste Anschlag im Zusammenhang mit dem zzt. laufenden Prozess gegen zwei Hauptverdächtige der rechten Neuköllner Anschlagsserie - die Hufeisensiedlung war ein Schwerpunkt der entsprechenden Nazi-Aktivitäten.
Auffällig ist auch, dass der Anschlag zeitlich mit der Ankündigung des jährlichen Gedenkens an den Antifaschisten Erich Mühsam korrespondiert, der von 1927 bis zu seiner Verhaftung 1933 in der Hufeisensiedlung gelebt hat und 1934 von der SS im KZ Oranienburg ermordet worden ist.
Bereits 2012 wurde seine von der Initiative gepflegte Gedenkstätte von Neonazis geschändet und musste aufwendig wiederhergestellt werden.
Die Mitglieder der Initiative haben sich in der Vergangenheit nicht von den rechten Drohungen abhalten lassen, gegen Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus sowie für ein soziales und demokratisches Miteinander in der Siedlung einzutreten, und das werden wir auch weiterhin gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern fortsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
„Krieg, Lüge, Hunger, Gestapo” – gegen „das Naziparadies”: Stolpersteinverlegung für den Antifaschisten Friedrich Rehmer
Mehr als 50 Personen waren der Einladung unserer Initiative gefolgt, um am Vormittag des 8. September 2022 vor dem Haus Harzer Straße 33 den Antifaschisten Friedrich Rehmer zu ehren und die Stolpersteinverlegung für ihn zu einem würdigen Gedenken zu machen.
Einen großen Anteil an der eindrucksvollen Atmosphäre hatte die Gruppe „Querbeet” mit ihren sorgfältig ausgewählten, dem nachdenklichen Anlass angemessenen musikalischen Beiträgen.
Der Neuköllner Friedrich Rehmer gehörte dem Widerstandszirkel um den Psychoanalytiker John Rittmeister an.
Der Kreis bestand aus mehrheitlich jungen Frauen und Männer, die aus unterschiedlichen Gründen gegen die Nazi-Herrschaft aktiv geworden waren.
Sie hörten ausländische Sender, diskutierten antifaschistische Schriften und riefen mit Flugblättern zum Sturz der Nazi-Herrschaft auf.
Rehmer, der als Soldat Kriegsverbrechen der Wehrmacht an der sowjetischen Bevölkerung erlebt hatte und mit einer schweren Kriegsverletzung im Reservelazarett in Berlin-Britz lag, nahm mit anderen Mitgliedern des Rittmeister-Kreises an der Klebezettel-Aktion gegen die antibolschewistische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies” am 18. Mai 1942 teil.
Der Kontakt der Gruppe mit dem Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen wurde den Mitgliedern des Rittmeister-Zirkels zum Verhängnis.
Als durch einen Fehler des sowjetischen Geheimdienstes Schulze-Boysen, Arvid und Mildred Harnack sowie weitere Widerstandskämpfer des Widerstandsnetzwerkes „Rote Kapelle” von der Gestapo verhaftet wurden, wurde auch die Rittmeister-Gruppe aufgerollt.
Am 18. Januar 1943 verurteilte das Reichskriegsgericht Friedrich Rehmer wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Kriegsverrat zum Tode.
Im selben Prozess wurde auch seine Verlobte, die im siebten Monat schwangere Liane Berkowitz, zum Tode verurteilt.
Rehmer wurde am 13. Mai 1943 in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee mit dem Fallbeil ermordet. Er wurde 21 Jahre alt. Der Besuch seiner am 12. April im Frauengefängnis Barnimstraße geborenen Tochter Irina wurde ihm verweigert.
Das Kind starb am 16. Oktober 1943 im Krankenhaus Eberswalde, vermutlich aufgrund von Unterernährung und mangelnder medizinischer Versorgung.
Das Urteil gegen Friedrich Rehmer wurde erst 2009 zum Unrechtsurteil erklärt und er zusammen mit allen Angehörigen des Widerstandsverbundes „Rote Kapelle” rehabilitiert.
Gerade heute, wo sich in unserem Land wieder eine Kriegsstimmung breit macht und die gesammelte Rechte die soziale und politische Krise mit völkischen Parolen zu nutzen sucht, um weiteren Einfluss zu gewinnen, bedeutet das Handeln von Friedrich Rehmer und der „Roten Kapelle” mehr als eine Erinnerung.
Auch wenn den Antifaschisten der „Roten Kapelle” der Erfolg versagt blieb, so haben sie den Weg für alle Demokraten von heute gewiesen:
Nur gemeinsam über die Parteigrenzen hinweg können wir den rechten Feinden der zivilisierten Gesellschaft erfolgreich entgegentreten.
Hufeisern gegen Rechts lädt ein:
Samstag, 18. Juni 2022, um 15:00 Uhr
Stolpersteinrundgang in der Hufeisensiedlung
Treffpunkt: U-Bhf. Blaschkoallee (U 7), Ausgang Stavenhagener Str.
Hinter jedem Stolperstein und jeder Gedenktafel steckt ein Mensch, eine Geschichte, ein Schicksal.
14 Steine sind mittlerweile in der Hufeisensiedlung eingelassen. Sie erinnern an die Verfolgung während der nationalsozialistischen Herrschaft, aber auch an Widerstand gegen Gewalt und Unterdrückung, an den Einsatz für ein anderes, besseres Deutschland.
Wir wollen an diesem Tag sechs dieser ehemaligen Bewohner*innen der Siedlung gedenken, ihre Steine putzen und uns ihren Geschichten widmen.
Der etwa einstündige Rundgang findet im Rahmen der Ausstellung „Stolpersteine in Neukölln - Erinnerungskultur von unten” statt, die bis zum 30. Juni in der Galerie „Olga Benario” in der Richardstr. 104, 12043 Berlin (Nähe U-Bhf. Karl-Marx-Str.) während der Öffnungszeiten Mo, Di, Do + Fr 15:00 - 19:00 Uhr zu sehen ist.
Sie sind herzlich eingeladen.
Vor 10 Jahren wurde Burak Bektas ermordet
Am Sonntagnachmittag, dem 10. April 2022, erinnerten 200 Menschen auf der Gedenkstätte des am 5. April 2012 an die Ermordung des 22jährigen Neuköllners Burak Bektas.
In verschiedenen Redebeiträgen wurde auf den rassistischen Hintergrund der immer noch nicht aufgeklärten Mordtat hingewiesen.
Die Schilderung der Ermittlungsvorgänge machte deutlich, dass die Untersuchung der Mordtat selber zumindest in den ersten Jahren durch institutionellen Rassismus innerhalb der Ermittlungsbehörden geprägt war.
Ein rassistisches Motiv wurde ausgeschlossen, Hinweise auf die politische Zuordnung des Täters zur rechten Szene nicht verfolgt und Indizien am Tatort nicht gesichert.
Es ist ein Skandal, dass die Ermittlungsbehörden auch heute sich nicht zu den Fehlern bekennen und sich hinter der Aussage verstecken, es handele sich bei dem Mord um das seltene Beispiel eines „perfekten Verbrechens”.
Hier wird wieder einmal deutlich, wie notwendig der Druck zivilgesellschaftlicher Organisationen ist, um die ernsthafte Verfolgung rechter Straftaten zu erzwingen.
Die Aufklärung muss weiterbetrieben werden.
Gemeinsam mit den anwesenden Veranstaltungsteilnehmer*innen erwartet Hufeisern gegen Rechts die Aufklärung der Hintergründe für die mangelhaften Ermittlungen hinsichtlich des Mordes an Burak Bektas im Rahmen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Neukölln-Komplex.
Die Verantwortlichen müssen beim Namen genannt und zur Rechenschaft gezogen werden.
19. März 2022 - Internationaler Tag gegen Rassismus
Auch in diesem Jahr demonstrieren wir an diesem Tag gegen Rassismus und Antisemitismus sowie für ein demokratisches Miteinander in Neukölln.
Gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Rudow empört sich” und vielen weiteren Bündnissen ruft „Hufeisern gegen Rechts” zur Bildung einer Menschenkette in Alt-Rudow auf.
Treffpunkt: Alt-Rudow, Ecke Neudecker Weg,
11:00 Uhr
Nahezu jeden Tag finden rassistische Beleidigungen und Tätlichkeiten gegenüber Menschen aus anderen Kulturen in U-, S- und Straßenbahnen, in Geschäften und Gaststätten, in Verwaltungen und Betrieben, kurz: im alltäglichen Leben statt.
Auch in Britz finden wir antisemitische Schmierereien, rassistische Aufkleber und Plakate sowie tätliche Angriffe auf Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln.
Die Neuköllner Bevölkerung wird die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft, sei es der Arbeits-, der Wohnungsmarkt, die Verkehrssituation, die Bildungsschranken oder Armutsentwicklung, nur gemeinsam lösen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion.
Für ein solidarisches Neukölln, frei von Gewalt und rassistischer Ausgrenzung.
Spendenaufruf
Samstag, 12. März 2022, 10:00 - 15:00 Uhr
Seniorenfreizeitstätte Bruno-Taut,
Fritz-Reuter-Allee 50, 12359 Berlin
Bitte unterstützen Sie die Menschen in der Ukraine, die der täglichen Gewalt und dem Krieg ausgeliefert sind.
Gesammelt werden:
- Hygieneprodukte, z.B. Zahnbürsten und -pasta, Shampoo, Tampons etc.
- Medikamente, z.B. Schmerzmittel, Allergiker, fiebersenkende Mittel, Augentropfen, Blutstopper (CELOX etc.), Blutverdünner, Erkältungsmittel, Medikamente gegen Magenbeschwerden, Antibiotika, Desinfektionsmittel etc. (ORIGINALVERPACKT)
- Erste-Hilfe-Sets, Rettungsdecken, Verbandsmaterial (können abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum haben), kleine/mittlere/große Einmalhandschuhe, Spritzen (2, 5, 10, 20 ml)
- Schnelltests
Bringen Sie bitte aus logistischen Gründen keine "großen" Sachspenden wie z.B. Kleidung, Nahrungsmittel, Schlafsäcke, Windeln o.Ä. mit.
Die gesammelten Hilfsgüter werden von uns der Organisation Ukraine-Hilfe Berlin e.V. übergeben. Im Verein arbeiten Deutsche und in Deutschland lebende Ukrainer*innen ehrenamtlich. Sie leisten für die Ukraine humanitäre und medizinische Hilfe und leiten die Sachspenden vor Ort an Kliniken und Feldhospitals weiter.
Wir bedanken uns bereits an dieser Stelle bei allen Spender*innen.
Hufeisern gegen Rechts nach oben Druckversion
Anwohner*innen bilden eine Menschenkette um den Hufeisenteich:
Für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts!
Um 18:15 Uhr war die Menschenkette geschlossen. 250 Anwohner*innen der Hufeisensiedlung waren dem kurzfristigen Aufruf der SJD-Die Falken, des DGB-Neukölln und von Hufeisern gegen Rechts gefolgt, um gegen den militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine zu demonstrieren.
Unter der Überschrift „Die Waffen nieder!” forderten sie den Rückzug der russischen Soldaten aus dem Staatsgebiet der Ukraine und die Rückkehr an den Verhandlungstisch.
Nur so könne die in Europa mühsam errungenen Rechtsnormen zwischenstaatlicher Beziehungen wiederhergestellt werden.
Nichts rechtfertige die mit der völkerrechtswidrigen Invasion verbundenen Kriegsfolgen: Panzer und Bomben bedeuten Zerstörung, Tod und Elend.
In erster Linie seien Zivilisten, Frauen, Männer und Kinder, von den Auswirkungen betroffen.
Vor allem ihnen gilt unsere Solidarität.
„Menschenrecht statt Faustrecht” heißt die Botschaft aus der Hufeisensiedlung am Abend des 26. Februar 2022.
nach oben DruckversionGemeinsam gegen Antisemitismus und Neonazismus
Insgesamt ca. 130 Menschen gedachten am Donnerstag, dem 27. Januar 2022, als Einzelpersonen oder in kleinen Gruppen, auf dem Platz vor der Hufeisentreppe in der Zeit von 10 bis 16 Uhr der Befreiung von Auschwitz und der Opfer des Nationalsozialismus.
Gezeigt wurde ein knapp achtminütiger Film, in dem der Auschwitz-Überlebende Otto Dov Kulka aus dem Buch „Landschaften der Metropole des Todes” Bruchstücke seiner Erinnerungen an das KZ Auschwitz, seine immer wiederkehrenden Bilder und Träume schildert.
Im Ergebnis entsteht eine beeindruckende Reflexion, die bei dem Zuschauer/-hörer die Wahrnehmung der Vergangenheit verändert.
Viele Menschen in der ‚Welt nach Auschwitz’ haben nichts oder nicht allzu viel aus der Geschichte gelernt.
Sie erinnern sich lediglich schnell daran, dass das Vergessen-Können das beste Überlebensmittel ist.
Sie haben wieder oder weiterhin ihre Lieblings-Feindbilder und Sündenböcke, sie pflegen ihre Ressentiments und Vorurteile.
Und sie scheinen aus allem kurzfristig immer unbeschadet hervorzugehen.
Doch Kulkas Sichtweise zeigt, dass Vergangenheit tatsächlich nicht vergeht, ja nie vergangen ist. Seine Erinnerungen wirken gegenwärtig.
Auch wenn man weiß, dass einmal Verlorenes unwiederbringlich verloren ist, dass Tote nicht wiederaufstehen, wird es von ihm über sein Zur-Sprache-Bringen wiederbelebt und dem Vergessen entrissen.
Die gelesenen Fragmente wirken als ein vorläufiges Résumé: Kein Schlussstrich, solange die Erinnerung lebt.
Kulka spricht über Szenen seiner Kindheit, nicht um sie zu analysieren oder zu deuten.
In ihnen zeigt er Formen und Mechanismen von Gewalt und Hilflosigkeit, die das Leben in Auschwitz charakterisierten, die Auschwitz erst ermöglichten, die es in etwas anderer Form immer noch gibt und die daher heutzutage uns alle angehen.
Niemand soll sich in der heutigen Zeit herausreden können.
Letzteres gilt auch in unserer Siedlung.
In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar verteilte die Neonazi-Vereinigung „Der III. Weg” in der Fritz-Reuter-Alle Hasspamphlete, in denen unter der Überschrift „Mietwahnsinn” die Ursache für steigende Mieten und den Mangel an sozialem Wohnraum in Geflüchteten sowie allen „Fremdländern” gesehen wird.
Wieder gibt es Sündenböcke, die für eine gesellschaftliche Entwicklung verantwortlich gemacht werden, auf die sie gar keinen Einfluss haben. Geflüchtete erklärt „Der III. Weg” kurzerhand zu Tatwerkzeugen von anonym aus dem dunklen Hintergrund operierenden ausländischen Spekulanten und Mächten, die als Drahtzieher deutsche Familien zugrunde richten wollen.
Das Ziel ist durchschaubar: Die Mieter sollen rassistisch kategorisiert und in „gute Deutsche” und „schlechte Migranten” gespalten werden.
Auf diese Weise wird von den eigentlichen Verursachern der Mietsteigerungen abgelenkt.
In einer aus Menschen unterschiedlicher Kulturen bestehenden Neuköllner Einwohnerschaft können soziale Rechte nur verteidigt und verbessert werden, wenn wir alle unabhängig von unserer Herkunft und Kultur zusammenstehen.
Rassismus und völkischer Wahn haben schon einmal Deutschland zugrunde gerichtet. Auch dafür steht der Name Auschwitz.
Vereinigungen wie „Der III. Weg”, die sich bewusst in die Tradition der Nationalsozialisten stellen und deren Verbrechen entweder gutheißen oder kleinreden, haben weder in der Hufeisensiedlung noch anderswo eine Existenzberechtigung.
Sie gehören auf den Müllhaufen der Geschichte, ihre Flyer und Broschüren entsprechend in den Papiermüllcontainer.
Achtung: Neonazi-Propaganda in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung
Am Freitag, dem 7. Januar, haben viele Bewohner*innen der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung einen Flyer der Partei „Der III. Weg” in ihren Briefkästen vorgefunden.
Unter der Überschrift „Achtung Einbrecher!” versucht sie sich als einzige Ordnungskraft und bürgernahe Helfer darzustellen, die Sorgen und Ängste der Bürger*innen ernst nimmt.
Mit entsprechenden Schutzhinweisen vor möglichen Einbrüchen will sich die Partei als Macher repräsentieren.
Ihre Mitglieder sollen nicht als Neonazis wahrgenommen werden, sondern als besorgte Mitbürger, die sich über eine angeblich wachsende Kriminalität Gedanken machen und das Sicherheitsgefühl wiederherstellen wollen.
In ihren Schulungszirkeln wird jedoch ein anderes Ziel für diese „Sicherheitskampagne” ausgegeben: Ziel sei es zum einen mit dem Kriminalitätsvorwurf Stimmung gegen Zuwanderer anzuheizen und zum anderen den demokratischen Staat und seine Behörden als handlungsunfähig und schwächlich zu diskreditieren.
Der wahre Charakter der Partei als eine neonazistische Vereinigung wird nicht nur daran deutlich, dass sie vor allem von Mitgliedern aus inzwischen verbotenen faschistischen Netzwerken und ehemaligen Mitgliedern der NPD getragen wird.
Die Partei versteht sich als völkisch-nationalistische Elite, ihr Programm ist eng an das Parteiprogramm der NSDAP angelehnt.
Sie befürwortet Brandanschläge auf Geflüchtetenheime und fällt durch rassistische, islamfeindliche und antisemitische Hetze auf.
So gehört auch der Hauptverdächtige für die Brandanschläge in unserer Siedlung und ihrem Umfeld, Sebastian Thom, mittlerweile der Parteigliederung „Stützpunkt Berlin” als Mitglied an.
Im Bundestagswahlkampf 2021 provozierte „Der III. Weg” vor allem mit zwei Aktionen, die bundesweit Aufmerksamkeit fanden und die Gerichte beschäftigten:
- In Sachsen sowie in München klebte die Partei in der Nähe von Parteibüros von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Plakate mit dem Slogan „Hängt die Grünen”. Weil die Plakate vor Gericht als volksverhetzend eingestuft wurden, mussten sie wieder entfernt werden.
- In Würzburg installierte „Der III. Weg” drei Strohpuppen mit Kunstblut als Leichen auf dem Boden. Diese wurden mit Fotos von Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) versehen. Alle drei kandidierten für das Amt des Bundeskanzlers beziehungsweise der Bundeskanzlerin.
Auch in den Corona-Zeiten dürfen wir den Neonazis und Rassisten keinen Raum für ihre demokratie- und menschenfeindlichen Parolen bieten. nach oben Druckversion
Ein Zeichen gegen den heutigen Antisemitismus! Zwei neue Stolpersteine für Eleonore und Elisabeth Rosenthal
Am Montag, dem 20. Dezember 2021, wurden auf Initiative einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Fritz-Karsen-Schule und dem Museum Neukölln vor der ehemaligen Wohnung von Eleonore und Elisabeth Rosenthal in der Buschkrugallee 250a zwei Stolpersteine verlegt.
Nachdem der Ingenieur Heino Rosenthal eine Arbeitsstelle in Moskau angenommen hatte, zogen die in Deutschland verbliebene Ehefrau mit ihrer gemeinsamen Tochter 1933 in die Hufeisensiedlung.
Kurz nach ihrem Einzug bekamen die beiden Jüdinnen hautnah den nationalsozialistischen Terror zu spüren.
Der mit der Familie befreundete antifaschistische Dichter Erich Mühsam wurde abgeholt und in Haft genommen.
Seine Frau Zenzl suchte bei Eleonore Trost und Schutz.
So erfuhr Elisabeth schon mit fünf Jahren, was es mit einem Konzentrationslager auf sich hatte.
Auch lernte sie sehr früh, dass in dieser Zeit Schweigen nicht nur Gold, sondern auch Leben Wert war.
Versteckte doch ihre Mutter, obwohl selbst drangsaliert, die Frau des untergetauchten Kommunisten Friedrich Grünberg und deren Kinder über einen längeren Zeitraum in ihrer Wohnung.
Während die Mutter sich mit Kurzzeittätigkeiten und gelegentlichen Spenden der „Roten Hilfe” durchschlagen musste, bekam Elisabeth zunehmend den wachsenden Antisemitismus in ihrer Schulklasse zu spüren.
Lediglich ihre von den Nazis als „Halbjüdin” deklarierte Freundin Hannah Schmelzer (Familie Schmelzer gelang 1939 die Emigration nach England) sowie die Tochter der nichtjüdischen Familie Krause, Käthe Krause, hielten zu ihr.
Vor allem Familie Krause unterstützte die beiden Rosenthals, wo sie nur konnte.
Schließlich gelang es Eleonore, ihre Tochter 1939 mit einem Kindertransport nach England zu schicken.
Sie selbst folgte kurze Zeit später. Eleonore Rosenthal ist 1996 in England verstorben, ohne dass sie Berlin jemals wiedergesehen hat.
2019 starb auch Elisabeth Rosenthal.
Sie hat nicht nur ihr Leben lang mit ihrer Freundin Käthe und deren Familie in enger Brieffreundschaft gestanden, sondern 2013 im Rahmen der Ausstellung des Museums Neukölln Das Ende der Idylle? Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933 ihre jüngere Freundin Hannah Schmelzer wiedergetroffen.
Die Erinnerung an Ausplünderung, Unterdrückung und Verfolgung, an die Vernichtung jüdischen Lebens an allen Orten, an denen faschistische Herrschaft wütete, darf in der heutigen Zeit nicht verloren gehen.
Wenn Menschen, wie in jüngster Zeit in Berlin und auch in der Hufeisensiedlung geschehen, wegen des Tragens oder Zeigens religiöser Symbole des Judentums tätlich angegriffen oder bedroht werden,
wenn Verschwörungserzählungen von „jüdischen Drahtziehern und Raffenden” im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen Corona-Infektionsschutzmaßnahmen die Runde machen,
dann verweist die Erinnerung an den faschistischen Antisemitismus darauf, dass die Grenze von Toleranz nicht nur erreicht, sondern längst überschritten ist.
Die 70 Anwesenden klatschen immer wieder Beifall, wenn die Schülerinnen und Schüler der Fritz-Karsen-Schule sowie die Redner*innen des Museums Neukölln und aus der Bezirkspolitik die Stolpersteinverlegung nicht nur als Erinnerung an die Schrecken der nationalsozialistischen Vergangenheit, sondern auch als Aufforderung zum Handeln in der Gegenwart bezeichneten.
So stand am Ende der Würdigung der beiden jüdischen Frauen die Forderung an die Anwesenden:
Gemeinsam gegen jeglichen Antisemitismus!
Presseerklärung der Anwohner*inneninitiative „Hufeisern gegen Rechts” zu den antisemitischen Angriffen auf ein Britzer Ehepaar im Umfeld der Hufeisensiedlung
Während am Abend des 9. November mehr als 150 Menschen in der Hufeisensiedlung dem Aufruf des DGB-Kreisvorstandes Neukölln, den Neuköllner Kreisverband der SJD „Die Falken” und der Initiative Hufeisern gegen Rechts gefolgt waren, um an den antisemitischen Terror des Jahres 1938 zu erinnern und gegen aktuelle antisemitische Übergriffe zu protestieren, ereignete sich in unmittelbarer Nähe der Hufeisensiedlung in der Gielower Straße eine antisemitische Straftat.
Wir gehen davon aus, dass das Hakenkreuz gezielt an die Fassade des Hauses gesprüht worden ist. Denn das Ehepaar war bereits vor zwei Wochen mit Tränengas durch die Gartenhecke besprüht worden - offensichtlicher Anlass für den bisher unbekannten Täter war die auf Hebräisch geführte Unterhaltung des Paares.
Die Schamlosigkeit des Täters zeigt sich daran, dass er ausgerechnet den Jahrestag der Reichspogromnacht als Tatzeit seiner antisemitischen Drohung ausgewählt hat.
Die Initiative Hufeisern gegen Rechts befürchtet, dass es zu weiteren Angriffen auf die beiden Personen und das Haus kommt.
Es gibt mehrere Beispiele aus dem „Neukölln-Komplex”, bei denen die in der rechtsextremen Neuköllner Szene zu verortenden Täter versucht haben, Menschen durch wiederholte Angriffe zum Wegzug zu bewegen, also zu vertreiben.
In unmittelbarer Nähe des jetzigen Tatorts brannte Anfang 2017 das Auto eines sich gegen rechte Politik engagierenden Gewerkschafters.
Seitdem wird sein Haus immer wieder mit Propagandadelikten überzogen, die zeigen sollen: Fühle dich nicht sicher, wir sind noch da und haben dich weiterhin im Visier.
Hier soll Angst geschürt werden, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern auch im Wohnumfeld.
Deshalb erwarten wir von der Polizei eine zügige Aufklärung der Straftaten.
Wir fordern mehr Sorgfalt bei der Untersuchung des Tatortes, eine genauere Analyse des Britzer Personenkreises, der in der rechtsextremistischen Neuköllner Szene verkehrt sowie eine Kommunikation mit den Betroffenen, die die Ernsthaftigkeit der Aufklärungsbemühungen deutlich macht.
Für uns wird wieder einmal deutlich, dass die rechte Anschlagserie, die unter dem Begriff „Neukölln-Komplex” zusammengefasst wird, nicht mit dem Jahr 2017 endet, wie es von Seiten der Ermittlungsbehörden und Senator Geisel behauptet wird, sondern auch in den folgenden Jahren bis zum heutigen Tag ihre Fortsetzung findet.
Unsere Solidarität gilt den beiden angegriffenen Personen, denen wir jede von ihnen gewünschte Unterstützung zusichern.
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9. November 1938 und 2021 in der Hufeisensiedlung - Nachbarinnen und Nachbarn erinnerten an den antisemitischen Terror damals und heute.
Etwa 150 Menschen waren dem Aufruf des Neuköllner KV des DGB, der Neuköllner Falken und der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts gefolgt, um an das Pogrom von 1938 zu erinnern und Schlussfolgerungen für die Auseinandersetzung mit dem heutigen Antisemitismus zu ziehen.
Der erste Teil des Gedenkens fand vor dem ehemaligen jüdischen Konfektionsgeschäft von Carl Baum in der Fritz-Reuter-Allee 50 statt, das von Britzer SA-Männern am Morgen des 10. Novembers zertrümmert wurde.
Vorgetragen wurden kurze Zeitzeugenberichte, die die Untat schilderten.
In einem weiteren Beitrag wurde auf die Hintergründe des Pogroms eingegangen und das Fortleben antisemitischen Denkens in der heutigen Zeit an Beispielen aus der Hufeisensiedlung geschildert.
Die Anwesenden waren sich einig, dass dieses nicht stillschweigend hingenommen werden darf, sondern die Auseinandersetzung mit ihm gesucht werden muss.
Begleitet wurde das Gedenken von Isabel Neuenfeldt, die mit von ihr vertonten Gedichten von jüdischen Frauen im Exil und in den Konzentrationslagern einfühlsam vor, zwischen und nach den Reden die Anwesenden berührte.
Anschließend wurde in der Fritz-Karsen-Schule der Stummfilm „Die Stadt ohne Juden” gezeigt.
Der 1924 entstandene Film schildert die Vertreibung der Juden aus einem fiktiven Land als Sündenböcke für die wirtschaftliche Krise und um die rebellierenden Arbeiter zu beruhigen.
Im Gegensatz zur späteren grausamen Realität endet der Film jedoch mit der Rückkehr der jüdischen Bevölkerung, da das Land den mit der Ausweisung verbundenen wirtschaftlichen, kulturellen und menschlichen Verlust nicht mehr erträgt und das Gesetz über die Verbannung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger aufhebt.
In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten 2 Mitglieder der Falken, eine Lehrerin der Fritz-Karsen-Schule sowie ein gewerkschaftlicher Bildungsreferent Überlegungen an, wie Jugendarbeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen antisemitische Vorfälle und Denkmuster erlebt, verarbeitet und offensiv begegnet.
Wie notwendig diese Diskussion ist, zeigte sich am nächsten Morgen, als bekannt wurde, dass parallel zur Veranstaltung am 9. November mindestens ein neonazistischer Täter einige Straßenzüge entfernt in der Gielower Str. eine Hauswand mit einem Hakenkreuz beschmiert hat und die beiden Bewohner bereits zwei Wochen vorher während ihrer auf Hebräisch geführten Unterhaltung mit Tränengas übersprüht hatte.
Die Solidarität der Veranstaltungsteilnehmer*innen ist hier gefragt.
Gemeinsam handeln gegen rechts - dazu gibt es keine Alternative.
Niemand ist vergessen - Anwohner*innen putzten die Stolpersteine in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung
Am Nachmittag des 18. Septembers machten sich einige Mitglieder der Initiative Hufeisern gegen Rechts auf den Weg, um die zwölf kleinen, in die Bürgersteige der Hufeisensiedlung eingelassenen Stolpersteine wieder zum Glänzen zu bringen.
Die kleinen Denkmäler erinnern die Vorrübergehenden an von den Nazis ermordete Bewohner*innen der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung.
Bei der Säuberung der Steine wurde in kurzen Beiträgen über das Wirken und das Schicksal der jeweiligen Person berichtet, der der Stein gewidmet ist. Auf diese Weise haben wir versucht, dem Grundsatz Rechnung zu tragen, dass es kein Verständnis für Gegenwart und Zukunft ohne Erinnerung an die Vergangenheit gibt.
Drei Wochen vorher hatte die Initiative zu einer feierlichen Zeremonie anlässlich der Verlegung der Stolpersteine 11 und 12 in die Talberger Str. 10 eingeladen.
Musikalisch begleitet von der Gruppe „Querbeet” verlegt Günter Demnig in Anwesenheit von 60 Anwohner*innen die beiden Steine. Sie erinnern an die antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen Elfriede und Werner Schaumann, die den Kampf gegen das Naziregime mit Beginn seiner Herrschaft bis zu ihrer Verhaftung 1942 geführt haben.
In zwei Redebeiträgen wurde auf die heutige Bedeutung von Verfolgung und Widerstand während der faschistischen Herrschaft angesichts der ständigen Versuche rechter Bewegungen und Parteien, die deutsche Geschichte von den Naziverbrechen zu entsorgen, hingewiesen.
Vor allem Georg Weise, Sohn des Widerstandskämpfers Kurt Weise, unterstrich in seinem Redebeitrag als Zeitzeuge, unter welch schwierigen Bedingungen es nur möglich war, den ungleichen Kampf aufzunehmen und zu führen, einem Kampf, der auch die gesamte Familie betraf, ob Ehefrau oder Kind.
Das Fazit seiner Lebenserfahrungen lautet: „Nie wieder!”
Es ist unsere Aufgabe, die Feinde der Zivilisation, einer demokratischen und sozialen Gesellschaft rechtzeitig in die Schranken zu weisen. Ihr nachzukommen ist die höchste Ehrung, die wir Elfriede und Werner Schaumann sowie allen anderen aus politischen oder/rassischen Gründen von den Nazis verfolgten und ermordeten Menschen erweisen können.
Verlegung von zwei Stolpersteinen
Hufeisern gegen Rechts lädt ein:
Samstag, dem 28. August 2021, um 11:45 Uhr,
Talberger Straße 10i,
12359 Berlin (Nähe U-Bhf. Parchimer Allee)
Die beiden Stolpersteine erinnern an den Bauführer Werner Schaumann und seine Ehefrau, die Chemotechnikerin Elfriede Schaumann, die von den Nationalsozialisten ermordet bzw. in den Tod getrieben wurden.
Beide gehörten bereits unmittelbar nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten dem antifaschistischen Widerstand im Rahmen der Internationalen Arbeiterhilfe und des Arbeitersportvereins „Fichte Berlin” an.
Ab 1936 organisierten sie in Britz eine Widerstandsgruppe, die gemeinsam ausländische Sender hörte und die Informationen zur Auseinandersetzung mit der gleichgeschalteten Öffentlichkeit aufbereiteten.
Darüber hinaus gehörten sie zeitweise der Britzer Widerstandsgruppe um Hans-Georg Vötter und Joachim Franke an.
Am 23. Mai 1942 wurde Werner Schaumann und am 10. September 1942 Elfriede Schaumann von der Gestapo festgenommen.
Die Verhaftungen erfolgten in Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Nazi-Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies” am 18. Mai 1942 im Lustgarten.
Unter Folter hatte ein Beteiligter der Gestapo Namen von ihm bekannten Männern und Frauen des Berliner Widerstands genannt, von denen weitere Verbindungen erpresst wurden.
Auf diese Weise wurden viele Gruppen und Einzelpersonen, die an dem Anschlag gar nicht beteiligt waren, verhaftet, darunter auch Werner und Elfriede Schaumann und ihre Mitstreiter*innen.
Um sich den Folterverhören zu entziehen nahm Elfriede Schaumann sich nach der ersten Vernehmung am 14. September 1942 das Leben. In Ihrem Abschiedsbrief heißt es, dass sie mit ihrem Körper nicht machen lasse, was andere wollen.
Werner Schaumann wurde am 5. Februar 1943 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und am 11.5.1943 in Plötzensee hingerichtet.
In seinem letzten Brief schreibt er an seine Familie: „Ich bin sehr ruhig; aufrecht wie ich gelebt habe, will ich auch sterben! - Ich weiß, dass ich euch viel Schmerzen bereitet habe, aber ich konnte nicht anders handeln, wenn ich ehrlich bleiben wollte.”
Musikalisch umrahmt wird die Verlegung von der Gruppe „Querbeet”.
Sie sind herzlich eingeladen.
Wir stimmen gegen Nationalismus und Rassismus!
Gemeinsame Plakataktion in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung anlässlich der Wahlen am 26. September 2021
Am Samstagvormittag des 14. Augusts haben Vertreter*innen des Albert-Einstein-Gymnasiums, der Annedore-Leber-Oberschule und der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule, der Neuköllner Bezirksorganisationen von SPD, Bündnis90/Die Grünen und DIE LINKE, der Neuköllner Kreisverbände von DGB und SJD-Die Falken, des Britzer Bürgervereins sowie der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts 130 Plakate in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung angebracht.
Auf ihnen rufen die beteiligten Organisationen und Einrichtungen auf, die Wahlentscheidung am 26. September zu einer Abstimmung gegen Rassismus und Nationalismus zu machen.
Die bundesweite Existenz von AfD-Fraktionen in den Parlamenten zeigt die Notwendigkeit, sich dem Angriff auf die deutsche Demokratie zu widersetzen.
Gerade die Erfahrungen in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung haben vor Augen geführt, dass es der AfD nicht um konstruktive Parlamentsarbeit geht.
Ihr Ziel besteht in öffentlichkeitswirksamen rassistischen Provokationen und der Behinderung parlamentarischer Arbeit mittels Geschäftsordnungstricks.
Begleitet wird dieser Parlamentsboykott von der Diffamierung demokratischer Jugend-, Bildungs- und Sozialarbeit, die sich mit den völkischen Auffassungen und Aktivitäten der AfD und ihres politischen Umfeldes auseinandersetzt.
Die Vernichtung von Büchern in einer Schöneberger Bibliothek stellt ein warnendes Beispiel für den demokratiezerstörenden Kurs rechter Alltagspraxis dar.
An derartigen Alltagserscheinungen völkischer Anschauungen wird deutlich, wohin die demokratiefeindlichen Wege führen.
Die Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 als Ausdruck von Intoleranz und Gewalt gegen Andersdenkende drängt sich geradezu auf.
Dagegen gilt es sich frühzeitig zu wehren.
Die Wahlentscheidung am 26. September 2021 ist eine Gelegenheit, der AfD und ihrem rechtsextremistischen Umfeld eine Abfuhr zu erteilen.
Erich-Mühsam-Kundgebung 2021 im Hufeisen
Ernst und unterhaltsam zugleich
Der angekündigte Starkregen blieb aus, dafür kamen mehr als 100 Menschen, um an unseren ehemaligen Nachbarn, dem Dichter und Anarchisten Erich Mühsam, auch in diesem Jahr in der Hufeisensiedlung zu erinnern.
Angesichts der zunehmenden rechten Angriffe auf Jüdinnen und Juden hatte die Initiative Hufeisern gegen Rechts die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus als Thema ihres Wortbeitrags in den Mittelpunkt gestellt.
Erich Mühsam hatte zwar seiner jüdischen Herkunft keine besondere Bedeutung beigemessen, war aber aufgrund der antisemitischen Hasstiraden der Nazis immer wieder gezwungen, nicht nur vor der existentielle Gefahr der faschistischen Bewegung für die sozialistische Arbeiterbewegung zu warnen, sondern sich auch der rassistischen Angriffe gegen ihn und generell gegen das Judentum „als ein Symptom reaktionärer Hochkonjunktur” zu erwehren.
Parallelen zu der heutigen Zeit, vor allem zu den rassistischen Anschlägen, zog der Redner der Anwohner*inneninitiative, indem er auf den rechten Terror in Neukölln hinwies, mit dem seit mehr als zehn Jahren bis in die jüngste Zeit Menschen mit Morddrohungen überzogen, Autos angezündet, Scheiben eingeschlagen sowie das Gedenken an Tote beschmutzt werden.
Um endlich aufzuklären, wie sich seit Jahren eine gewaltorientierte rechte Szene entwickeln konnte, wies er noch einmal auf die Forderung Neuköllner Organisationen und Initiativen sowie von Gewalt Betroffenen hin, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen und den Ungereimtheiten bei der Ermittlungsarbeit der Behörden einzurichten.
Auch Lienhard Böhning, Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft, ging in seinem Beitrag auf die Aktualität von Erich Mühsams Haltung zu rassistischen und antisemitischen Diskriminierungen ein.
Am Beispiel der am 10. Juli dieses Jahres verstorbenen Auschwitz-Überlebenden Esther Bejerano, die aus ihrer eigenen Erfahrung Rassismus und Rechtsradikalismus als größte Bedrohung menschlichen Zusammenlebens bezeichnet habe, zeigte er, wie notwendig das unermüdliche Engagement gegen jeglichen Rechtsradikalismus und für eine Verständigung von Juden, Christen und Muslime für die Verteidigung demokratischer Grundrechte in unserem Land sei.
So sei es unerträglich, dass dem Rassismus und Antisemitismus der AfD in den Talkshows und Interviews in den öffentlichen Medien eine ständige Plattform geboten werde. Dies sei einer Demokratie unwürdig und müsse vor allem angesichts des bevorstehenden Wahlkampfes ein Ende finden.
Das Lebensmotto von Esther Bejenario müsse bei uns allen, die für Demokratie und Menschenrechte eintreten, Leitlinie sein und bleiben:
„Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander!
Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!”
Doch es wäre keine Veranstaltung im Sinne Mühsams, wenn nicht auch neben seiner politischen Entschlossenheit seine humorvollen, lebenswütigen und geselligen Seiten zur Sprache gekommen wären. Dafür sorgte der musikalische Beitrag von Ralf „Trotter” Schmidt, Mario „Bibi” Schulz und Ilja Plettner mit der Premiere ihres Erich-Mühsam-Programms „Da bin ich, öffne zögernd deine Tür”.
Freiheit, Rebellion und Antifaschismus paarten sich hier mit Themen wie Einsamkeit, verschmähter Liebe und sexuellen Abenteuern.
Dieser Vielfältigkeit trugen die Musiker auch dadurch Rechnung, dass sie die so unterschiedlichen Themen und lyrischen Formen mit einem breiten Spektrum an musikalischen Stilen präsentierten.
Vom Blues, rockigen Balladen über Folk mit Jazzelementen bis hin zur Anlehnung an deutsche Arbeiterhymnen bewegten sich „Trotter” Schmidt und seine Mitmusiker und verschafften den Kundgebungsteilnehmer*innen ein abwechslungsreiches, genussvolles Erlebnis, das sich auch in dem große Beifall und der Forderung nach Zugaben ausdrückte.
Ein besonderer Dank gilt der Fritz-Karsen-Schule, die uns die Musikanlage zur Verfügung gestellt hat.
Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung - eine verdrängte Geschichte
Anlässlich des 8. Mai 2021, dem Tag der Befreiung vom Faschismus lädt die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts zu unserer Ausstellung ein.
Samstag, den 8. Mai,
⇒ 13:00 - 17:00 Uhr auf dem Platz vor der Hufeisentreppe.
⇒ 16:30 Uhr Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8
Millionen Menschen aus den besetzten Gebieten, vor allem aus Polen und der Sowjetunion, haben die Nazis während des 2. Weltkrieges nach Deutschland verschleppt.
Als Zwangsarbeiter*innen wurden sie in nahezu allen Wirtschaftsbereichen eingesetzt, von der Rüstungsproduktion über Verkehrsbetriebe bis zu privaten Haushalten - oft unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Jahrzehntelang hat die deutsche Geschichtsschreibung dieses Thema kaum berührt.
Auch in unserer Siedlung konnte oder wollte sich lange Zeit niemand an die Existenz von Zwangsarbeiter*innen erinnern.
Und doch gab es sie.
In zwei Lagern sowie mehreren Haushalten und kleinen Gewerben lebten und arbeiteten hauptsächlich aus Polen und der Sowjetunion deportierte Zwangsarbeiter*innen.
Vor allem sie haben den Tag der Befreiung als solchen empfunden.
Mit der Ausstellung und der Gedenktafel wollen wir daran erinnern: Rassismus und Missachtung der Menschenwürde sind Verbrechen!
In unserer Siedlung haben sie keinen Platz.
Sie sind herzlich eingeladen.
Zusammen gegen Rassismus - eine Menschenkette für 100% Menschenwürde
Zum Internationalen Tag gegen Rassismus treffen wir uns
Samstag, 20. März 2021, 11 Uhr
Alt-Rudow, Ecke Neudecker Weg
Rassismus ist ein weltweites Phänomen. Deutschland und damit auch Berlin bilden hier keine Ausnahme.
Rassismus begegnet man im Parlament, in Behörden, der Polizei, auf der Arbeit, in Universitäten, Schulen und Kindergärten, in Vereinen, in Geschäften und auf der Straße.
Das Berliner Register verzeichnete im Jahr 2020 allein in Neukölln 214 rechtsextreme, rassistische und antisemitische Vorfälle.
Oft geschieht dies außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung, wie die folgenden drei Beispiele aus Britz, Buckow und Rudow belegen:
- Sieben Frauen im Alter von 15 bis 71 Jahren und ein 24-jähriger Mann wurden gegen 15.00 Uhr in der Straße Am Grünen Weg in Britz von einer 45-jährigen Frau antimuslimisch beleidigt und mit Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.
- Nicht weit von diesem Ort entfernt wurde im Januar 2021 der Gedenkort des aus rassistischen Gründen ermordeten 22-jährigen Burak Bektas zum wiederholten Male geschändet.
- Menschen und Einrichtungen, wie die Rudower Kirchengemeinde, die sich für Geflüchtete einsetzen und sich um ein soziales, demokratisches Miteinander unter der vielfältigen Neuköllner Einwohnerschaft bemühen, werden bedroht und angegriffen.
Diesen alltäglichen Rassismus wollen wir nicht hinnehmen!
Wir fordern aber auch ein eindeutiges Vorgehen von Polizei und Justiz gegen die Täter*innen.
Dazu gehört endlich ein konsequentes Vorgehen gegenüber Mitgliedern der Ermittlungsbehörden, die mit Täterkreisen bekanntermaßen sympathisieren oder diese unterstützen.
Mit völkischen Gruppierungen und Parteien darf es für Demokrat*innen keine stillschweigende Duldung, geschweige denn eine Zusammenarbeit geben. Rechten Parteien gilt es bei den Bundestags-, Abgeordnetenhaus- und Bezirksverordnetenwahlen im Herbst eine Abfuhr zu erteilen.
Deshalb demonstriert mit uns für ein Neukölln frei von Rassismus und Gewalt.
Es rufen gemeinsam auf:
Rudow empört sich, Hufeisern gegen Rechts, Bündnis Neukölln
Wir bitten um strikte Einhaltung der Infektionsschutzregeln!
Protest gegen verschwörungsideologischen Autokorso in Britz
am Mittwoch, dem 10. März 2021,
von 19 bis 20 Uhr
an der Buschkrugallee/Ecke Blaschkoallee
Seit Wochen fahren Autokorsos durch Marzahn und Lichtenberg.
Nun wollen Coronaleugner auch in Treptow und Süd-Neukölln „gegen die Ignoranz unserer Regierung gegenüber den Menschen in unserem Land und der ganzen Welt” auf sich aufmerksam machen.
Die Corona-Krise fördert soziale Ungleichheiten und Entsolidarisierung in unserer Stadt.
Eine kritische Haltung gegenüber den einzelnen Infektionsschutzmaßnahmen ist ein demokratisches Recht.
Wir nehmen es aber nicht hin, wenn die Diskussionen um Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen menschverachtend und antisemitisch aufgeladen werden.
Das Virus verschwindet nicht, wenn es geleugnet wird oder Sündenböcke dafür gesucht werden.
Die schweren Erkrankungen und die Toten - allein in Neukölln über 360 Coronatote - sprechen eine eindeutige Sprache.
Welche Leute hinter diesen Autokorsos stehen, wird an ihren Äußerungen deutlich:
So verkündete laut Tagesspiegel vom 23.2.2021 der Redner auf der Abschlusskundgebung des Autokorsos in Marzahn: „Wir fahren so lange, bis diese ganze Regierung vorm Weltgerichtshof steht und für ihre ganzen Verbrechen gerade stehen muss” (...) Da könne die Kanzlerin ruhig „mit Panzern kommen” oder ihn „erschießen”.
Seine unverhohlene Drohung: „So lange werden wir diese Satansbrut jagen, bis sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.”
Das hat mit einer demokratischen Debatte nichts gemein.
Überlassen wir den Coronaleugnern nicht die Straße. Protestiert mit uns für eine offene, solidarische, vielfältige und demokratische Nachbarschaft in Britz.
Ihre Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Der Brandanschlag auf 2 Obdachlose in Britz - kein rechter Hintergrund?
Am Freitag, dem 26.2.2021, zündeten drei junge Männer nacheinander zwei Zelte von Obdachlosen in der Parkanlage an der Britzer Gutschmidtstraße an.
Einer der beiden Obdachlosen wurde durch Schläge schwer verletzt.
Die Polizei hat Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung aufgenommen.
Einen rechtsextremen Hintergrund wird von ihr nicht gesehen.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts schließt sich dieser Einschätzung nicht an.
In Deutschland besteht eine lange Tradition der Diskriminierung von Obdachlosen. Schon im 19. Jahrhudert galten „Landstreicherei”, „Müßiggang” oder „arbeitsscheu” als strafrechtliche Vergehen und wurden im Wiederholungsfall mit Anstaltsunterbringung geahndet.
Während der Nazi-Zeit wurde diese Diskriminierung verschärft.
Unter der Kennzeichnung „Berufsbetteltum”, „Berufsausbeutung”, „Wohlfahrtbetrügerei” und „Arbeitsunwilligkeit” wurden gesetzliche Regelungen erlassen, mit denen Obdachlose in Arbeitshäuser und Gefängnisse gerichtlich eingewiesen bzw. inhaftiert wurden.
Ziel der politischen Führung und der NS-Experten war nicht nur die Disziplinierung, Repression und Ausgrenzung von Randgruppen, sondern die „restlose Beseitigung” von „Asozialen” und „Gemeinschaftsfremden” aus der Gesellschaft.
Arbeitslosigkeit und Kleinkriminalität, dauerhafte Fürsorgebedürftigkeit und „Nichtsesshaftigkeit” waren in dieser Sicht nicht Folge gesellschaftlicher Konflikte und sozialer Vernachlässigung, sondern Ausdruck charakterlicher Andersartigkeit und negativer Erbanlagen.
Wer sich angesichts der staatlichen Drohungen und Sanktionen nicht anpasste, galt als „unverbesserlich„ und sollte endgültig aus der „Volksgemeinschaft” „ausgesondert” werden.
1937 erhielt die Kriminalpolizei die Zuständigkeit, im Rahmen „vorbeugender Verbrechensbekämpfung” sogenannte „Asoziale” ohne richterlichen Beschluss auf unbestimmte Zeit in KZs einzuweisen.
Auch wenn diese juristischen Bestimmungen mit der Befreiung vom Faschismus beseitigt wurden, ist das diskriminierende und abwertende Menschenbild immer noch existent und weit verbreitet.
Der Angriff auf Obdachlose ist und bleibt somit Ausdruck einer rechtsextremen Auffassung, nach der Menschen, deren Leben den gängigen Vorstellungen eines „geregelten Lebens” von Wohnung, Arbeit und Unterhalt widerspricht, zu gesellschaftlichen „Parasiten” erklärt werden und zu bekämpfen sind.
Wenn die Polizei in den o.g. Fällen nicht von rechtsextremen Tätern spricht, mag sie Recht haben, dass die Angreifer nicht der organisierten rechten Szene angehören.
Unabhängig davon bleibt jedoch der geistige Hintergrund dieser schamlosen, menschenrechtsverletzenden Taten in Britz dem rechtsextremen Weltbild verhaftet.
Menschen, die dem fiktiven Bild einer wie auch immer definierten „richtigen Lebensweise” (die Nazis sprachen von „Volksgemeinschaft”) nicht entsprechen, werden als minderwertige Existenz klassifiziert, die bestraft und ihrer Existenz beraubt werden müssen.
Da die staatlichen Organe dieses nicht in ausreichendem Maß vornehmen, tritt an ihre Stelle zum Schutz vor der öffentlichen Existenz der „Anpassungsunwilligen” das Recht auf Selbstjustiz.
Es ist keine Zufälligkeit, dass wir diese Selbstermächtigung häufig bei Menschen finden, die sich selbst als gesellschaftlich Benachteiligte fühlen, wobei es hier keine Rolle spielt, ob es sich um Menschen mit oder ohne Migrationsbiographie handelt.
Rechte Anschauungen machen keinen Halt vor Ländergrenzen.
Sie lassen sich jedoch auch nicht - wie es die Polizei in diesem Fall tut - auf den organisierten Rechtsextremismus reduzieren.
Sie sind tief verwurzelt in der Mitte unserer Gesellschaft.
Die verbreitete, kaum hinterfragte Verachtung gegenüber Obdachlosen, die sich in gängigen Bezeichnungen wie „Penner”, „Landstreicher” oder „Berber” zeigt, ist ein deutliches Indiz.
Als Initiative, die sich für ein demokratisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Lebensentwürfe einsetzt und gegen das Vordringen rechter Denk- und Verhaltensmuster wendet, rufen wir zur Solidarität mit den betroffenen Obdachlosen auf.
Zeigen wir Zivilcourgage, wenn Obdach- oder Mittellose verbal oder körperlich angegriffen werden. Auch hier gilt: Menschenwürde ist unteilbar!
Pressemitteilung der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts zu dem Zwischenbericht der Expertenkommission zum „Neukölln-Komplex” vom 22.02.2021
Der Gesamttenor des Zwischenberichts zeigt, dass eine behördeninterne Kommission - auch wenn sie z. T. aus externen Personen besteht - wenig zur Aufklärung beitragen kann, warum die Ermittlungen zu den seit 10 Jahren stattfindenden rechten Anschläge in Neukölln keine Erfolge zeigen. Frau Leichsenring und Herr Diemer haben als Verantwortliche der Kommission nicht nur Akten eingesehen und mit Vertreter*innen von Polizei, Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft gesprochen, sondern auch mehrere Betroffene zu Gesprächen eingeladen. Die Ergebnisse ihrer bisherigen Arbeit haben sie nun in einem Zwischenbericht vorgelegt, der kaum über das bisher Bekannte hinausgeht.
Dass die Betroffenen die Erfolglosigkeit der Arbeit der Ermittlungsbehörden bedauern, ist eine Banalität, deren Erwähnung schon an Peinlichkeit grenzt. Ihre Äußerungen als Ausdruck von Unverständnis zu bezeichnen, verkehrt die Haltung der Betroffenen zu der erfolglosen Ermittlungsarbeit ins Gegenteil. Jede/r Einzelne von ihnen kann Ursachen anführen - und hat dieses auch in der Vergangenheit gegenüber der Öffentlichkeit bereits getan -, die seiner Auffassung nach die desaströse Erfolgsquote erklären. Sicherlich stimmen sie in Details nicht immer überein. Aber gemeinsam ist ihnen, dass es in den Ermittlungsbehörden Blockaden gibt, die die Aufklärungsvorgänge nicht nur behindert, sondern auch verhindert haben.
Wir ersparen uns die Aufzählung der bekannten Ungereimtheiten bei den bisherigen Ermittlungen. Diese Fehler und Versäumnisse der Behörden werden in dem Zwischenbericht mit dem Hinweis abgetan, die Kommission habe aus den Akten und den Gesprächen mit Vertreter*innen der Ermittlungsbehörden kein Behördenversagen feststellen können. Der massive Vertrauensverlust bei den Betroffenen gegenüber Polizei und Justiz beruhe in erster Linie auf der unterschiedlichen Sichtweise gegenüber der Ermittlungsarbeit. Häufig würden von Seiten der Betroffenen Perspektiven eingenommen, die durch eine Pressearbeit eines Teils der öffentlichen Medien entstehe, die Verdachtsmomente gegenüber Mitgliedern von Polizei und Justiz vorschnell in harte Fakten ummünze und damit Vorurteile aufbaue bzw. stärke.
Als vorläufiges Ergebnis schlägt die Kommission eine intensivere Kommunikation von Vertreter*innen der Ermittlungsbehörden mit den Betroffenen unter Einbindung der örtlicher Initiativen und des Bezirksamtes vor, um „das gegenseitige Verständnis und Vertrauen füreinander zu erhöhen, Verbindlichkeit zu schaffen und so gemeinsam gegen die der Tatserie zugrundeliegenden, seit Jahrzehnten bestehenden rechtsextremistischen Strukturen vorzugehen”.
Angesichts unserer Erfahrungen empfinden wir diesen Vorschlag als wenig ermutigend.
In den vergangenen Jahren haben Betroffene mehrere Gesprächsrunden initiiert, an denen Vertreter*innen vom LKA, dem Verfassungsschutz, der Staatsanwaltschaft sowie Innensenator Geisel bzw. sein Staatssekretär Akmann teilgenommen haben. Dabei wurde uns immer wieder versichert, dass die Ermittlungen im Zusammenhang zu den Neuköllner Straftaten immer in seiner Gesamtheit als einheitlicher Vorgang von einer im Team arbeitenden Gruppe bei der Staatsanwaltschaft bearbeitet würden und diese Vorgehensweise auch bei der Polizei ihren Niederschlag finde. Unseren Zweifel an der Gesamtbetrachtung, die sich auf den für uns nicht nachzuvollziehenden Einstellungen einzelner Ermittlungsverfahren stützten, wurde immer wieder entgegengehalten, alle Akten würden immer wieder auf mögliche Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Straftaten und den Tatverdächtigen überprüft.
In einem Gespräch mit Generalstaatsanwältin Koppers erfuhren wir dann, dass sie die Verfahren des Neukölln-Komplex auch deshalb an sich gezogen habe, weil diese ohne Aktivitäten von Seiten des leitenden Staatsanwalts als Einzelvorgänge von unabhängig voneinander arbeitenden Staatsanwälten bearbeitet worden seien und kein Engagement zur Aufklärung erkennbar gewesen sei.
Es lag und liegt nicht an der fehlenden Kommunikation, dass unser Misstrauen gegenüber staatlichen Organen und Instanzen sowie deren Ernsthaftigkeit, die Ermittlungen zu einem erfolgreichen Ergebnis zu bringen, nicht entkräftet wurde. Hier geht es nicht um unterschiedliche Sichtweisen, sondern um Betrug und Lüge.
Solange derartiges Behördenhandeln nicht thematisiert wird, haben Kommissionen und ihre Berichte lediglich die Alibifunktion, Aktivitäten vorzutäuschen, wo keine sind.
Der Zwischenbericht macht für uns noch einmal deutlich, wie notwendig die Forderung nach
Einrichtung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses ist.
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
An diesem Tag wurde 1945 das Konzentrationslager Auschwitz durch sowjetische Soldaten befreit.
Aus diesem Anlass zeigt die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts einen Kurzfilm von knapp 3 Minuten zur Befreiung von Auschwitz.
Wir laden Sie zu einem stillen persönlichen Gedenken ein.
Um dem Infektionsschutz Rechnung zu tragen, zeigen wir den Film in einer Dauerschleife am
Mittwoch, dem 27. Januar 2021,
von 9 bis 16 Uhr
auf dem Platz vor der Hufeisentreppe vor dem Haus Fritz-Reuter-Allee 50.
Nach Aussage des KZ-Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, wurden in dieser nationalsozialistischen „Todesfabrik” 1,135 Millionen Menschen ermordet, davon ca. 1 Million Jüdinnen und Juden.
Darüber hinaus kamen mindestens 70.000 Polen, 21.000 Roma, 14.000 sowjetische Kriegsgefangene sowie 10.000 Tschechen, Belarussen und andere Opfer ums Leben.
Lediglich 7500 lebensbedrohlich unterernährte Häftlinge befanden sich noch am 27. Januar 1945 auf dem Lagergelände.
Sie hatten die NS-Mordmaschinerie überlebt, die gnadenlose Ausplünderung ihrer Arbeitskraft als Arbeitssklaven in den dem Lager angeschlossenen Fabriken des deutschen Chemiekonzerns IG Farben sowie in weiteren 47 Bergwerken, Industrieanlagen und landwirtschaftlichen Betrieben.
Ausgebeutet wurde aber nicht nur die Arbeitskraft der Deportierten: Jeglicher Besitz, ihre Kleidungsstücke, selbst Körperprothesen, Goldzähne und Haare „verwerteten” die Nazis.
Und wie in anderen deutschen KZ fanden auch in Auschwitz gezielt medizinische Versuche mit Insassen statt. Besonders berüchtigt war der Arzt Josef Mengele. Er tötete bei seinen Experimenten zahlreiche Menschen. Mengele infizierte Kinder mit tödlichen Krankheiten, amputierte Gefangenen Glieder, schnitt Organe aus ihren Körpern oder ließ sie per Giftspritze ermorden, wenn seine Zwecke es „erforderten”.
Diejenigen, die die SS als „verwendungsunfähig” kategorisierte, wurden gleich nach der Ankunft auf der Bahnrampe ausgesondert und in die Gaskammern getrieben.
Es handelte sich vor allem um Frauen und Kinder sowie alte oder schwache Männer.
Doch wer des 27. Januars gedenkt, muss auch den 30. Januar mitdenken.
Denn zur Frage nach dem Leiden der Opfer gehört auch die Frage nach den Tätern und gesellschaftlich Verantwortlichen.
Es muss darum gehen, nicht nur die Erinnerung der nationalsozialistischen Massenverbrechen an Juden, Sinti und Roma, Slawen, Homosexuellen, Zeugen Jehovas oder anderen Opfergruppen wach zu halten, sondern auch die Errichtung der faschistischen Herrschaft in Deutschland zu thematisieren.
Es gilt daran zu erinnern, dass erst die Beseitigung der Demokratie und die Verhaftung und Ermordung ihrer Verteidiger*innen die nationalsozialistische Diktatur möglich machten, die schließlich nicht nur einen Vernichtungskrieg gegen andere Länder - allen voran gegen Polen und die Sowjetunion - führte, sondern auch gegen Deutschland und seine Bevölkerung.
Warum halten wir diese Erinnerung für notwendig?
76 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz droht die AfD ihren politischen Gegnern öffentlich:
„Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht - denn wir sind das Volk, liebe Freunde.”
Derartige Sätze erinnern uns an den 30. Januar 1933, an die damaligen Reden der NS-Funktionäre und an das, was danach kam.
Nie wieder Auschwitz, nie wieder Nationalismus und Rassismus!
Für Menschenrechte und ein demokratisches Miteinander!
Dr. Curt Jacoby - von den Nazis vertrieben!
Wir erinnern an einen von vielen jüdischen Bewohner*innen unserer Siedlung.
Mit dem Pogrom vom 9. November 1938 leiteten die Nazis die endgültige Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland ein.
Bereits kurz nach der faschistischen Machtübernahme 1933 hatten die Nationalsozialisten die mit der Diskriminierung und Entrechtung von Jüdinnen und Juden begonnen.
So auch in unserer Siedlung.
Viele der ca. 80 von den Nazis als Jüdinnen und Juden deklarierten Bewohner*innen wurden vertrieben oder verhaftet und ermordet.
Stellvertretend für unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger*innen haben Mitglieder der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts vor dem ehemaligen Wohnsitz des jüdischen Arztes Dr. Curt Jacoby in der Hanne Nüte 83 an den antisemitischen Nazi-Terror erinnert.
Dr. Jacoby emigrierte 1937 mit Frau und Kind in die USA. In New York erhielt er 1939 seine Zulassung als Allgemeinmediziner.
Nach seinem Tod im Jahre 1976 wurde er auch dort beerdigt.
Drei Texte von Bertolt Brecht, Günther de Bruyn und Mascha Káleko wurden vorgetragen und Blumen vor dem Hauseingang niedergelegt.
Auch in ”Corona-Zeiten„ muss die Erinnerung an rassisch und politisch motivierte Verfolgung und Ermordung von Menschen und die Warnung vor einem erneuten Anwachsen rassistischer und nationalistischer Anschauung in unserem Land wach gehalten werden.
Der Neukölln-Komplex - rechter Terror in Berlin
Unbedingt reinschauen!
In dem Video-Clip ”Der Neukölln-Komplex - rechter Terror in Berlin„ zeigen Betroffene anhand verschiedener Ereignisse das Ausmaß der rechten Gewaltangriffe der letzten Jahre auf die Neuköllner Zivilgesellschaft und die haarsträubende Arbeit der Ermittlungsbehörden.
Der knapp 7-minütige Film der Medienkünstlerin Ina Rommee und dem Fotografen Stefan Krauss untermauert die politische Forderung nach Einrichtung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Umgang der Ermittlungsbehörden mit der rechten Gewalt in Neukölln.
Der Film kann über den folgenden Link angesehen werden:
https://youtu.be/M8fGaH8WhVU
+fällt aus!+ ”Kinder der Blockade„ - Ein Film dokumentiert neun Zeitzeugen der Hungerblockade von Leningrad
+++ Wegen der aktuellen Corona-Infektionslage muss die Veranstaltung leider ausfallen.+++
Sonnabend, den 7. November 2020,
Beginn 16 Uhr
in der Britzer Gemeinde der Berliner Stadtmission,
Malchiner Str. 73, 12359 Berlin (U-Bhf. Parchimer Allee)
Der 9. November 1938 steht für den rassistischen Terror der Nazi-Herrschaft. Doch dieser Terror fand nicht nur in Deutschland statt.
Wir wollen an Hand der fast 900 Tage währenden Belagerung Leningrads daran erinnern, dass der Krieg vor allem in Osteuropa von den Nationalsozialisten als Vernichtungskrieg gegenüber der Bevölkerung geführt wurde.
Fast eine Million Menschen - doppelt so viele wie während der alliierten Luftangriffe auf Deutschland, viermal mehr als durch die Atombomben auf Japan - starben in dieser Stadt. Die Mehrheit der in Leningrad eingekesselten Menschen starb nicht durch Granaten und Bomben, sie starb aus Hunger.
Noch immer wird über dieses deutsche Kriegsverbrechen beiläufig oder verfälschend hinweggegangen, noch immer herrscht in unserem Land das Bewusstsein vor, die Blockade Leningrads sei eine gewöhnliche militärische Operation und nicht ein gezieltes Genozid.
Neun Überlebende der Leningrader Blockade sprechen über ihre Erlebnisse während der Belagerung der Stadt durch die Wehrmacht von 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944.
Der 55minütige Film von Ina Rommee und Stefan Krauss ist in Zusammenarbeit mit dem Club Dialog e. V. und dem Verein Lebendige Erinnerung entstanden, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Tragödien, die sich während des Zweiten Weltkriegs in der Stadt an der Newa ereignet haben, vor dem Vergessen zu bewahren.
Im Anschluss werden drei der im Film auftretenden Zeitzeugen mit uns über ihr Erleben diskutieren.
+++ Wegen der aktuellen Corona-Infektionslage muss die Veranstaltung leider ausfallen.+++
Gemeinsam gegen den Aufmarsch des ”III. Weges„ am 3. Oktober 2020
Als Teil eines breiten Berliner Bündnisses ruft Hufeisern gegen Rechts zu folgenden Protestkundgebungen auf:
- 11:00 bis 12:30 Uhr Kundgebung am Bahnhof Lichtenberg - Vorplatz
(von dort gemeinsame Anreise zur Kundgebung in Hohenschönhausen)
- ab 13:00 Uhr am Linden-Center in Hohenschönhausen, Zingster Straße
(Anfahrt: U 7 bis S-Bhf. Neukölln - S 42 bis Ostkreuz - S 75 bis Hohenschönhausen; alternativ: U 7 bis Hermannplatz - U 8 bis Alexanderplatz - Tram M 4 bis Prerower Platz)
Wir stehen für ein weltoffenes, vielfältiges Berlin und ein solidarisches Miteinander unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe und sexueller Orientierung.
Dafür gehen wir am 3. Oktober auf die Straße - laut und entschlossen.
Wir überlassen den Nazis nicht unsere Stadt!
Wir rufen alle Berliner*innen dazu auf, sich gemeinsam mit uns dem III. Weg und seinem Gefolge entgegenzustellen!
Kommt zu den Kundgebungen, Demonstrationen und Aktionsorten entlang der Aufmarschroute.
Es wird sichere Anlaufpunkte für die Nachbarschaft und Treffpunkte zur gemeinsamen Anreise aus der Innenstadt geben.
Für den 3. Oktober 2020 hat die Neonazipartei ”Der III. Weg„ einen Aufzug von 14 bis 20 Uhr in Berlin angemeldet. Dieser Aufmarsch wird nach derzeitigen Informationen in Hohenschönhausen (Lichtenberg) ab S-Bahnhof Wartenberg zum Linden-Center stattfinden.
Es kann aber noch zu einer kurzfristigen Ummeldung in einen anderen Stadtteil oder gar Bezirk kommen.
Nach den gemeinsamen Aktionen mit der bundesweiten ”Querdenken„-Bewegung wähnt sich die rechte Szene im Aufwind. Wir erwarten am gesamten Wochenende Aufzüge unterschiedlicher rechter und rechtsoffener Gruppen.
Wir gehen davon aus, dass der Schwerpunkt in Berlin auf dem Aufmarsch des ”III. Weges” liegen wird.
Viele Nazis werden diesem Aufruf folgen und nach Berlin kommen.
”Der III. Weg„ wird vor allem von Mitgliedern aus inzwischen verbotenen faschistischen Netzwerken getragen.
Die Partei versteht sich als völkisch-nationalistische Elite, ihr Programm ist eng an das Parteiprogramm der NSDAP angelehnt.
Sie befürwortet Brandanschläge auf Geflüchtetenheime und fällt durch rassistische, islamfeindliche und antisemitische Hetze auf.
Unser Ziel ist es, dieser faschistischen Partei mit positivem Bezug auf den Nationalsozialismus nicht die Straße zu überlassen.
Das bedeutet für uns am 3. Oktober engagiert die Hetze des III.
Weg zu unterbinden und dafür zu sorgen, dass der gesellschaftliche Konsens des ”Nie wieder Faschismus” praktisch umgesetzt wird.
Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Wir bitten die Hygieneregeln eigenverantwortlich und solidarisch einzuhalten.
Unterzeichner*innen (Stand 17.9.20): Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage gegen Rechts; Aufstehen gegen Rassismus Berlin; Berliner Bündnis gegen Rechts; DIE LINKE.SDS Berlin; Hufeisern gegen Rechts; Jusos Berlin; LAG Antifaschismus Berlin; Omas gegen Rechts; SPD Berlin;Spandauer Bündnis gegen Rechts
Laufend aktualisierte Infos:
https://berlin-gegen-nazis.de/proteste-gegen-einen-neonazi-aufmarsch-in-berlin
Twitter: @BerlingegenNazi
Gegen das Vergessen - Stolpersteine in unserer Siedlung putzen!
Donnerstag, 17. September 2020,
Treffpunkt: 16:30 Uhr, U-Bhf. Parchimer Allee,
nördl. Ausgang
10 Stolpersteine erinnern in und am Rande unserer Siedlung an Menschen, die aus politischen und/oder rassischen Gründen während der Nazi-Herrschaft verfolgt und ermordet worden sind.
Das Gedenken an sie ist gleichzeitig Mahnung und Aufforderung, dem sich heutzutage verbreitenden Rechtspopulismus und Rassismus sowie den damit verbundenen Gewaltanschläge gegen Migrant*innen und Antifaschist*innen entgegenzutreten.
Deshalb lädt unsere Initiative im Rahmen der Freiwilligentage zu zwei ca. 1 ½ - stündigen Rundgängen ein, in dessen Rahmen es kurze Informationen über die Ermordeten geben und die Steine gereinigt und poliert werden.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Ihre Anwohner*inneninitiative
Hufeisern gegen Rechts
Margarete-Kubicka-Bibliothek
Am Mittwoch, dem 2. September 2020, wurde die Britzer Stadtteilbibliothek feierlich in Margarete-Kubicka-Bibliothek umbenannt.
Fünf Jahre ist es her, dass unsere Anwohner*innen-initiative Hufeisern gegen Rechts die Neuköllner BVV gebeten hat, einen Ort nach der antifaschistischen Widerstandskämpferin, Malerin und Pädagogin Margarete Kubicka zu benennen.
Nun ist der Bezirk dieser Initiative nachgekommen.
In Anwesenheit von Kultursenator Klaus Lederer, der Neuköllner Stadträtin für Bildung und Kultur Karin Körte sowie der Schwiegertochter von Margarete Kubicka, Petra Kubicki, ehrte der Bezirk Neukölln die ehemalige Bewohnerin der Hufeisensiedlung, die als Lehrerin, Künstlerin und radikale Demokratin sowohl in den Kunstkämpfen ihrer Zeit als auch in den Auseinandersetzungen um das tägliche Brot ihre Frau gestanden hat.
Mit dieser Ehrung setzt der Bezirk Neukölln in einer Zeit, in der nationalistische Überhöhung und verschwörungsideologische Propaganda fröhliche Urstände feiern, ein Zeichen für demokratische Kultur und soziales Miteinander.
Margarete Kubicka hat ein Leben lang für eine Kunst gestritten, deren Aussagen sich nicht nach den Wünschen von Mäzenen oder gesellschaftlich Mächtigen richten.
In ihren Bildern finden sich Kulturelemente aus vielen Völkern und Kontinenten wieder.
Sie richten sich gegen einen Kulturbegriff, der Kunst politisch instrumentalisieren und internationale Vielfalt durch nationalistische Einfalt ersetzen will.
Ihre konsequente demokratische und soziale Haltung in Bild, Wort und Tat, die die Inkaufnahme persönlicher Nachteile einschloss, macht sie gerade in der heutigen Zeit zu einer Orientierungsgröße.
Um den Nutzerinnen Margarete Kubicka auch anschaulich näher zu bringen, überreichte Hufeisern gegen Rechts der Bibliothek zwei Reproduktionen von Bildern sowie ein Foto der neuen Namensgeberin mit dem Wunsch, dass die Bibliothek ihrer Bestimmung gerecht wird: ein reger Ort zu sein, an dem Wissen und Kultur verbreitet werden und ihre Bestände die demokratische Auseinandersetzung, die Meinungsbildung und den Meinungsaustausch in Britz fördern, ganz im Sinne der neuen Namensgeberin.
Pressemitteilung vom 14.08.2020
Der rassistische Übergriff eines ehemaligen Mitglieds der EG Rex und unsere Erfahrungen mit dem „Neukölln-Komplex” lassen nur eine Schlussfolgerung zu:
Die Forderung nach der Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.
Seit Gründung unserer Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts haben wir immer wieder die Unterstützung der örtlichen Polizei bei der Sicherung unserer Veranstaltungen und Aktivitäten gesucht.
Vor allem die Zusammenarbeit mit der Ermittlungsgruppe Rechtsextremismus (EG Rex) beruhte von unserer Seite auf der Grundlage der Integrität der zugehörigen Polizeibeamten.
Als 2016 die EG Rex unter Innensenator Henkel (CDU) aufgelöst wurde, gab es von unserer Seite Protest.
Die Forderung ihrer Weiterexistenz wurde von uns nachdrücklich in Gesprächen mit Vertreter*innen verschiedener Parteien sowie der Leitung der Polizeidirektion 5 vertreten.
Vor allem mit zwei Beamten der Gruppe gab es einen recht intensiven Meinungsaustausch, der so weit ging, dass mindestens einer der beiden Polizisten häufig bei unseren Treffen anwesend war.
Auch bei den direkten Gesprächen mit einzelnen Mitgliedern unserer Initiative, die von rechten Gewaltangriffen betroffen waren, legten die beiden Beamten ein für uns begrüßenswertes Engagement an den Tag und traten als besorgte Ratgeber in Erscheinung.
Nun müssen wir erfahren, dass gegen einen der beiden Beamten, Stefan K., ein Gerichtsverfahren wegen führender Beteiligung an einem rassistischen Gewaltübergriff gegenüber einem Geflüchteten läuft.
Nach Zeugenaussagen habe er den Geflüchteten verprügelt und sich in nationalistischer und rassistischer Weise im Rahmen dieser kriminellen Handlung geäußert.
Der Umstand, dass im Rahmen der Neuköllner rechtsmotivierten Straftaten, unter deren Betroffene sich auch Mitglieder unserer Initiative befinden, mittlerweile vielfältige Verdachtsmomente existieren, die auf eine - mindestens geistige - Kumpanei von Mitgliedern der Ermittlungsbehörden und der rechten Gewalttäter sowie deren politisches Umfeld hinweisen, lässt die uns gegenüber an den Tag gelegte vertrauensheischende Haltung des betreffenden Beamten als ein übles Täuschungsmanöver erscheinen.
Für uns ergibt sich daraus eine weitere Begründung, warum die Kette rechter Straftaten in Neukölln nicht abreißt und die Aufklärungsquote immer noch die Größe Null beträgt.
Die aktuellen Hinweise auf die rechtspopulistische Gesinnung des Leiters der Abteilung 231 der Berliner Staatsanwaltschaft, zuständig für Staatsschutzdelikte, den Datenabfluss aus Berliner Polizeicomputern in rechte Chatgruppen, die Weigerung der Berliner Polizei, der Datenschutzbeauftragten die zur Aufklärung notwendigen Unterlagen über fragwürdige Abfragen zu den Daten von zwei von rechten Angriffen betroffenen Neuköllner*innen aus dem Polizeicomputer sowie die bisher unbefriedigende Arbeit der „BAO Fokus” zeigen deutlich, wie notwendig die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses ist.
Wir sehen in der von Innensenator Geisel angekündigten Kommission von zwei bis drei externen Experten in der Polizei zur Aufklärung des „Neukölln-Komplexes” keine Lösung. Die vielfältigen Widersprüche und Ungereimtheiten in der Ermittlungspraxis, die bisher bekannt geworden sind, waren kein Ergebnis der behördeninternen Arbeit, sondern wurden durch Journalisten, Rechtsanwälte und zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen an die Öffentlichkeit gebracht.
Auch die neue Kommission ist auf die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden angewiesen.
Gerade die zeigen aber dazu wenig bis keine Bereitschaft.
Im Gegensatz dazu besitzt ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die notwendigen Rechte zur Akteneinsicht und Zeugenvernehmung, um den Umgang der Ermittlungsbehörden mit den rechten Straftaten in Neukölln zu untersuchen und auf der Grundlage zu ihrer Aufklärung beizutragen.
Es obliegt den gewählten Volksvertretern im höchsten politischen Organ unserer Stadt, dem Abgeordnetenhaus, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, und mit ihrem parlamentarischen Instrument - dem Untersuchungsausschuss - den rechten Terror in Neukölln zu beenden.
„Kennst du das Land, wo die Faschisten blühn”
Auch 2020 wurde Erich und Zenzl Mühsam in der Hufeisensiedlung gedacht.
Mehr als einhundert Menschen hatten sich am 11. Juli 2020 vor seinem Gedenkstein in der Dörchläuchtingstr. in der Hufeisensiedlung versammelt, um an den Antifaschisten Erich Mühsam zu erinnern.
Seit nunmehr acht Jahren lädt die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts anlässlich seiner Ermordung am 10. Juli 1934 durch die Nazis in zeitlicher Nähe des Todestags zu diesem Gedenken ein und hat damit mittlerweile eine kleine Tradition begründet.
Gemäß dem Grundsatz „Erinnern heißt handeln” verwies die Initiative in ihrem Redebeitrag auf die noch immer nicht aufgeklärten rechten Anschläge,
mit denen Neuköllner*innen überzogen werden, die sich gegen das zunehmende Erstarken von Rassismus und Nationalismus in unserem Bezirk zur Wehr setzen.
Gleichzeitig wurde aber auch darauf hingewiesen, dass Bewohner*innen mit Migrationsbiographien verstärkt zur Zielscheibe rechter Angriffe werden.
Anhand von Beispielen aus dem Neuköllner Politikalltag verdeutlichte der Redner der Initiative, mit welchen menschenverachtenden Forderungen die Neuköllner AfD ihren Rassismus dokumentiert
und auf diese Weise die Munition für die Anschläge liefert. Dabei scheut sie auch nicht vor direkten Anleihen aus der NS-Rassenmedizin zurück.
So habe sie im April dieses Jahres in der Neuköllner BVV gefordert, die Behandlung von an dem Corona-Virus Erkrankten nach dem Kriterium „einheimisch” oder „nicht einheimisch”,
also nach rassistischen Gesichtspunkten, zu selektieren und im Falle eines Mangels an medizinischen Geräten den als „nicht einheimisch” deklarierten Erkrankten die Behandlung zu verweigern.
An derartigen Beispielen werde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit dieser Partei immer auch den Kampf gegen die Zerstörung von demokratischen und sozialen Grundsätzen in unserer Gesellschaft verkörpert.
Mit großem Beifall wurde auch der Beitrag des Geschäftsführers der Berliner VVN/BdA aufgenommen, der auf das skandalöse Verhalten der Senatsparteien angesichts des drohenden Entzugs der Gemeinnützigkeit dieser ältesten bundesdeutschen antifaschistischen Organisation einging.
Obwohl diese Entscheidung des Berliner Finanzamtes die finanzielle Austrocknung des Verbandes bedeute, sei bisher weder im Koalitionsausschuss das Thema behandelt worden noch habe ein offizielles Gespräch mit den Vertretern der VVN stattgefunden.
Die Vertreter*innen der Erich-Mühsam-Gesellschaft wiesen noch einmal anhand von Mühsams Verhaftung am 28. Februar 1933 auf die Gefahr der Datenspeicherung von Personendaten in Polizeicomputern hin.
Auch damals hätten die Nationalsozialisten sich bei der Verhaftung ihrer Gegner der Listen der preußischen Polizei bedient.
Es bedürfe keiner besonderen Fantasie, angesichts der heutigen Technik die daraus erwachsenden politischen Möglichkeiten sich auszumalen.
Zwischen den Redebeiträgen begeisterten die beiden Gitarristen „Trotter” Schmidt und „Bibi” Schulz mit neuvertonten Mühsam-Gedichten aus ihrem Programm „Erich Mühsam - von meiner Hoffnung lass ich nicht”.
Keine Bühne für Alu-Hüte! - Vorsicht vor den sogenannten „Hygienedemos”!
Gemeinsame Resolution Berliner Initiativen
Seit mehreren Wochen finden bundesweit und auch in Berlin sogenannte „Hygienedemos” statt, die sich gegen die Verordnungen zur Bekämpfung der Coronapandemie richten.
Unter dem Vorwand, die Grundrechte zu verteidigen, werden die Proteste durch Anhänger*innen von Verschwörungserzählungen, durch AfD, NPD, Identitäre, Reichbürger*innen, Nazihooligans und andere extreme Rechte vereinnahmt.
Die sogenannten „Hygienedemos” oder „Widerstand 2020” sind der falsche Ort, um der legitimen Sorge um die Erhaltung von Grundrechten Ausdruck zu verleihen. Wer gemeinsam mit extrem Rechten protestiert, macht sich selbst zum Steigbügelhalter für deren auf Spaltung und Ausgrenzung zielendes Programm.
Wir halten Abstand und distanzieren uns von den „Hygienedemos”. Mit uns kein Handschlag und kein Schulterschluss mit Nazis und Rassist*innen.
Deshalb rufen wir unter Beachtung der gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen zu Gegenprotesten auf und laden herzlich ein, daran teilzunehmen. Organisiert euch und werdet aktiv!
Denn Faschismus, Rassismus und Antisemitismus sind keine „Meinungen”, sondern ein Verbrechen.
Erstunterstützer*innen:
- Aufstehen gegen Rassismus Berlin
- Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage gegen Rechts
- Berliner VVN-BdA e.V.
- BÜNDNIS 90/Die Grünen Berlin
- BÜNDNIS 90/Die Grünen Friedrichshain-Kreuzberg
- Bündnis Neukölln: Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt
- Canan Bayram, MdB Bündnis 90/Die Grünen
- Cansel Kiziltepe, MdB SPD
- DIE LINKE. Berlin
- DIE LINKE. Friedrichshain-Kreuzberg
- DIE LINKE. Neukölln
- Die Linke.SDS Berlin
- GloReiche Nachbarschaft
- HDB - Progressive Volkseinheit der Türkei in Berlin e.V.
- Jusos Berlin
- LAG Antifaschismus DIE LINKE.Berlin
- Mohamad Hajjaj, Geschäftsführer Inssan e.V.
- Hufeisern gegen Rechts - Britz gegen Rechtsextremismus
- Links*kanax Berlin
- OMAS GEGEN RECHTS Berlin
- Spandauer Bündnis gegen Rechts
- SPD Berlin
- SPD Friedrichshain-Kreuzberg
- Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) e.V.
- Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte
8. Mai 1945: Die Niederlage der Nazis ist unser Sieg!
Der 8. Mai 2020 ruft uns ins Gedächtnis: Vor 75 Jahren endete mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands der faschistische Vernichtungskrieg.
An diesem Tag wurde nahezu ganz Europa von Faschismus und Krieg befreit. In Deutschland empfanden vor allem die überlebenden des Holocaust, der Konzentrationslager und Zuchthäuser und ihre Angehörigen, die befreiten Zwangsarbeiter*innen den 8. Mai als den lang ersehnten Tag der Befreiung.
Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Chance eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den alliierten Streitkräften.
Nicht vergessen bleibt der Beitrag, den der deutsche antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, in Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Antihitlerkoalition geleistet hat.
Wir denken auch an jene Berlinerinnen und Berliner, die sich z.B. mit dem Hissen von weißen Fahnen der Aufforderung zum Endkampf entzogen.
So erinnert uns heute der 8. Mai an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung. Lasst uns in ihrem Sinne gemeinsam eintreten für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit, wie es die befreiten Häftlinge von Buchenwald geschworen haben:
Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!
Ein würdiges Gedenken an diesen Tag der Befreiung von der faschistischen Herrschaft stellt die virtuelle Ausstellung „75 Jahre Kriegsende” dar, die in Kooperation der Kulturprojekte Berlin mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst sowie der Stiftung Topographie des Terrors, dem Alliierten Museum und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand entstand, unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Die beeindruckende Ausstellung können Sie unter dem folgenden Link besuchen: https://75jahrekriegsende.berlin/experience/
1. Mai 2020 am Hufeisen: Hand in Hand mit den DGB-Gewerkschaften
Auch wenn es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie keine Mai-Demonstration und keine zentrale Mai-Kundgebung des DGB und seiner Einzelgewerkschaften gibt, steht der 1. Mai auch in diesem Jahr für den Kampf gegen Rassismus und für die Verteidigung und Ausweitung sozialer Rechte.
Darauf weist das gemeinsame Transparent von DGB und Hufeisern gegen Rechts auf unserer Info-Säule an der Hufeisentreppe hin.
Die Anschläge in der vergangenen Woche auf zwei Autos im Tempelhofer Weg, die großflächig mit Hakenkreuzen und rassistischen Parolen besprüht wurden, zeigen genauso wie die in letzter Zeit verstärkten Nazi-Schmierereien in der Umgebung unserer Siedlung die Notwendigkeit, die Würde der Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion in unserer Stadt zu verteidigen.
Gleichzeitig mit dem verstärkt auftretenden Rassismus und den damit verbundenen Verschwörungstheorien als einfache Erklärungsmuster eines komplexen Ursachengeflechts droht im Zusammenhang mit der Pandemie die Schleifung sozialer Schutzrechte von abhängig Beschäftigten.
Während in den letzten Wochen die Politiker mit vollem Mund Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenpflegestätten, Ärzt*innen, Kassierer*innen in den Supermärkten, Müllabfuhr, Fahrer öffentlicher Verkehrsbetriebe und all die anderen zu „Held*innen des Alltags” ernannten, höhlte gleichzeitig Arbeitsminister Heil deren gesetzliche Schutzrechte aus und verordnet ihnen „Zwölf-Stunden-Schichten”, eine „Verkürzung der Mindestruhezeiten” und „Ausnahmen vom Beschäftigungsverbot an Sonn- und Feiertagen”.
Das parlamentarische Beklatschen der „Helden der Corona-Krise” wird zu einer Farce, wenn nicht konkrete Maßnahmen wie beispielsweise eine höhere Entlohnung sowie eine bessere tarifvertragliche Absicherung für die Betroffenen bzw. die Einstellung von mehr Personal folgen, sondern unter dem Deckmantel der Coronakrise die Schleuse für eine generelle Ausweitung der Arbeitszeit geöffnet wird.
Gegen die Verstetigung dieses Sozialabbaus gilt es zu kämpfen.
Es darf keine Abwälzung der Krisenlasten auf die Schultern der abhängig Beschäftigten geben.
Dafür steht der diesjährige 1. Mai - auch ohne große Demonstrationen und Kundgebungen.
Gedenken an Burak Bektas
Vor 8 Jahren wurde in der Rudower Str. gegenüber dem Krankenhaus Neukölln Burak Bektas nach dem Muster der NSU-Morde erschossen. Der Täter entkam unerkannt. Obwohl alles für einen rassistischen Hintergrund der Tat sprach, ermittelte die Polizei zunächst in andere Richtungen. Indizien und Zeugenaussagen wurden nicht zur Kenntnis genommen oder nur oberflächlich behandelt. Die „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektas” hat in den letzten Jahren auf Fehler und Widersprüche in der Ermittlungsarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft hingewiesen. Auch in diesem Jahr wollen wir an den Mord und sein Tatmotiv erinnern. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen wird in diesem Jahr keine Demonstration oder Kundgebung stattfinden. Doch jede/r kann mit einer Blume am Gedenkort Rudower Str./Möwenweg dokumentieren: Rassismus tötet.
nach oben DruckversionAchtung, Augen auf in Britz - Nazi-Propaganda wegputzen!
Seit einigen Wochen beschmutzt die rechte Szene verstärkt das Straßenbild in Britz. Vor allem im Bereich südlich des Grünen Wegs finden sich beschmierte und/oder beklebte Stromkästen sowie Aufkleber mit NS-Symbolen und rassistischer Hetze an Straßenschildern und -laternen. Trotz mehrerer Putzaktionen findet sich immer wieder neuer Unflat, z. T. mit strafbaren Symbolen. Wir empfehlen, bei Spazier- und Einkaufsgängen entsprechendes Werkzeug zur schnellen Beseitigung der Sudeleien mit sich zu führen. Bieten wir auch in „Corona-Zeiten” den Neonazis und Rassisten keinen Raum für ihre demokratie- und menschenfeindlichen Parolen.
nach oben Druckversion21. März 2020 - Internationaler Aktionstag gegen Rassismus
+++ DIE DEMO FINDET LEIDER NICHT WIE GEPLANT STATT +++
Die Gesundheitsbehörden haben aufgrund der Ansteckungsrisiken durch den „Corona”-Virus verfügt, öffentliche Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmer*innen, auch unter freiem Himmel, zu untersagen.
Auch die Berliner Demonstration am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, ist davon leider betroffen und kann nicht wie geplant ab 13:00 Uhr in Rudow stattfinden.
Wir bedauern dies sehr - zumal wenige Wochen nach den rassistischen Morden in Hanau, angesichts der unmenschlichen Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten an der griechisch-türkischen Grenze und angesichts der erst gestern publizierten Zahlen von ReachOut zum Anstieg rassistischer Angriffe in Berlin [https://www.reachoutberlin.de/de/content/pressemitteilung-2019-stieg-die-zahl-der-angriffe-berlin-um-26-auf-390-taten].
Wir rufen dazu auf, auf anderem Wege an diesem Tag ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und rechten Terror sowie für Solidarität, Respekt und eine offene Gesellschaft zu setzen:
- durch kleinere, dezentrale Infostände und Aktionen am 21.3.
- mit Online-Aktivitäten und Postings auf Social Media am 21.3. Macht Fotos - gern auch gemeinsam mit anderen - , auf denen ihr Transparente, Plakate und eigene Botschaften hochhaltet und postet sie am 21.3. über Facebook, Twitter, Instagram, etc. Hochhalteplakate zum Download und selbst Ausdrucken findet ihr beispielsweise hier: https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/material/flyer-etc/]>
- Wir laden alle angekündigten Redner*innen der Demo außerdem herzlich ein, uns ihre Redebeiträge schriftlich und/ oder als Video zum Weiterverbreiten zu schicken.
Demonstration in Rudow
Auftaktkundgebung: 13:00 Uhr
an der Rudower Spinne
(U 7 - U-Bhf. Rudow)
Zeitungsmeldung vom Januar 2020:
Auftaktkundgebung: 13:00 Uhr
an der Rudower Spinne
(U 7 - U-Bhf. Rudow)
Am Montagnachmittag beleidigten zwei Männer zwei Frauen homophob und einen Mann rassistisch. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.
Wie die Polizei mitteilte, liefen die beiden Frauen (37 und 41 Jahre alt) gegen 14:30 Uhr in der Weichselstraße an einem An- und Verkaufsgeschäft vorbei, als zwei Männer den Laden verließen.
Dabei schrie einer der Männer nach B.Z.-Informationen in das Geschäft: „Scheiß Kanake!” Der andere Mann soll in Richtung der Frauen „Scheiß Lesben, euch sollte man den Schädel einschlagen” gerufen haben.
Danach stiegen die Männer auf Fahrräder und fuhren in Richtung Sonnenallee.
„Nach Angabe der beiden Frauen befand sich zum Zeitpunkt der Beleidigung nur der Verkäufer im Geschäft. Sie nahmen an, dass ihm die fremdenfeindliche Beleidigung galt”, teilte die Polizei mit.
Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes führt die Ermittlungen.
Laut Register Neukölln wurde in der zweiten Hälfte 2019 nahezu jeden Tag ein rassistischer Vorfall in unserem Bezirk gemeldet, bei dem Menschen körperlich angegriffen oder beleidigt wurden.
Diesen alltäglichen Rassismus wollen wir nicht hinnehmen!
Deshalb demonstriert mit uns für ein Neukölln frei von Rassismus und Gewalt. nach oben Druckversion
Solidarität mit der VVN-BdA!
Volles Haus - volle Solidarität
Gewerkschafter protestieren gegen den Entzug der Gemeinnützigkeit der VVN-BdA!
Kein Platz war im großen Saal des IG Metall-Hauses mehr leer, als die Protestveranstaltung des DGB-Kreisverbandes Neukölln am Freitag, dem 17. Januar 2020 begann. Gleich zu Beginn machte die stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg Sonja Staack deutlich, dass es bei der Maßnahme der Finanzverwaltung um weitreichende Folgen nicht nur für die Arbeit der VVN gehe, sondern das gerade in Zeiten wachsenden Rassismus und rechter Gewalt die Demokratie nicht nur von politischen Parteien, sondern in hohem Maße auch von zivilgesellschaftlichen Akteuren gelebt und gestaltet werden müsse.Auch die weiteren Gewerkschaftsvertreter - Tom Erdmann von der GEW-Berlin und Rüdiger Lötzer von der Berliner IG Metall - betonten aus den historischen Erfahrungen heraus die Notwendigkeit breiter Bündnisse gegen Rechtspopulisten und Nazis, zu denen die VVN als zuverlässige Stütze immer gehört habe und weiterhin gehöre. Die Aberkennung ihrer Gemeinnützigkeit komme einer gesellschaftlichen Diskreditierung des Antifaschismus gleich und dürfe von den sich selbst als antifaschistische Organisationen verstehenden DGB-Gewerkschaften nicht hingenommen werden.
Auf den Zusammenhang zwischen finanzpolitischer Unterstützung oder Strangulierung von zivilgesellschaftlichen Vereinen und den Einflussmöglichkeiten des Verfassungsschutzes wies der Vorsitzende des Republikanischen Anwält*innenvereins Dr. Peer Stolle hin. Es sei mehr als fragwürdig, dass der Verfassungsschutz, dessen Versagen im Kampf gegen den NSU und andere rechte Aktivitäten seit Jahrzehnten seine Arbeit präge, mit seinen Einschätzungen ohne einen Belegzwang per Verfassungsschutzbericht weitreichende politische Folgen für die zivilgesellschaftlichen Vereine auslösen könne.
Auch Oliver Gaida von der Berliner SPD kritisierte die Rolle des Verfassungsschutzes. Hier müsse eine änderung der Abgabenordnung vorgenommen werden, die zivilgesellschaftliches Engagement für demokratische Rechte und Freiheiten nicht erschwert und behindert, sondern aktiv fördert.
Als Peter Neuhof - Gründungsmitglied der VVN - noch einmal seine Eindrücke zusammenfasste, die er bei dem Angriff auf die VVN erlebt hat, trat der politische Skandal des Entzugs der Gemeinnützigkeit ungeschminkt hervor. Unter großem Beifall bekräftigte er, dieser Angriff mache deutlich, zur Erfüllung des Schwurs von Buchenwald liege noch ein langer Weg vor uns.
Eindrucksvoll begleitete Isabel Neuenfeldt die Veranstaltung mit Stimme und Akkordeon. nach oben Druckversion
Kein Platz für Nazis!
Rechte Anschläge auf Geschäfte in der Wildenbruchstraße!
Demonstration am Samstag, dem 21.12.2019
Auftaktkundgebung um 14:00 Uhr Herrmannplatz
Abschlusskundgebung vor dem Rathaus Neukölln
In der Nacht zum 10. Dezember wurden in der Wildenbruchstraße, Hauseingänge, ein Burger-Imbiss, ein Späti sowie zwei Cafés mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmiert und die Reifen der davor parkenden Autos zerstochen.
Diese Anschläge sind die Fortsetzung von Angriffen auf Geschäfte, die von Menschen mit Migrationsbiografien betrieben werden.
So wurde Ende Oktober auf das Schaufenster der Konditorei Damaskus in der Sonnenallee ebenfalls ein Hakenkreuz geschmiert sowie das Schaufenster eingeworfen.
Am 3. November galt ein Angriff dem Ladenlokal Heart's Fear in der Wildenbruchstraße, ein von Migrant*innen gegründetes Lokal, das als Treffpunkt verschiedener politischer Gruppen bekannt ist.
Hier wurde die Eingangstür vollständig zerstört.
Die gezielten Angriffe auf Einrichtungen, die von Neuköllner*innen mit Migrationsbiographien betrieben werden, deutet die politische Absicht der Nazi-Täter an.
Die migrantische Bevölkerung soll in Nord-Neukölln bedroht, eingeschüchtert und vertrieben werden.
Wie so oft greift die rechte Gewaltszene die propagandistischen verbalen Vorlagen der AfD auf, wenn diese vom existentiellen Kampf gegen eine „sich vollziehende Umvolkung” spricht. Dabei sei es durchaus möglich, so AfD-Funktionäre, dass dieser Kampf auch gewalttätige Formen annehmen könne.
Verhindern wir, dass die parlamentarische und außerparlamentarische Rechte Neukölln zum praktischen Exerzierfeld ihrer rassistischen Strategie macht.
Verteidigen wir die bunte und kreative Vielfalt unseres Bezirks und das demokratische und produktive Zusammenleben von Menschen aus vielen Kulturen.
Unsere Solidarität gilt den von rassistischer Gewalt Betroffenen!
nach oben DruckversionSolidarität mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e. V.
Am 4. November 2019 hat das Finanzamt für Körperschaften I des Landes Berlin der Bundesvereinigung der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit entzogen.
Damit wird die sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen und Spendengeldern finanzierende älteste antifaschistische Organisation der Bundesrepublik Deutschland in ihrer Existenz bedroht.
Die von Überlebenden der Konzentrationslager und Gefängnisse 1947 gegründete überparteiliche und überkonfessionelle Vereinigung hat seit ihrer Existenz für Frieden und Völkerverständigung gekämpft und gegen große gesellschaftliche Widerstände wesentlich dafür gesorgt, dass die Verbrechen des deutschen Faschismus nicht in Vergessenheit geraten sind.
Gerade in der heutigen Zeit, in der die AfD mit ihrem menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Programm in die deutschen Parlamente eingezogen ist, sehen wir es als unerträgliches Signal an, wenn eine Organisation, die immer im Kampf für den Erhalt demokratischer Rechte in der ersten Reihe zu finden war und ist, durch eine Behördenentscheidung in die Knie gezwungen werden soll.
Wir protestieren gegen die Entscheidung des Berliner Finanzamtes, die im Gegensatz zum Finanzamt Oberhausen-Süd, das der VVN-BdA Landesvereinigung NRW die Gemeinnützigkeit am 22. Oktober gewährt hat, steht.
In beiden Fällen war derselbe Vorwurf erhoben worden. Er besteht darin, dass die Landesvereinigung Bayern der VVN-BdA im bayrischen Verfassungsschutzbericht wiederholt als linksextremistisch beeinflusst dargestellt wird. Während das Finanzamt Oberhausen-Süd der Widerrede der VVN-BdA im Anhörungsverfahren entsprach, beharrt das Berliner darauf, dass „der volle Beweis des Gegenteils, als Widerlegung der Vermutung(!) als extremistische Organisation” nicht erbracht worden sei.
Das bedeutet, dass die Bewertung durch eine nachgeordnete bayrische Landesbehörde, die laut bayrischem Gerichtshof keine Tatsachenbehauptung darstellt, demnach über das Schicksal einer bundesweit arbeitenden zivilgesellschaftlichen Organisation entscheidend ist.
Wir wenden uns gegen die ungeprüfte Übernahme der haltlosen Unterstellungen der bayrischen Behörden und fordern den Berliner Finanzsenator Dr. Kollatz auf, die Gemeinnützigkeit der VVN-BdA wiederherzustellen!
Zur Unterstützung der Forderung nach dem Erhalt der Gemeinnützigkeit existiert eine online-Petition: Die VVN-BdA muss gemeinnützig bleiben!
Die Möglichkeit zu unterschreiben (online und offline) besteht bis zum 3.1.2020.
Rechte Rassistische Morddrohung - Solidarität mit Sawsan Chebli
Als Reaktion auf ihren Einsatz für eine tolerante Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlicher Religionen, Hautfarben und Kulturen Platz haben und respektvoller Umgang miteinander eine Grundmaxime darstellt, wurde die Berliner Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement und Internationales rassistisch beleidigt und mit Mord bedroht.
Hufeisern gegen Rechts solidarisiert sich mit der Angegriffenen.
Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
hufeisern@posteo.de
Berlin, den 04.12.2019
Sehr geehrte Frau Chebli,
die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts steht bei Ihrem Ansinnen, gegen jeglichen Rassismus und gegen die wachsende Intoleranz in unserer Stadt aufzutreten und sich von der Morddrohung aus Nazikreisen nicht beeindrucken zu lassen, fest an Ihrer Seite.
Wir erinnern uns gerne an Ihren solidarischen Beitrag anlässlich der Stolpersteinverlegung für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer am 16. Juni 2018 in der Hufeisensiedlung. Auch damals haben Sie klare Worte gefunden gegenüber den menschenfeindlichen Umtrieben rechter Gruppen und Organisationen, die politisch Andersdenkende und Menschen mit Migrationsbiographien angreifen und nicht einmal vor dem Gedenken an die während der faschistischen Herrschaft in Deutschland Ermordeten halt machen.
Wir wünschen Ihnen weiterhin Kraft, um Ihren eingeschlagenen Weg fortzusetzen, den Sie mit den folgenden Worten gekennzeichnet haben: „Ich lasse mich von Euch Nazis nicht einschüchtern, werde weiter meine Stimme erheben, mich für Vielfalt einsetzen, werde weiter für eine offene Gesellschaft, für Migranten, Flüchtlinge, Schwarze, Juden, Muslime und alle kämpfen, die Eure Feinde sind. Jetzt erst recht.”
Mit solidarischen Grüßen
Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Zwei nachhaltige Geschichtsstunden
Horst Selbiger, Überlebender des Holocaust, schilderte schonungslos sein Erleben der Novemberpogrome 1938
Kurz vor Beginn der Veranstaltung überraschte uns Horst Selbiger mit dem Vorschlag, nicht die angekündigte Lesung mit Auszügen aus seinem Buch „Verfemt, verfolgt, verraten” vorzunehmen, sondern wegen des bevorstehenden Jahrestages der Reichspogromnacht sich auf dieses Thema zu konzentrieren.Dass diese inhaltliche Änderung richtig war, zeigte sich sehr bald.
Schon nach kurzer Zeit waren die mehr als einhundert Anwesenden von den Schilderungen des Überlebenden der Schoa in den Bann gezogen. Sie erlebten die systematische Ausgrenzung des jüdischen Schülers in der Neuköllner Schule in der Donaustraße mit, die Schikanen der Mitschüler und der Lehrer und hörten das Knirschen der Glasscherben der eingeschlagenen Schaufensterscheiben unter den Sohlen des Kindes auf dem Schulweg am Morgen des 10. Novembers 1938.
Sie sahen angetrunkene SA-Männer Jüdinnen und Juden verprügeln und die Beifall klatschenden Bürgerinnen und Bürger, die sich anschließend noch an der Plünderung der jüdischen Geschäfte beteiligten. Aber sie hörten auch die Rufe der mit jüdischen Männern verheirateten „arischen” Frauen in der Rosenstraße, die im Februar und März 1943 erfolgreich für die Freilassung ihrer inhaftierten und zur Deportation vorgesehenen Männer und Söhne demonstrierten. Zu denen gehörte auch der junge Zwangsarbeiter Horst Selbiger, von den Nazis als „Geltungsjude” kategorisiert. Nachvollziehbar schilderte er, wieso diese Widerstandsaktion aufgrund der veränderten Kriegslage und der aufkommenden Kriegsmüdigkeit erfolgreich sein konnte.
Waren die Novemberpogrome das Resultat eines Zusammenspiels von Massenloyalität mit einer verbrecherischen Diktatur, mit wütendem Rassismus und barbarischem Antisemitismus der deutschen Gesellschaft, so drohte durch die zunehmend spürbaren Auswirkungen des Krieges auf die Bevölkerung diese Loyalität brüchig zu werden.
Schließlich waren die Zuhörer*innen dabei, als der 17jährige Horst Selbiger den Sieg über den Faschismus erlebte, die Rückkehr führender nationalsozialistischer Funktionäre in hohe Positionen der bundesdeutschen Gesellschaft beobachten musste, in die DDR übersiedelte und sich dort in den ersten Jahren energiegeladen an dem Aufbau eines sozialistischen Staates beteiligte. Doch als 1953 kritische Stimmen mundtot gemacht wurden und Selbiger aus der SED ausgeschlossen wurde, wandelte sich seine positive Einstellung. Schließlich nutzte er als Journalist eine Dienstreise zum Auschwitz-Prozess in Frankfurt 1964 zur Flucht in den Westen.
Auch hier hätten die Anwesenden an seinem Kampf mit den ehemaligen Nazi-Juristen in der bundesdeutschen Justiz für seine Anerkennung als politisch und rassisch Verfolgter und die Anerkennung seiner Verfolgungsschäden teilhaben können. Doch die Zeit reichte nicht, um auch dieses Kapitel aus dem Leben von Horst Selbiger genauer zu schildern und zu diskutieren. Zum Abschluss verabschiedeten die Teilnehmer*innen einstimmig einen Brief an die Jüdische Gemeinde zu Berlin, in dem sie die Angriffe auf Jüdinnen und Juden verurteilen und sich mit den Angegriffenen solidarisieren.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts dankt der Britzer Gemeinde der Berliner Stadtmission, dass sie uns den Raum für diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat. nach oben Druckversion
Mehr als 25.000 Unterschriften!
Forderung nach einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Umgang der Ermittlungsbehörden mit dem rechten Terror in Berlin im Abgeordnetenhaus übergeben
Am Montag, dem 4. November 2019, begründeten die Initiatoren der Petition noch einmal auf einer gut besuchten Pressekonferenz ihre Forderung nach Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.Sowohl das Ausmaß der Bedrohung als auch die Versäumnisse, Widersprüche und Ungereimtheiten in der Arbeit der Berliner Ermittlungsarbeit wurden anhand von Beispielen illustriert und als wesentliche Ursachen für die bisherige Erfolglosigkeit und den Vertrauensverlust von einem immer größer werdenden Teil der Bevölkerung gegenüber den Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden benannt.
Auch auf den von verschiedenen Parteien als geeignetere Option ins Spiel gebrachten Sonderermittler gingen die Veranstalter*innen ein. Er könne lediglich die Aufklärung hinsichtlich der verbliebenen wenigen Verfahren begleiten, die Ursachen für die ergebnislose Schließung bei der Mehrheit der Verfahren würden auf diese Weise im Dunkeln bleiben. Die Aufarbeiten dieser Akten und eine damit verbundene Zeugenbefragung sei aber die notwendige Voraussetzung, um zu einer anderen, erfolgreicheren Ermittlungsarbeit im Kampf gegen den rechten Terror zu kommen.
Im Anschluss an die Pressekonferenz wurde im Foyer des Berliner Abgeordnetenhauses die von 25.679 Menschen unterzeichnete Forderung an Mitglieder der Fraktionsvorstände von SPD, Bündnis 90/die Grünen und der LINKEN öffentlich übergeben. Der Dialog zwischen der Gruppe der von rechten Angriffen Betroffenen und den Politikern, so waren sich beide Seiten einig, soll fortgesetzt werden. Die ebenfalls angeschriebenen Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP hatten im Vorfeld abgesagt. Erwähnt werden sollte, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende Dregger sein völliges Desinteresse an einer kritischen Betrachtung der bisherigen Ermittlungspraxis in seinem Antwortschreiben bekundete. nach oben Druckversion
Protest gegen AfD-Hetze in Rudow
Es begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des rechten Terrors von Halle.
Mehr als 100 Personen protestierten am Sonntagvormittag an der Rudower Spinne gegen den Neuköllner Bezirksparteitag der AfD.
Redner*innen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, der LINKEN sowie der Initiativen Bündnis Neukölln, Aufstehen gegen Rechts, Rudow empört sich und Hufeisern gegen Rechts wiesen auf den Zusammenhang der rassistischen Hetze der AfD mit den Mordtaten von Wolfhagen/Hessen und Halle hin.
Anhand von verschiedenen Beispielen aus der Neuköllner BVV und der Straßenpropaganda wurde die Spirale der Radikalisierung in der Neuköllner AfD geschildert, die sich mittlerweile zu einer Speerspitze des rechtsextremistischen Flügels in dem Berliner Landesverband entwickelt hat.
Völkisches Denken prägt die Einstellung der Neuköllner Funktionäre und BVV-Mitglieder.
Immer wieder versuchen sie die Ausbreitung rechtspopulistischer und rechtsextremer Ansichten durch Übertreiben von Enttäuschungen und Ängsten der Menschen zu forcieren.
Beispielsweise wird Migration zum Bevölkerungsaustausch durch »Übervolkung« gesteigert, um ein Wahnsystem von immenser Hilflosigkeit und Wut zu schaffen.
Nicht das gemeinsame Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, sondern die Erzeugung von Vorurteilen und Ängsten gegenüber Fremden und fremden Kulturen in der Nachbarschaft sind die Ziele der AfD-Politik in Neukölln. Der Integrationsbeauftrage soll durch einen „Rückführungsbeauftragten” ersetzt werden.
Die Zusammensetzung der Protestkundgebung war ein lebendiges und ermutigendes Zeichen, dass in Neukölln eine breite, Parteigrenzen überschreitende politische Bewegung existiert, die die bunte, multikulturelle Neuköllner Identität gegen die Anti-Neuköllner aus der AfD auf der Straße und in den politischen Gremien entschlossen verteidigt.
Stoppt den Nazi-Aufmarsch durch Berlins Mitte
Kundgebung am 3. Oktober 2019 ab 13:00 Uhr Friedrichstr./Johannisstr.
(Nähe Friedrichstadtpalast)
Seit Januar mobilisiert die rechtsextreme Organisation „Wir für Deutschland” zu einer Großdemonstration am Tag der deutschen Einheit in Berlin.Bereits im vorigen Jahr waren unter massivem Polizeischutz über 1000 Mitglieder von rechten Parteien, Kameradschaften und Neonazi-Gruppen durch Berlins Mitte gezogen und hatten mit rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Hassparolen Drohungen gegenüber einem Großteil der Berliner Bevölkerung herausgebrüllt.
Eine Neuauflage darf es in diesem Jahr nicht geben.
Tragen wir alle dazu bei, dass die Kundgebung an der Friedrichstraße zu einem Bollwerk kultureller und demokratischer Vielfalt gegen die rechten Hassprediger wird.
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Solidarität mit den Betroffenen rechtsextremer Anschläge in Berlin-Neukölln
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, sehr geehrte Damen und Herren,
in Berlin-Neukölln gibt es seit Jahren rechtsextreme Anschläge und Bedrohungen auf politisch und zivilgesellschaftlich engagierte Personen, die gegen Neonazismus und Rechtspopulismus und für Demokratie eintreten. Die Gewalt stellt für jeden einzelnen Betroffenen eine große Erschütterung dar.
Doch nicht genug damit: Im Bemühen, zu ihrem Recht zu kommen, werden sie hingehalten und kämpfen gegen Windmühlen.
Die Arbeit der Ermittlungsbehörden zeichnet sich durch Erfolglosigkeit aus, obwohl der Täterkreis längst bekannt ist.
Ein Verfahren nach dem nächsten wird eingestellt.
Der fahrlässige Umgang der Ermittlungsbehörden mit den Opfern rechter Gewalt macht deutlich, dass die Schwere der Straftaten heruntergespielt wird.
Das Wohl und die Sicherheit der Betroffenen sind für sie nachrangig und zu vernachlässigen.
Die Täter laufen weiterhin frei herum und stellen eine Bedrohung auch für ihre Familien und Nachbar*innen dar.
Dieser Vorgang ist typisch für den Umgang mit rechter Gewalt, nicht nur in Berlin, sondern bundesweit.
Weil es für die Betroffenen aussichtslos erscheint, dass eine behördeninterne Untersuchung und Bewertung der bisherigen Ermittlungsarbeit die Fehler und Mängel an den Tag bringt, fordern Sie die Einrichtung von einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin zum Umgang der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden mit dem rechten Terror.
Um dieses durchzusetzen, bedarf es einer breiten Unterstützung!
Bitte zeigen Sie sich solidarisch mit den Betroffenen, indem Sie die Petition unterschreiben, sie in Ihren Verteiler stellen oder anders verbreiten.
Es darf nicht sein, dass die Ermittlungen im Sande verlaufen und die Schwere der Straftaten banalisiert wird!
Für nähere Informationen, sowie die Möglichkeit, die Petition zu unterschreiben, können Sie zwischen zwei Petitionsplattformen wählen:
weact.campact.de/petitions/rechter-terror-in-berlin-untersuchungsausschuss-jetzt-1
openpetition.de/!glvxc
Herzlichen Dank und mit besten Grüßen
Ihre Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Berlin-Neukölln
hufeisern@posteo.de
Auftakt zum diesjährigen antifaschistischen Fahrradkorso in der Hufeisensiedlung
Der zweite Sonntag im Monat September hat eine besondere Bedeutung.
Er erinnert an die große antifaschistische Manifestation am 9. September 1945.
An diesem Tag zogen mehr als 100 000 Menschen ins Neuköllner Werner-Seelenbinder-Stadion, um den von den Nazis aus rassistischen und politischen Motiven ermordeten Menschen zu gedenken.
Mit der Erinnerung verbunden war auch der Wille, ein neues Aufflammen des Faschismus zu verhindern.
Diese Tradition hat die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) mit dem Tag der Mahnung, Erinnerung und Begegnung über die Jahrzehnte aufrecht erhalten.
Seit einigen Jahren wird in Berlin mit einem Fahrradkorso, der an Orten von Verfolgung und Widerstand vorüberführt, eine Verknüpfung des Gedenkens mit aktuellen Ereignissen des Kampfes gegen Krieg, Rassismus und rechter Gewalt hergestellt.
Aus Solidarität mit den von rechten Angriffen betroffenen Neuköllner*innen hatte die VVN in diesem Jahr zur Auftaktkundgebung in die Hufeisensiedlung eingeladen, die unter dem Motto „Rechter Terror in Berlin - Untersuchungsausschuss jetzt!” stand.
Ein Mitglied von Hufeisern gegen Rechts kritisierte in seinem Redebeitrag die Arbeit der Ermittlungsbehörden und begründete die Forderung nach einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zum Umgang der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden mit dem rechten Terror.
Während der Veranstaltung konnten wir für die entsprechende Petition viele Unterschriften sammeln, bevor die Anwesenden zu ihrer Fahrradtour in Richtung Senefelder Platz aufbrachen, die in diesem Jahr dem Neuköllner Widerstandskämpfer Heinz Kapelle gewidmet war.
Auch unsere Anwohner*inneninitiative war mit einem Stand vertreten, an dem wir über Leben und Wirken von neun ehemaligen Bewohner*innen informierten, die während der NS-Herrschaft verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden.
Gemeinsam für ein buntes Britz - Sommerfest am Hufeisen
Es waren viel mehr Nachbar*innen als erwartet, die sich vor der Treppe am Hufeisen bei fast schmerzhafter Hitze am 1. September zum Sommerfest trafen.
An den zahlreichen Ständen gab es fast alles - vom feinen Kuchen bis zum kühlen Wasser, vom Kinderschuh über die Damen-Handtasche bis zur Anti-AfD-Broschüre.
Geschminkte Kinder übten sich an Tellern, Tüchern und Diabolos in ihren Jonglierkünsten.
Die Erwachsenen zog es angesichts des Wetters eher auf die wenigen überdachten Schattenplätze oder an die reichhaltig bestückten Stände.
Wie wenig die Anwohner*innen die kulturelle überfremdung fürchten, zeigte sich an der Tatsache, dass das nach islamischen Speisegrundsätzen (Halal) am Stand der Freunde von der Aziziye-Moschee angebotene Essen bereits um 16 Uhr restlos verzehrt worden war.
Umso beschämender empfanden wir Informationen von Mitgliedern der Islamischen Gemeinde, die uns an unserem Stand von Drohbriefen und Verunglimpfungen gegenüber der Moscheegemeinde berichteten.
Die nachbarschaftliche Atmosphäre und das selbstverständliche Miteinander der Festbesucher zeigen, dass Ressentiments gegenüber Menschen mit Migrationsbiographien in der Hufeisensiedlung keinen Platz haben.
Der Festcharakter als „Tisch der Kulturen”, wie der Pfarrer der Britzer Gemeinde der Stadtmission betonte, zeigt sich auch daran, dass die Standgebühren als Spende an die Britzer Flüchtlingsunterkunft zur Unterstützung dortiger Aktivitäten gingen.
Auch ohne Meinungsumfrage zeigte die fröhliche Stimmung unter den Teilnehmer*innen, dass eine Wiederholung im nächsten Jahr dringend gewünscht wird. Diesem Wunsch schließen wir uns an.
Keine Verherrlichung von Nazi-Verbrechen!
Schluss mit den Rudolf-Heß-Aufmärschen am 17. August 2019 in Berlin!
Zentrale Kundgebung
am kommenden Samstag, dem 17. August 2019,
10:30 Uhr auf dem Alexanderplatz an der Weltzeituhr
In dem Aufruf des „Bündnisses für ein weltoffenes und tolerantes Berlin”, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, Kirchen, Migranten- und Sozialverbänden heißt es u.a.:
„Wir wollen auch dieses Jahr erneut zeigen, dass wir für eine Erinnerungskultur einstehen und Verantwortung für die Verbrechen der NS-Zeit übernehmen.
Damit setzen wir uns für die Bewahrung und den Schutz einer offenen und demokratischen Gesellschaft ein. Die deutsche Geschichte ist uns Mahnung zum Handeln: die Gräuel der nationalsozialistischen Diktatur dürfen sich nicht wiederholen!
Wir freuen uns über Ihre Beteiligung, denn nur mit Ihnen können wir ein starkes Zeichen setzen!”
Bisher gibt es noch keine Anmeldung eines rechtsextremen Aufmarsches. Sollte ein kurzfristige Anmeldung erfolgen, so sind in den einzelnen Bezirken Protestmaßnahmen angemeldet, auf die bei der zentralen Kundgebung orientiert wird. Deshalb wird die Kundgebung auf dem Alexanderplatz auf alle Fälle stattfinden.
über die neusten Entwicklungen informiert „Berlin gegen Nazis” laufend unter www.berlingegennazis.de
Auch wenn uns an diesem Tag ein Heß-Aufmarsch erspart bleiben sollte, ruft Hufeisern gegen Rechts dazu auf, für ein solidarisches und menschenwürdiges Miteinander gemeinsam auf die Straße zu gehen. Setzen wir ein lautes Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus, Gewalt und Rassismus.
Erich-Mühsam-Gedenken 2019 in der Hufeisensiedlung
Was bleibt von dem 1934 ermordeten Dichter und Antifaschisten Erich Mühsam?
Eine ganze Menge, wie die diesjährige Gedenkveranstaltung der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts demonstrierte.
250 Menschen waren in diesem Jahr zur Hufeisentreppe gekommen, um den ehemaligen Bewohner zu ehren, der bis zu seiner Verhaftung am 28. Februar 1933 in der Hufeisensiedlung gelebt und gewirkt hat. Von hier aus hat er gegen Krieg, Obrigkeitsstaat und Faschismus geschrieben und gekämpft. Hier hat er aber auch in seinem Garten in der Dörchläuchtingstr. 48 mit Freundinnen und Freunden bei Kaffee und Kuchen gesellig beisammengesessen und geplaudert.
Die Vielseitigkeit seiner Persönlichkeit hat das Weber-Herzog-Musiktheater in seinem musikalisch-literarischen Programm während der Veranstaltung zum Ausdruck gebracht. Nicht nur kämpferische Texte sind hier vertont worden, sondern Christa Weber und ihre Musiker*innen präsentierten auch Frivoles und Privates aus Mühsams reichhaltigem lyrischen Repertoire.
Die Rufe nach Zugaben am Ende des Programms zeigten, dass das Musiktheater mit ihren nicht immer leicht verdaulichen Songs das Publikum erreicht hatte.
Bereits vorher hatte Sabine Lueken von der Erich-Mühsam-Gesellschaft und ein Mitglied von Hufeisen gegen Rechts in ihren Redebeiträgen die erschreckende Aktualität der antimilitaristischen und antifaschistischen Texte Erich Mühsams anhand der wachsenden Kriegsgefahr und dem wachsenden Einfluss rechter Gruppierungen und Parteien dokumentiert.
Erich Mühsam zu ehren heißt heute, sich gegen Rassismus und Gewaltverherrlichung, gegen Intoleranz und Menschenverachtung zu engagieren.
Hufeisern gegen Rechts dankt allen Untertützer*innen, ohne deren Hilfe die Ehrung in der dargebotenen Form nicht möglich gewesen wäre.
Hufeisenfest: Bewohner*innen feierten ihre Siedlung
Das angekündigte Unwetter blieb aus.
Stattdessen strahlte die Sonne am Samstagnachmittag über dem diesjährigen Hufeisenfest in der Hüsung.
Groß und Klein waren gekommen um bei Musik, kühlen Getränken und süßer oder herzhafter Kost miteinander zu feiern.
Initiativen und Vereine aus der Hufeisensiedlung boten Spiele und Informationen an. Eine große Tombola ließ viele Loskäufer über ihre Gewinne glücklich strahlen.
Auch unsere Anwohner*inneninitiative war mit einem Stand vertreten, an dem wir über Leben und Wirken von neun ehemaligen Bewohner*innen informierten, die während der NS-Herrschaft verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden.
Ihre Biographien müssen uns heutzutage als Warnung dienen, wohin Nationalismus und Rassismus führen können.
Viele Besucher*innen unseres Standes - darunter auch der Neuköllner Bürgermeister Martin Hikel und die SPD-Abgeordnete Derya Çaglar - waren mit uns einig:
Eine Verklärung oder ein Kleinreden dieser verbrecherischen Epoche deutscher Geschichte darf es nicht geben.
Im Gegenteil: Schonungslose Aufklärung im Sinne eines NIE WIEDER ist das Gebot der Stunde.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts dankt dem Verein der Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung e.V., die auch in diesem Jahr mit viel Engagement das Fest organisiert haben.
Festival Offenes Neukölln - Lesung
1930-1945: Mein Weg ins Leben - Deutschlands Weg in den Krieg
Persönliche Erinnerungen von Georg Weise an seine Kinder- und Schulzeit in Neukölln und im Harz während Nazi-Herrschaft und Krieg,
Kriegsspiele im Buddelkasten und auf der Straße
/ Vater als Nazigegner im Gefängnis / Bekannte werden „abgeholt”
/ mit 10 Jahren im Jungvolk Messer- und Handgranaten werfen üben
/ Immer mehr Todesanzeigen in der Zeitung - sind Verwandte oder Bekannte dabei?
/ Großvater baut einen Unterstand im Garten / bei Alarm in den Luftschutzbunker
/ Kinder-Land-Verschickungs-Lager
/ Evakuierung zu Verwandten im Harz
/ Detektor zum „Feind”-Sender hören
/ beinahe National-Politische-Erziehungsanstalt
/ Kriegsende im Harz
/ Rückkehr nach Berlin und Nachricht vom Vater
Es hat uns sehr gefreut, dass viele Interessierte gekommen sind, um Georg bei der Reise durch seine Kinder- und Jugendzeit zuzuhören.
Hinweis: Es können einigen kurze Auszüge als Hörproben ausgewählt werden.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen des Festivals Offenes Neukölln ONK statt -
www.offenes-neukoelln.de
Rechter Terror in Berlin - Untersuchungsausschuss jetzt!
Seit Jahren überzieht eine Welle rechten Terrors den Berliner Bezirk Neukölln.
Obwohl der potenzielle Täterkreis bekannt ist, werden Ermittlungen regelmäßig eingestellt.
Betroffene werden trotz entsprechender Kenntnisse der Sicherheitsbehörden nicht über ihre Gefährdung informiert.
Den nach Berlin weisenden Spuren des NSU-Komplexes sowie der Verwicklung Berliner Beamter darin wurde nicht nachgegangen.
Der Mord an Burak Bektas im April 2012 wurde bis heute nicht aufgeklärt.
Die von den rechten Anschlägen in Neukölln Betroffenen laden zu einem Podiumsgespräch mit Information und Diskussion ein:
Donnerstag, 23. Mai 2019, 19:00 - 22:00 Uhr
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt
Bat-Yam-Platz 1 (U Lipschitzallee)
Die Forderung nach Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Umgang der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden mit dem rechten Terror durch das Abgeordnetenhaus von Berlin kann auch durch die Unterzeichnung der folgenden Petition unterstützt werden:
www.openpetition.de/petition/online/rechter-terror-in-berlin-untersuchungsausschuss-jetzt
Futter für die Miethaie! Die Wohnungspolitik der AfD
Gemeinsames Flugblatt von Hufi und Hufeisen gegen Rechts zur Wohnungspolitik der AfD
Es ist sicherlich unstrittig, dass die Wohnungspolitik aller Berliner Parteien entscheidend zur katastrophalen Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt beigetragen hat.
In den letzten 10 Jahren wurden die Neuköllner Mieten massiv in die Höhe getrieben. Mittlerweile machen für viele Neuköllnerinnen und Neuköllner die Wohnkosten im Durchschnitt mehr als die Hälfte ihres Einkommens aus. Während der Bedarf an Sozialwohnungen in unserem Bezirk gerade wegen des geringen durchschnittlichen Einkommens seiner Bewohner und Bewohnerinnen immer weiter wächst, finden sich immer weniger Wohnungsangebote in diesem Mietsegment.
Der Wohnungsmarkt ist längst zum Spekulationsobjekt für nationale und internationale, oft börsennotierte Wohnungsbaugesellschaften geworden.
Hier wird mit aller Deutlichkeit demonstriert:
Der „freie” Wohnungsmarkt reagiert nicht auf die wachsende Nachfrage nach günstigen Mietwohnungen. Das Bedürfnis der gesellschaftlichen Mehrheit unseres Bezirks nach bezahlbarem Wohnraum wird nicht bedient.
Wie will die AfD, die sich selbst als die Partei der „kleinen Leute” bezeichnet, auf die Not der Einwohner und Einwohnerinnen unseres Bezirks reagieren?
Sie lehnt jeglichen Mieterschutz ab:
1. Mietpreisbeschränkungen und Milieuschutzgebiete werden als plan-wirtschaftlicher Eingriff in das Eigentumsrecht verurteilt, die die Rentabilität privater Investitionen einschränken.
2. Private Bauherren sollen durch die Senkung der Grund- und Grunderwerbssteuer entlastet und zu einem für sie lukrativen Wohnungsbau angeregt werden.
3. öffentliche Grundstücke sollen privaten Bauherren zwecks Eigentumsförderung als Baugrund bedingungslos überlassen werden.
4. Schließlich heißt es im AfD-Bundesprogramm „Mieter, deren Einkommen nicht für die Miete reicht, sind weiterhin durch Wohngeld zu unterstützen.” Kein Wort zu den mit der Wohngeldbegrenzung verbundenen Verdrängungen in soziale Armutsgebiete.
Zusammengefasst: Die AfD will die Grundlagen für einen gewinnträchtigen Wohnungsmarkt auf Kosten der Allgemeinheit weiter verbessern und die Schranken beseitigen, die einer Abschaffung des Mieterschutzes entgegenstehen.
Hier zeigt sich, dass die AfD mit ihren wohnungspolitischen Vorstellungen einseitig die Interessen der Hauseigentümer und Wohnungsgesellschaften vertritt, während die Mieter - unabhängig von ihren kulturellen Wurzeln - der Ausplünderung ausgeliefert werden.
Lassen wir uns von der AfD nicht für dumm verkaufen:
Stoppen wir derartige unsoziale Konzepte!
Die AfD ist nicht die Interessenvertretung der „kleinen Leute”.
Sie greift zwar in ihrem wohnungspolitischen Programm die soziale Frage auf. Diese wird von ihr jedoch zugunsten der Begüterten gelöst:
Keine Stimme für das mieterfeindliche Programm der AfD!
Europawahlen 2019: Gemeinsame Plakataktion in der Hufeisensiedlung
Für ein demokratisches, soziales Europa - gegen Ausgrenzung und Rassismus
Am Sonntag, dem 7. April 2019, haben ca. 40 Schüler*innen, Gewerkschafter*innen, Mitglieder der Falken, der Initiativen Hufi und Hufeisern gegen Rechts sowie der Neuköllner Bezirksverbände von SPD, Grünen und Linken bei strahlendem Sonnenschein in der Hufeisensiedlung Plakate angebracht. Auf Ihnen rufen die beteiligten Schulen, Verbände, Initiativen und Parteien gemeinsam auf, die bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament, zu einer Abstimmung gegen Rassismus und Nationalismus zu machen.
Hintergrund dieser gemeinsamen Aktion ist die bedrohliche Zunahme rechter Parteien und Organisationen in vielen Ländern der Europäischen Union, darunter auch in Deutschland. Die Hufeisensiedlung ist hier keine idyllische Insel, die von dieser Entwicklung unberührt bleibt.
Die beteiligten Parteien, Einrichtungen und Initiativen einigt, dass sie in nationalen Alleingängen, die zum Zerfall und zur Auflösung der EU führen, keine Perspektive sehen. Die mit dem nationalistischen Kurs der AfD verbundenen Dogmen einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, die sich u. a. in einer unsozialen Wohnungspolitik, der Negierung von Umweltzerstörung oder in der Diskriminierung von Zuwanderern ausdrücken, setzen für einen Teil der Bevölkerung grundlegende Menschenrechte außer Kraft.
Im Gegensatz dazu unterstützen die Mitglieder dieser Plakataktion Aktivitäten gegen die Vernachlässigung der Umwelt, für soziale Mieten und für die Integration von geflüchteten Menschen in sowie im Umfeld der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung.
Wir leugnen nicht, dass es zwischen uns unterschiedliche Vorstellungen und Programme über die einzuschlagenden Wege gibt.
Aber in einem wesentlichen Punkt sind wir uns einig:
Menschenrechte sind unteilbar.
In diesem Sinne setzen wir uns für ein Europa ein, dass für den öffentlichen und sozialen Bereich Investitionen in Bildung, Kultur, Gesundheit und Pflege sowie Verkehr und Wohnen zum Programm erhebt und deren Auswirkungen sich auch in unserem Britzer Lebensbereich niederschlagen.
Dieser Weg kann allerdings nur geöffnet werden, wenn wir gemeinsam der Rechtsentwicklung Paroli bieten, sowohl in Britz als auch überall in Europa.
Presseerklärung: Grabschändung Britzer Parkfriedhof
Gräber zweier Polizeibeamten auf dem Britzer Parkfriedhof mit Hakenkreuzen beschmiert
Mit Trauer und Empörung haben wir die Nachricht aufgenommen, dass in der Nacht vom 2. auf den 3. April in Buckow die Gräber der Polizisten Roland Krüger und Uwe Lieschied mit Hakenkreuzen beschmiert und ein Grabstein umgeworfen worden sind.
Wir sehen in dieser Grabschändung eine Fortsetzung der rechten Angriffe auf Menschen, Einrichtungen und Gedenkorte, die demokratisches Denken und Handeln repräsentieren.
Bereits in der Vergangenheit haben die Angriffe der Neuköllner rechten Szene nicht vor Verstorbenen Halt macht.
Die Menschenverachtung und die Schamlosigkeit der Täter zeigten sich an der Schändung der Mühsamgedenkstätte 2012 in der Hufeisensiedlung, der Schändung der Britzer Stolpersteine 2017, in der mehrmaligen Zerstörung des provisorischen Gedenksteins sowie die Beschädigung der im vorigen Jahr errichteten Erinnerungssteele für den vermutlich aus rassistischen Motiven ermordeten Burak Bektas.
Es ist für uns unerträglich, dass seit mehreren Jahren rechter Terror in Neukölln Menschen mit Morddrohungen überzieht, Autos anzündet, Scheiben einschlägt sowie das Gedenken an Tote beschmutzt.
Unsere Solidarität gilt allen Opfern rechter Gewalt und denen, die sich mit den Opfern verbunden fühlen.
Aufruf zur Petition gegen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche
Der Rudolf-Heß-„Gedenkmarsch” ist eine an die Behauptung von der angeblichen Ermordung von Heß durch die Alliierten anknüpfende, jährlich um den 17. August stattfindende Demonstrationsveranstaltung der deutschen Neonazi-Szene. In Wunsiedel und anderen Orten, wo sie zuvor erfolgte, konnte der Aufmarsch verboten werden.
2017 wurde der Marsch in Spandau nach wenigen hundert Metern durch Sitzblockaden der Gegendemonstranten gestoppt und von der Polizei aufgelöst.
2018 erlebte dieser NS-verherrlichende Aufmarsch einen unrühmlichen Höhepunkt. Die Veranstalter des „Rudolf-Heß-Gedenkens” meldeten zwei Aufzüge an, einen in Spandau und einen zweiten in Friedrichshain und Lichtenberg. Die Gegendemonstration in Spandau, bei der sich bereits massenhaft Gegenprotest angekündigt hatte, lief faktisch ins Leere. Bei dem kurzfristig zuvor angemeldeten zweiten Gedenkmarsch, auf den sich schließlich die Nazis verständigten, marschierten sie - eskortiert durch eine hohe Zahl an Einsatzkräften - vom Platz der Vereinten Nationen zum S-Bhf. Lichtenberg. Durch diese Finte wurde jegliche Möglichkeit eines wirksamen Gegenprotestes unterbunden.
Dass von dieser Veranstaltung, „keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht” widerspricht der Tatsache, dass ein Großaufgebot der Polizei präsent war, das aus mehreren Bundesländern angefordert wurde.
Wir halten es für einen fatalen Fehler, mit dem Meinungsfreiheits-Argument den Neonazis den Weg frei zu machen. Dieser Marsch billigt, verherrlicht und rechtfertigt die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft und stört den öffentlichen Frieden. Er verhöhnt die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Der Heß-Aufmarsch in Berlin darf sich nicht zu einer regelmäßigen bundesweiten Neonazi-Veranstaltung entwickeln!
Im Januar 2019 ist eine Aktion angelaufen, in der zunächst Einzelpersonen persönliche Briefe an Senator Geisel und an den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses schickten
und eindringlich darum baten, dass 2019 kein Naziaufmarsch à la „Rudolf-Heß-Gedenken” 2017 und 2018 mehr stattfinden darf.
Hufeisern gegen Rechts unterstützt diese Aktion und ruft alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter dazu auf, ebenfalls entsprechende Postbriefe abzusenden oder eine Online Petition auszufüllen.
Textvorschläge liegen bereits vor. Diese können übernommen, abgeändert oder auch völlig neu verfasst werden.
Der folgende Brief kann als Vorlage für eine Petition genutzt werden:
An den
Petitionsausschuss des
Abgeordnetenhauses von Berlin
Niederkirchnerstr. 5
10117 Berlin
Betr.: „Rudolf-Heß-Gedenkmärsche” in Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte Sie dringend, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, weiteren Naziaufmärschen (à la „Rudolf-Heß-Gedenken” 2017 und 2018) entschieden Einhalt zu gebieten.
Diese Naziaufmärsche sind für die gesamte demokratisch gesinnte Bürgerschaft eine
unerträgliche Provokation, sie verletzen humanes Empfinden zutiefst und sie verhöhnen die Opfer.
Rudolf Heß ist ein rechtmäßig abgeurteilter Hauptkriegsverbrecher.
Die Verherrlichung des Nationalsozialismus und Verletzungen der Menschenwürde sind laut Strafgesetzbuch ausdrücklich verboten.
Das Recht auf Versammlung und freie Meinungsäußerung endet dort, wo Verbrechen gebilligt oder relativiert werden und wo die Würde der Menschen verletzt wird.
Ich bitte Sie daher, mit Nachdruck dafür zu sorgen, dass Naziaufzüge à la Rudolf Heß im Jahre 2019 nicht mehr stattfinden dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Eine Petition an den Ausschuss kann auch online eingetippt werden.
Dazu rufe man das Online Formular unter
https://www.parlament-berlin.de/de/Das-Parlament/Petitionen/Online-Petition-Formular auf.
Man kann sowohl seinen persönlichen Text eingeben als auch den Textvorschlag kopieren.
Im Formular sollte im Feld Betroffene Behörde „Senatsverwaltung für Inneres” eingegeben werden.
Der Petitionsausschuss versendet für jede einzelne Petition eine Bestätigung.
Alternativ kann auch die Vorlage für einen Brief an den Senator für Inneres genutzt werden.
Hufeisern gegen Rechts dankt allen Aktiven fürs Mitmachen.
Internationaler Tag gegen Rassismus
Hufeisern gegen Rechts ruft mit vielen anderen Organisationen und Initiativen auf zur
Kundgebung an der Rudower Spinne
(U 7 - U-Bhf. Rudow)
Beginn: 17:00 Uhr
Zwei Zeitungsmeldungen aus den letzten Tagen machen deutlich, warum wir auch in diesem Jahr in Neukölln allen Grund haben, gegen den alltäglichen Rassismus auf die Straße zu gehen:
1. BZ Berlin vom 28.1.2019: Berlin-Neukölln:
„31jährige von Pöblerin rassistisch beschimpft und attackiert”.
2. Tagesspiegel vom 9.2.2019: Neukölln, Hermannstraße:
„Mädchen rassistisch beleidigt, geschlagen und mit Spritze bedroht”
Rassismus, egal ob kulturell oder religiös verkleidet, darf in unserem Bezirk keinen Platz haben, denn
vielfältig und bunt -
wir alle sind Neuköllner*innen.
Gemeinsam für ein noch besseres Neukölln,
frei von Diskriminierung und Rassismus.
Es sprechen:
- Kati Becker, Koordinatorin der Berliner Registerstellen;
- Carolin Fiedler, Koordinatorin der Registerstelle Neukölln;
- Martin Hikel, Neuköllner Bezirksbürgermeister;
- Roland Tremper, Stvtr. Landesbezirksleiter von ver.di, Berlin-Brandenburg
(Zum Plakat des Internationalen Tags gegen Rassismus 2019 und etwas zur Geschichte)
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Pressemitteilung - antisemitischer Übergriff
Pressemitteilung der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
zum antisemitischen Übergriff
auf die Info-Säule an der Hufeisentreppe
(Fritz-Reuter-Allee 50, 12359 Berlin)
In der Nacht zum 11. Februar 2019 wurde die von unserer Initiative gestaltete Info-Säule in der Hufeisensiedlung beschädigt.
Gezielt erfolgte der Übergriff auf das Plakat, das zu unserer Veranstaltung mit der jüdischen Schriftstellerin und Bloggerin Juna Grossmann zur Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Antisemitismus in unserer Stadt einlädt.
Das Plakat wurde vollständig zerstört und dabei die Oberfläche der Säule beschädigt.
Inzwischen haben wir ein neues Einladungsplakat provisorisch angebracht, um deutlich zu zeigen, dass wir vor derartigen Angriffen nicht zurückweichen und die Veranstaltung am kommenden Samstag, dem 16. Februar, um 16:00 Uhr im Hufeisencafé (Fritz-Reuter-Allee 44) durchführen werden.
Wie heißt in der Einladung über Juna Grossmann:
Angesichts der immer offener und lauter werdenden Bedrohung fordert sie unsere Mitbürger*innen auf:
„Steht zu uns, helft uns, greift ein! Denn auch für euch ist die Schonzeit vorbei.”
Es ist bereits Strafanzeige gestellt worden.
Hufeisern gegen Rechts nach oben Druckversion
Juna Grossmann und ihr Buch „Schonzeit vorbei” - Literaturlesung im Hufeisencafé (Info-Station)
Fritz-Reuter-Allee 44,
12359 Berlin,
am Samstag, dem 16. Februar 2019,
um 16:00 Uhr
Juna Grossmann liest aus ihrem Buch Schonzeit vorbei und diskutiert anschließend mit uns über den alltäglichen Antisemitismus in unserem Land.
In dem Buch hat sie antisemitische Angriffe festgehalten, die ihr in den letzten Jahren als jüdische Deutsche im Berliner Alltag widerfahren sind.Herausgekommen ist ein erschütternder, aber auch aufrüttelnder Appell gegen die alltägliche Judenhetze.
Angesichts der immer offener und lauter werdenden Bedrohungen fordert sie uns Mitbürger*innen auf:
„Steht zu uns, helft uns, greift ein! Denn auch für euch ist die Schonzeit vorbei.”
Sie sind herzlich eingeladen.
Ihre Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Hinweis: Als Veranstalter*innen behalten wir uns vor, von unserem Hausrecht nach § 6 Versammlungsgesetz Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen oder rechtspopulistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, antiziganistische oder sonstige menschenverachtende äußerungen in Erscheinung sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.
AfD in den Fußstapfen von Gestapo und Stasi!
Jugendliche werden zur Denunziation ihrer Lehrer*innen aufgefordert.
Wieder einmal inszeniert sich die AfD als Opfer einer angeblichen Verleumdungskampagne, diesmal in den öffentlichen Schulen.
Dabei nimmt sie für sich in Anspruch, mit ihren Positionen das in den Schulen zu vermittelnde Weltbild zu bestimmen und zu kontrollieren.
Sie beklagt, dass in den Schulen „ein einseitiges politisches Weltbild verbreitet” werde. Deshalb sei es notwendig, „Kinder vor Indoktrination zu schützen.” Dieser Aufgabe will sich die AfD verschreiben.
Sie fordert Schüler*innen auf, Lehrer*innen, von denen sie sich indoktriniert oder benachteiligt fühlen, über ein Internetportal bei der AfD-Fraktion anzuzeigen.
Der heuchlerische Titel dieses Portals „Neutrale Schule” zeigt schon, wo die Reise der AfD hingehen soll.
Ihr Kampf richtet sich gegen den demokratischen Bildungsauftrag der Berliner Schule:
Zwar ist der Bildungsauftrag rechtlich auf eine parteipolitische Neutralität ausgerichtet. Es darf z. B. keine bestimmte Partei beworben werden.
Aber in der Frage der gesellschaftlichen Werte wird im Schulgesetzt geradezu Parteilichkeit eingefordert.
So heißt es u. a. im § 1 des Berliner Schulgesetzes:
„Ziel muss die Heranbildung von Persönlichkeiten sein, welche fähig sind der Ideologie des Nationalsozialismus und allen anderen zur Gewaltherrschaft strebenden politischen Lehren entschieden entgegenzutreten sowie das staatliche und gesellschaftliche Leben auf der Grundlage der Demokratie, des Friedens, der Freiheit, der Menschenwürde, der Gleichstellung der Geschlechter und im Einklang mit Natur und Umwelt zu gestalten.”
In der Schule gilt es genau wie in der U-Bahn oder auf der Straße: Wenn Menschen als „schwul” beschimpft, wenn sie wegen ihrer religiösen Bekleidung als Juden oder Muslime angegriffen oder diffamiert werden, gibt es keine Neutralität.
Genauso darf es keine Neutralität gegenüber Positionen von AfD-Politikern geben, die die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus als „Schuldkult”, die nationalsozialistische Herrschaft als „Vogelschiss in der Geschichte” bezeichnen und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan özgoguz (SPD) „in Anatolien entsorgt” sehen wollen.
Gegenüber diesen Äußerungen und politischen Programmen ist Schweigen oder Tolerieren ein Zurückweichen vor menschenverachtenden, ausgrenzenden und antidemokratischen Positionen. Sie sind weder mit dem Grundgesetz, der Berliner Verfassung noch dem Berliner Schulgesetz vereinbar.
Die Vorgehensweise der AfD ist infam:
Sie beginnt in der Schule mit der Instrumentalisierung von Kindern und Jugendlichen für die eigenen parteipolitischen Zwecke. Gleichzeitig wird auf diese Weise Denunziantentum als scheinbar legitimes politisches Mittel in unserer Gesellschaft verankert.
Wann werden wir uns nicht mehr beim Bäcker, beim Friseur, im Freundeskreis, am Stammtisch usw. offen äußern können?
Aus der Geschichte wissen wir, dass das, was mit der Denunziation und Einschüchterung beginnt, mit der Verfolgung von Andersdenkenden endet.
Ein Stolperstein für Dr. Bruno Altmann
Schüler*innen der Albert-Einstein-Schule verlegen gemeinsam mit der Neuköllner Falkengruppe einen Stolperstein für Dr. Bruno Altmann
Etwa ein halbes Jahr hätten sie über den sozialdemokratischen Journalisten und Schriftsteller Dr. Bruno Altmann recherchiert, berichtete Judith Wamser, Mitglied der Arbeitsgruppe, die die Stolpersteinverlegung vorbereitet hatte.
Zur Verlegung des Stolpersteins vor der Dörchläuchtingstr. 4 waren mehr als einhundert Personen erschienen. Viele von ihnen hörten zum ersten Mal etwas von und über Dr. Bruno Altmann, dem Menschen, der durch die Verlegung aus dem Dunkel der Vergessenheit geholt worden ist.
Neben seiner politischen Einstellung spielte auch die jüdische Herkunft Altmanns eine wesentliche Rolle für seine Verfolgung durch die Nationalsozialisten.
Altmann emigrierte 1934 zunächst nach Brünn, später dann nach Paris. In der Emigration schreibt er gegen den deutschen Faschismus in verschiedenen Zeitungen, u. a. für den „Neuen Vorwärts” und die „Pariser Tageszeitung”.
Im Jahr 1940 wird er in das berüchtigte südfranzösische Internierungslager Gurs gebracht.
Von hier wurde Altmann durch verschiedene Lager, u. a. das Konzentrationslager Majdanek, geschleppt. Umgebracht wurde er vermutlich im Lager Sobibor.
In seiner anschließenden Ansprache sprach Neuköllns Bürgermeister Hikel nicht nur den Dank an die Jugendlichen für ihr demokratisches Engagement aus, sondern wies auch auf die aktuelle Kampagne der Rechtspopulisten von der AfD hin, die das Mittel der Denunziation von Lehrkräften zur Durchsetzung ihrer geschichtsrevisionistischen Vorstellungen anwenden.
Es zeige sich immer deutlicher, dass die AfD zwar demokratisch gewählt sei, aber mit ihr Antidemokraten in die Parlamente eingezogen seien.
Hier sei Widerstand nicht nur legitim, sondern notwendig.
Diese Lehren würden uns die Schicksale Bruno Altmanns und der anderen Personen vermitteln, denen in der Hufeisensiedlung mit einem Stolperstein gedacht werde.
Musikalisch begleitet wurde die Verlegung von dem Schulchor der der Albert-Einstein-Schule, der Lieder jüdischer Komponisten vortrug.
Gegen das Vergessen!
9. November 2018 in der Neuköllner Hufeisensiedlung:
Neun Stolpersteine wurden bisher in der Hufeisensiedlung verlegt. Die Messingtafeln erinnern an Frauen und Männer, die von den deutschen Faschisten verfolgt und ermordet wurden.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts wird am 9. November, den Tag, an dem die Nationalsozialisten 1938 ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung in ganz Deutschland initiierten, an die neun Britzer Bürger*innen erinnern. Am 9. November 2018 wollen wir - stellvertretend für alle Opfer rechter Gewalttaten - dieser neun Menschen und ihrer Geschichte gedenken, indem wir mit Lichtern und kleinen Informationstexten ihre Namen und ihre Haltung sichtbar machen:
Georg Obst, Gielower Str. 28
Rudolf Peter, Gielower Str. 32c
Heinrich Uetzfeld, Parchimer Allee 7
Gertrud Seele, Parchimer Allee 75
Wienand Kaasch, Parchimer Allee 94
Stanislaw Kubicki, Onkel-Bräsig-Str. 46
Hans-Georg Vötter, Onkel-Bräsig-Str. 111
Adolf Mockrauer, Buschkrugallee 179
Charlotte Adel, Backbergstr. 23
Gleichzeitig wollen wir mit diesem Rundgang darauf verweisen, dass die feige Schändung der Stolpersteine im November 2017 durch die rechte Neuköllner Szene von der Zivilgesellschaft nicht hingenommen wurde, sondern eine bewegende Welle der Solidarität ausgelöst hat. Bereits einen Monat später konnten die geraubten Steine mithilfe der Spenden vieler Berliner*innen neu verlegt werden. Eine Reaktion, die Mut macht.
Der Rundgang beginnt um 18:00 Uhr am nördlichen Ausgang des U-Bhf. Parchimer Allee (U 7) und dauert ca. 1,5 Stunden.
Alle Interessierte sind herzlich eingeladen. nach oben Druckversion
Verlegung eines Stolpersteins für Charlotte Adel
„Es sollte ehrlich notiert werden, was nicht vergessen werden darf, damit es sich nicht wiederholt!”
(Charlotte Adel)
Am 4. September hatten sich vor dem Haus Backbergstraße 23 mehr als 80 Personen versammelt.
Anlass war die Verlegung eines Stolpersteins für die antifaschistische Widerstandskämpferin Charlotte Adel.
Gemeinsam mit anderen Genossinnen und Genossen wurde sie am 22. August 1933 von der Gestapo verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 18 Monaten Gefängnishaft verurteilt.
Doch auch nach der Haftzeit wurde sie von den Natio-nalsozialisten weiter drangsaliert.
Unter Polizeiaufsicht gestellt, des Sorgerechts für ihre Tochter entzogen, häufig arbeitslos und verarmt, wurde sie zunehmend gesellschaftlich isoliert und sah schließlich keinen anderen Ausweg mehr als den Tod.
Ihr Leben und Wirken stand im Mittelpunkt der Rede, die ein Mitglied der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts vor ihrem letzten Wohnort hielt.
Anschließend betonte die Frauenrechtlerin Claudia von Gélieu die in der Geschichte des antifaschistischen Widerstandes noch immer zu gering bewertete Rolle der Frauen.
Schließlich verwies der Neuköllner Bürgermeister Martin Hickel auf die aktuellen Angriffe rechter Kräfte, die mit ihren öffentlichen Gewaltaktionen nicht nur in Chemnitz oder Cottbus, sondern eben auch in Neukölln auf die Zerstörung demokratischen Lebens hinarbeiten.
Das Erinnern an Menschen wie Charlotte Adel sei daher auch ein Aufruf, sich für ein Zusammenleben in kultureller und demokratischer Vielfalt einzusetzen und die rechten Hassprediger in die Schranken zu verweisen.
Begleitet wurde die Stolpersteinverlegung durch Isabel Neuenfeldt, die zu ihrem Akkordeon Lieder vortrug, in die die Anwesenden teilweise einstimmten.
Gedenken an Erich und Zenzl Mühsam in der Hufeisensiedlung
„Menschen, lasst die Toten ruhen, und erfüllt ihr Hoffen!” (E. Mühsam)
Zum sechsten Mal fand am 8. Juli 2018 das Gedenken an Erich Mühsam statt, der als politischer Schriftsteller und engagierter Bewohner in der Hufeisensiedlung von 1927 bis Februar 1933 gelebt und gewirkt hat.
Die Ehrung begann mit einem Rundgang durch die Siedlung unter Leitung von Claudia von Gélieu.
Unter heftigen Sonnenstrahlen begann anschließend die 1 ½ -stündige Kundgebung.
In der Begrüßungsrede ging die Vertreterin von Hufeisern gegen Rechts auf die antifaschistische Haltung ein, die die Lebens- und Kampfgemeinschaft Zenzl und Erich Mühsam auch heute noch als Orientierungsgröße verkörpert.
Angesichts der Erfolglosigkeit der Verfolgungsbehörden in Bezug auf die Ermittlungen über die Anschläge aus der Neuköllner rechten Szene wies sie auf die Selbstbeschränkung der Polizei hin.
Es sei längst geboten, die Verfolgung auf der Einordnung der Straftaten als terroristische Straftatbestände vorzunehmen. Gerade in Mühsams Sinne sei es, faschistisches Handeln nicht zu unterschätzen, auch wenn die Anzahl der rechten Akteure noch klein erscheine.
Der frühzeitige Warner und Mahner vor dem aufkommenden Faschismus hat die Unterschätzung der politischen Gefahr sowohl durch sozialistische als auch bürgerlich-demokratische Kräfte während der Weimarer Republik mit Haft, Folter und Tod bezahlt.
Nach dem Grußwort der Mühsam-Gesellschaft, in dem Sabine Lueken die Freundschaften der Mühsams in der Hufeisensiedlung ansprach, trugen Isabel Neuenfeldt und Dr. Seltsam ihr Programm „Sich fügen heißt lügen.” vor.
Während Isabel Neuenfeldt zum Akkordeon vertonte Gedichte von Erich Mühsam vortrug und auf diese Weise er selbst zu Wort kam, rezitierte Dr. Seltsam aus dem Buch „Der Leidensweg der Zenzl Mühsam”, verfasst von Rudolf Rocker, dem Anarchisten und Freund von Erich und Zenzl Mühsam.
Die ausgewählten Textpassagen schilderten in eindringlicher Weise Mühsams Haft in den Gefängnissen und Konzentrationslagern der Faschisten sowie die Verarbeitung dieser unmenschlichen Quälereien durch Zenzl Mühsam.
So entstand ein gewisser Dialog, in dem die Person Erich Mühsam aus verschiedenen Perspektiven und in vielschichtiger Weise zur Geltung kam.
Das Ergebnis konnte keiner besser schildern als Erich Mühsam selbst:
„Warum ich Welt und Menschen nicht verfluche? Weil ich den Menschen spüre, den ich suche!”
Hufeisern gegen Rechts dankt allen Beteiligten für die vielen Spenden, die uns zeigen, dass das Gedenken an Erich Mühsam von vielen Menschen geteilt wird.
Wir wünschen uns, dass wir uns alle im nächsten Jahr an gleicher Stelle zum Gedenken an Erich und Zenzl Mühsam wieder treffen.
Große Beteiligung bei der Stolpersteinverlegung für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer
Umrahmt von jiddischen Liedern, vorgetragen von Olaf Ruhl,
gedachten mehr als 100 Bewohner*innen der Krugpfuhl- und Hufeisensiedlung des von den Nazis in den Tod getriebenen ehemaligen Apothekers der Siedlung.
Sein Lebensweg steht beispielhaft für die Ausplünderung, Entwürdigung und Vernichtung jüdischer Mitbürger*innen, die die Nazis während ihrer Herrschaft betrieben haben.
Ein Mitglied der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts veranschaulichte in seiner Rede die Betroffenheit, die das Studium der Akten und Briefe im Rahmen der Erforschung des Lebensweges von Adolf Mockrauer erzeugt hat.
Anschließend ging die Berliner Staatsekretärin für Bürgerliches Engagement und Internationales Sawsan Chebli auf die Bedeutung der Auseinandersetzung mit rassistischen Auffassungen jeglicher Art für den Bestand einer demokratischen Gesellschaft ein.
Gerade sie als Deutsche mit palästinensischen Wurzeln erfahre immer wieder, wie Antisemitismus und Antiislamismus von rechtspopulistischen Positionen genutzt werden, um Minderheiten zu diffamieren und auszugrenzen.
Die Aufgabe von Demokraten hingegen müsse es sein, die verschiedenen Spielarten des Rassismus aufzudecken und zu bekämpfen.
Auch der Neuköllner Bürgermeister Martin Hikel ließ keinen Zweifel daran, dass es gegenüber rassistische Parolen und rechte Gewalt keine Toleranz geben darf.
Unter dem Beifall der Anwesenden stellte er klar: „Antifaschismus ist kein Schimpfwort. Antifaschismus ist ein Grundprinzip unserer Gesellschaft und sollte eine Selbstverständlichkeit für jeden Demokraten sein.”
Das Gedenken fand am Abend im bis auf den letzten Platz besetzen Hufeisencafé seine Fortsetzung. In der Veranstaltung informierte die Historikerin Karolin Steinke über das Leben und das Schicksal der jüdischen Bewohner*innen in der Hufeisensiedlung während der NS-Zeit.
In der anschließenden mehr als einstündigen Diskussion wurde am Beispiel des Mikrokosmos Hufeisensiedlung deutlich, welchen unwiederbringlichen Verlust die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung für das kulturelle und soziale Leben in Deutschland darstellt.
Die Historie müsse als warnendes Beispiel verstanden werden, heutigen rassistischen Ausgrenzungsversuchen rechtzeitig und mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten.
Hufeisern gegen Rechts
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Solidarität - Vielfalt - Gerechtigkeit
Auch in diesem Jahr haben wir uns mit einem eigenen Stand am DGB-Maifest vor dem Brandenburger Tor beteiligt.Der mit vielen Flyern und Broschüren gut bestückte Tisch zog zahlreiche Besucher*innen an.
Ein Indiz für das große Interesse der Kundgebungsteilnehmer*innen an unserer Arbeit.
Viele Kolleg*innen blieben auch an den Tafeln stehen und diskutierten mit uns über Möglichkeiten, Rassismus und rechte Gewalt zu bekämpfen.
Bei den vielen Überlegungen und Vorschlägen stand ein Gesichtspunkt immer wieder im Zentrum: Kein Wegducken oder Schweigen bei rassistischen oder völkischen Äußerungen und Angriffen, sondern Solidarität mit den Betroffenen zeigen.
Darin waren wir uns mit allen Besucher*innen einig.
Unser besonderer Dank gilt der Berliner IG Metall, die uns den Stand zur Verfügung gestellt hat. nach oben Druckversion
Mehr als 1000 Teilnehmer*innen auf der Demonstration gegen rechten Terror in Neukölln
Sie waren dem gemeinsamen Aufruf eines breiten Bündnisses von Neuköllner Initiativen, Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen und Verbänden gefolgt, um ihre Solidarität mit den Betroffenen auszudrücken und Polizei und Justiz aufzufordern, entschiedener gegen die rechten Gewalttäter zu ermitteln.
Unter dem Beifall der Demonstranten reihte sich auch die frühere Neuköllner Bürgermeisterin und jetzige Familienministerin Franziska Giffey in den Zug ein.
Wenn es zutrifft, dass Rassismus und völkisches Denken nicht am Rande der Gesellschaft, sondern ihrer Mitte entspringt, so war diese Demonstration ein unübersehbares Zeichen, dass aus dieser Mitte sich auch der Widerstand gegen den zunehmenden Einfluss des rechten Blocks aus Rechtspopulisten und neonazistischen Gewalttätern formiert.
Auch in seinem äußeren Erscheinungsbild spiegelte die Demonstration die Vielfalt der Neuköllner*innen wieder, ein Schmelztiegel vieler Kulturen, von Menschen, die zunehmend eine eigene Neuköllner Identität annehmen, die nichts mit der dumpfen völkisch-rassistischen Identität gemein hat, sondern ihr Gegenbild darstellt.
Im Folgenden geben wir die Rede wieder, die ein Mitglied von Hufeisern gegen Rechts während der Demonstration gehalten hat:
Liebe Freundinnen und Freunde,
warum bin ich als Mitglied der Anwohner*innen-Initiative Hufeisern gegen Rechts hier? Es gibt viele Gründe an dieser Demonstration teilzunehmen. Ich will zehn Gründe nennen:
Ich bin gegen rechte Aktivitäten in unserem Bezirk, weil
1. sie Angst verbreiten wollen: Rechtspopulisten und Neonazis wollen eine Gesellschaft, in der das Recht des Stärkeren gilt. Sie wollen entscheiden, wer sich wo bewegt und wer was sagen darf. Sie schüren eine Atmosphäre der Angst, in der Widerspruch und offenes Zusammensein unmöglich gemacht werden sollen.
2. weil sie die Pressefreiheit bekämpfen: öffentliche Medien, die nicht dem rechten Spektrum angehören, werden pauschal als „Lügenpresse” bezeichnet. Journalisten werden als »Geschmeiß« beleidigt und bedroht. Mehrfach wurden Pressevertreter von AfD- und NPD-Vertretern handgreiflich attackiert.
3. weil sie gewalttätig sind: AfD-Funktionäre zeigen öffentlich Verständnis für gewaltsame übergriffe gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und legitimieren so die terroristischen Angriffe der neonazistischen Banden gegen politisch Andersdenkende und Menschen mit Migrationshintergrund. Bei diesen Angriffen werden Tötungen billigend in Kauf genommen.
4. weil sie die Selbstbestimmung der Frau nicht anerkennen: Frauen sind nach den völkischen Vorstellungen vor allem dafür da, den »Fortbestand des deutschen Volkes« zu sichern. Ginge es nach ihnen, dürften Frauen nur noch eingeschränkt berufstätig sein.
5. weil sie die Parlamente missachten: Die Neuköllner AfD-Fraktion stellt ein typisches Beispiel für das parlamentarische Verhalten der Rechtspopulisten und Neofaschisten dar. Durch beleidigende Pöbeleien gegen Vertreter*innen demokratischer Parteien und bewusst auf Provokation angelegte rassistische Anträge und äußerungen soll die parlamentarische Arbeit boykottiert und als ineffektiv diskreditiert werden.
6. weil sie die Geschichte leugnen: Mit ihren geschichtsrevisionistischen Forderungen verhöhnen sie nicht nur die Millionen Opfer des deutschen Faschismus, sondern versuchen völkisches und faschistisches Gedankengut wieder salonfähig zu machen.
Damit bereiten sie den Weg zur Zerschlagung des antifaschistischen Konsens zwischen den demokratischen Parteien.
Wie weit es der AfD bereits gelungen ist, den politischen Kurs nach rechts zu verschieben, zeigen die aktuellen Positionen in der Bundesregierung zum Umgang mit Schutzsuchenden und zur „inneren Sicherheit”, aber auch der Vorstoß des Neuköllner CDU-Stadtrats Lieke gegen das Bündnis Neukölln.
7. weil sie die Gewerkschaften schwächen wollen: Neben der Einschränkung des Streikrechts sollen Gewerkschaften nicht mehr zu politischen Themen Stellung nehmen dürfen.
Auch der Zugang in die Betriebe und die Beratung der Betriebsräte sollen erschwert werden.
8. weil sie eine Bildungspolitik für Vermögende fordern: Rechtsextreme behaupten, Intelligenz sei von Geburt an festgelegt. Die Bildungspolitik müsse dem Elitegedanken verpflichtet sein, fordert die AfD. Ihnen geht es nicht darum, Kinder zu fördern. Deshalb wollen sie Kita-Plätze weiter privatisieren und Gesamt- und Ganztagsschulen abschaffen.
9. weil sie die Realität leugnen: Die AfD leugnet die Verantwortung der Industrie und auch der Verbraucher für den Klimawandel. Auch die Gefährlichkeit wird relativiert. So sei der CO₂- Anstieg in der Atmosphäre positiv zu sehen, denn er fördere das Wachstum. Wissenschaftlich sind diese Behauptungen blanker Unsinn.
10. weil sie die Gesellschaft spaltet: Aus Sicht der Rechtspopulisten und Neonazis ist ein gesellschaftliches Zusammenleben nur möglich unter Menschen einer gleichen kulturellen und biologischen Identität. Die Forderung nach Herstellung einer derartigen völkischen Staatshomogenität würde z. B. in Neukölln 45 % der aktuellen Einwohnerschaft ausgrenzen. Menschen haben aber nicht nur eine Identität, sondern viele verschiedene: Mann, Frau, katholisch, muslimisch, atheistisch, Großstadt- oder Landbewohner, arbeitslos, Rentner*in, deutsch, britisch oder arabisch usw. Landesidentität ist nicht allein bestimmend für unser Leben. Gewerkschaftliche und antifaschistische Solidarität ist z. B. eine übergreifende Identität, keine volksbezogene.
Aus diesen 10 Gründen und den vielen anderen von den Redner*innen genannten Gründen:
Kein Hufbreit Boden den Rechtspopulisten und Neonazis in Neukölln und anderswo!
Internationaler Tag gegen Rassismus
Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen und Initiativen ruft die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts auf zur
Kundgebung an der „Rudower Spinne”
Neuköllner Straße Ecke Großziethener Chaussee
21. März 2018, 17:00 Uhr
Rassismus jeglicher Art offensiv entgegentreten!
Alltagsdiskriminierung, rassistische Gewalt und Stereotypen in den Medien erinnern uns daran, dass der Widerstand und der Kampf gegen den Rassismus eine alltägliche Herausforderung für unsere plurale und vielfältige Gesellschaft bleibt. Am 21. März 1960 wurde eine friedliche Demonstration in Sharpeville in Südafrika in Reaktion auf ein Gesetz über die Apartheid blutig niedergeschlagen und hat 69 Menschen das Leben gekostet. In Reaktion darauf haben die Vereinten Nationen 1966 den 21. März als „Internationalen Tag zur überwindung von Rassendiskriminierung” ausgerufen.
Trotz der erreichten Fortschritte ernüchtern und alarmieren uns weiterhin Rassismus - unter anderem in Arbeitswelt und Schule und Diskriminierung gegenüber Migranten und Geflüchteten. Rassismus besteht fort auf allen Ebenen unserer Gesellschaft.
Allein im letzten Jahr gibt die Polizeistatistik für Neukölln 54 Straftaten aus rassistischen Motiven an, darunter 7 Gewaltangriffe auf Personen. Gegen diese Saat aus Hass und Intoleranz setzen wir das Eintreten für eine solidarische Gemeinschaft ohne Ausgrenzung und Erniedrigung.
Der Internationale Tag bietet Gelegenheit, den Reichtum der kulturellen Vielfalt und aufrichtigen Respekt und Toleranz für unsere Mitmenschen zu betonen.
Es rufen auf:
Aktionsbündnis Britz für Vielfalt und Demokratie; Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts; AWO Berlin Kreisverband Südost e. V.; Bündnis 90/Die Grünen Neukölln; Bündnis Neukölln - Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt; Die Linke, Neukölln; DGB Kreisverband Neukölln; Fraktion Die Linke in der BVV Neukölln; Grüne Jugend Neukölln; IG BCE Ortsgruppe Neukölln; Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland; Jusos Neukölln; SJD - Die Falken Kreisverband Neukölln; SPD Neukölln; Türkischer Bund Berlin-Brandenburg; ver.di - Landesbezirk Berlin-Brandenburg | Landesbezirksfachbereich Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg | Landesmigrationsausschuss Berlin-Brandenburg | Ortssenior*innen Neukölln | Ortsverein Südost. nach oben Druckversion
Solidaritätskundgebung am Samstag, dem 3. Februar, 12:00 Uhr vor dem Neuköllner Rathaus
Neukölln steht zusammen - gegen rechte Gewalt und Intoleranz
Erneut sind zwei Neuköllner Bürger von Mitgliedern der rechten Szene angegriffen worden. In der Nacht zum 1. Februar wurden ihre Autos angezündet und brannten vollständig aus. Bei den Betroffenen handelt es sich um den Rudower Buchhändler Heinz Ostermann und den Bezirkspolitiker Ferat Kocak, Mitglied der Partei DIE LINKE.
Heinz Ostermann setzt sich seit Jahren mit großem Engagement dafür ein, seinen Buchladen „Leporello” zu einem Ort demokratischer und literarischer Debatten zu entwickeln.
Dass die rechte Szene ihn und seinen Buchladen nun zum dritten Mal attackiert hat, sagt alles über die Geisteshaltung der Täter aus: Der gleichberechtigte Austausch von Meinungen, die Entwicklung einer Diskussionskultur ist ihnen nicht nur fremd, sondern offensichtlich ein Dorn im Auge. Anstelle der argumentativen Auseinandersetzung setzen sie gewaltsame Zerstörung und Terror.
Ferat Kocak, der andere Angegriffene, ist seit Jahren in Neukölln - und hier vor allem im Süden unseres Bezirks - im Kampf gegen Mietsteigerung, gegen den Notstand in der Krankenpflege und gegen rechte Umtriebe aktiv.
Als Mitglied der Partei Die Linke hat er in der Gropiusstadt während der letzten Wahlkämpfe Position gegen die AfD und andere rechte Gruppierungen bezogen und ist ihnen offensiv entgegengetreten. Die Tatsache, dass das in Brand gesetzte Auto unmittelbar neben der Hauswand und einem Gasanschluss stand, zeigt, dass die Täter auch den Tod von Menschen bei ihren Anschlägen billigend in Kauf nehmen.
Seit Jahren zieht sich die Spur rechter Gewalttaten gegen Neuköllner*innen durch unseren Bezirk, ohne dass es bisher Ermittlungserfolge gegeben hat.
Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass die Polizei von einem überschaubaren Kreis rechter Intensivtäter am Nasenring durch die Manege geführt wird.
Es nützt uns wenig, wenn immer wieder verstärkte Ermittlungsarbeit gefordert wird, wenn der Terror gegen engagierte Demokraten ungebrochen weiter von Nazis und aus dem Umfeld der Rechtspopulisten betrieben werden kann.
Zeigen wir Solidarität mit den Betroffenen! Zeigen wir, dass wir uns dem Terror der Rassisten und Geschichtsrevisionisten nicht beugen!
Gemeinsam rufen auf:
IG Metall Berlin; ver.di Bezirk Berlin; DGB Kreisvorstand Neukölln; GEW Neukölln; DIE LINKE Neukölln; Bündnis Neukölln; Hufeisern gegen Rechts; Aktionsbündnis Rudow; Aktionsbündnis Britz; Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus; Galerie Olga Benario; Bündnis 90/die Grünen Neukölln; SPD Neukölln
Hufeisern gegen Rechts
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Berührende Wiederverlegung der geschändeten Stolpersteine in der Hufeisensiedlung
Genau einen Monat nach dem schamlosen Angriff auf das Gedenken an die sieben antifaschistischen Widerstandskämpfer in unserer Siedlung wurden am Montag, dem 4.12.2017, die ersten beiden Stolpersteine in der Onkel-Bräsig-Str. erneuert, fest in Beton verankert.
Ein Trompeter der Musikschule Neukölln eröffnete die Ehrung vor dem Haus mit der Nr. 46.
Hier hatte der Anarchist, Maler und Schriftsteller Stanislaw Kubicki gewohnt, bevor er im polnischen Exil von der Gestapo 1942 ermordet wurde.
Mehr als 100 Personen hörten der Würdigung von Bürgermeisterin Dr. Giffey und den Worten von Dr. Karol Kubitzki, dem Sohn des Ermordeten, zu, bevor Isabel Neuenfeldt mit einem vertonten Gedicht von Erich Mühsam, dem Freund von Stanislaw Kubicki, den ersten Teil der Ehrung beendete.
Anschließend ging es zum Haus Nr. 111, zu dem Stein von Hans-Georg Vötter. Schüler*innen der Fritz-Karsen-Schule berichteten über seine Widerstandstätigkeit und Ermordung.
Mittlerweile war die Teilnehmerzahl weiter angewachsen, da ganze Klassen der Fritz-Karsen-Schule sich an dem Gedenken beteiligten.
Viele Schüler*innen hielten Rosen in ihren Händen, die sie anschließend vor dem Haus niederlegten.
Begleitet wurde diese Zeremonie von Degenhardts Zündschnüre-Lied, das eindrucksvoll von Isabel Neuenfeldt vorgetragen wurde.
Einen Tag später versammelten sich ca. 60 Menschen, um die drei Personen zu würdigen, deren Stolpersteine in der Parchimer Allee aus dem Pflaster gerissen und geraubt worden waren.
Gemeinsam zogen Mitglieder der IG Metall, die aus ihrer Bildungsstätte in Spandau angereist waren, der SPD-Abteilung Hufeisensiedlung und von Hufeisern gegen Rechts sowie weitere Anwohner*innen zu den geschändeten Orten, an denen jetzt neue Messingplatten aus dem Pflaster blinkten.
Chaja Böbel von der IG Metall wies am Stein von Wienand Kaasch auf den wachsenden Einfluss rechtspopulistischer Parteien hin und forderte die Anwesenden auf, das Gedenken an diese Widerstandskämpfer nicht als historisches zu betrachten, sondern aktuelle Schlussfolgerungen aus ihrem Denken und Handeln zu ziehen.
Konkret heiße das, den Rechten in den Betrieben und auf der Straße den Weg zu versperren und auch die Auseinandersetzung innerhalb der Gewerkschaft mit nationalistischen und rassistischen Auffassungen nicht zu scheuen.
Vor dem Haus Nr. 75 sprach Andreas Schmidt von der Abteilung Hufeisensiedlung der Neuköllner SPD über das Leben von Getrud Seele und mahnte ebenfalls Wachsamkeit gegenüber den aktuellen rechten Tendenzen an.
Schließlich wurde die Ehrung mit dem Gedenken an Heinrich Uetzfeld vor dem Haus Nr. 7 beendet. Hier erinnerte Jürgen Schulte von Hufeisern gegen Rechts an den Sozialisten, der Ende 1933 verhaftet und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
Doch die Nazis konnten seine Haltung nicht brechen. Nach seiner Entlassung schloss er sich erneut dem Widerstand an und sammelte versprengte Genossinnen und Genossen, um die von der Gestapo weitgehend zerschlagenen Strukturen zu reorganisieren.
1940 wurde er erneut festgenommen und ins KZ Dachau geschleppt.
Ungebrochen ist er ein Jahr später an den Folgen der Folterung verstorben. Auch sein Lebensweg lehrt uns, rechtzeitig den Kampf auf dem Boden der Demokratie gegen Faschismus und Rechtspopulismus zu führen, für eine soziale Gesellschaft von Gleichberechtigten, ein Gemeinwesen, für das Heinrich Uetzfeld und viele andere Widerstandskämpfer ihr Leben lassen mussten.
Die letzten beiden Stolpersteine in unserer Siedlung wurden am Mittwoch, dem 6.12. vor den Häusern der Gielower Str. 32 und 28 verlegt.
Bärbel Schindler-Saefkow, Tochter des Widerstandskämpfers Anton Saefkow, und Constanze Lindemann von verdi bezogen sich in ihrer Würdigung des 1945 an den Haftbedingungen verstorbenen Gewerkschafters Rudolf Peter auf die Bedeutung der Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe für die heutige gewerkschaftliche Arbeit.
Die Schändung der Steine sei Beweis genug, dass die Feinde der Demokratie das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen - und ihnen dazu jedes Mittel recht ist.
Der Aufbau dieser großen Widerstandsorganisation über die Parteigrenzen hinweg habe den Weg gewiesen, nach dem Ende der faschistischen Herrschaft parteiunabhängige Einheitsgewerkschaften als demokratische Interessenvertretung der Arbeiterschaft aufzubauen.
Den Abschluss der drei Gedenktage bildete die Ehrung des Sozialdemokraten Georg Obst.
Achim Berger von Hufeisern gegen Rechts zeichnete Stationen aus dem Leben des Widerstandskämpfers der ersten Stunde nach und beschrieb eindrucksvoll den Terror, mit dem die Faschisten von Anfang an den Widerstand im Keim ersticken wollten.
Georg Obst hat sich selbst geopfert, um diesem Terror nicht zu unterliegen.
So verschieden die sieben Widerstandskämpfer*innen waren, denen in diesen drei Tagen in der Hufeisensiedlung gedacht wurde, so stellen sie doch gemeinsam etwas Bedeutendes dar: ihr persönlicher Mut, ihre Unbeirrbarkeit selbst in der vollständigen Isolation, die Lauterkeit ihrer Motive.
Allein ihre Existenz widerspricht der These von der Kollektivschuld des deutschen Volkes und belegt, dass es auch in der Zeit des faschistischen Terrors Menschen gab, die für ein anderes, besseres Deutschland mit ihrem höchsten persönlichen Einsatz gekämpft haben.
Nehmen wir die wiederverlegten Stolpersteine zum Anlass die Geschichte dieser Menschen weiter zu verbreiten und in ihrer Tradition zu handeln - gegen Rassismus und Nationalismus - für ein demokratisches, soziales Miteinander.
Neukölln steht zusammen: Gegen Geschichtsrevisionismus und Rassismus!
Die Schändung der Gedenksteine kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber die gerissenen Wunden lassen sich heilen.
Viele Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrer Spende dazu beigetragen, dass am 16.11. bereits eine Summe von über 5700€ zusammengekommen ist.
Wenn auch Sie sich an der Wieder- oder Neuverlegung von Stolpersteinen beteiligen wollen, können Sie Ihre Spende auf eines der beiden folgenden Konten überweisen:
Aktives Museum - Stolpersteine
Berliner Sparkasse
IBAN: DE40 1005 0000 0190 163275
BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Stolperstein (evtl. Bezirks-, bzw. Ortsteilangabe oder Name eines einzelnen Steins)
Bezirksamt Neukölln
Berliner Sparkasse
IBAN: DE10 1005 0000 1410 003805
BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Stolpersteine (evtl. konkretisierende Angabe)
Die große Solidarität, die sich in den Spenden ausdrückt, macht Mut. Lasst uns gemeinsam den eingeschlagenen Weg weitergehen.
Faschisten und Rechtspopulisten keinen Hufbreit Boden.
Pressemitteilung:
Überwältigendes Spendenaufkommen für die geraubten Stolpersteine in der Britzer Hufeisensiedlung - Wiederverlegung gesichert!
Der Diebstahl der Stolpersteine in Britz, die an die Ermordung von rassisch oder politisch Verfolgte durch die Nationalsozialisten erinnern, in der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 hat eine große Welle der Solidarität ausgelöst.
Seit dem 7. November 2017 sind innerhalb von 5 Tagen 1245 € an Spendengeldern für den Ersatz der in Britz entwendeten Stolpersteine bei uns eingegangen.
Damit ist dieser bereits jetzt finanziell gesichert. Hinzu kommen weitere 110 €, die mit der Bitte an uns verbunden sind, einen Stolperstein für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer in die Wege zu leiten.
Vor dessen Apotheke hatte am 9. November diesen Jahres unsere Veranstaltung zum Gedenken an die Reichspogromnacht stattgefunden, auf der mehr als 200 Bürger*innen nicht nur an den antisemitischen Terror vor 79 Jahren erinnerten, sondern auch gegen die Schändung der Stolpersteine in Britz protestierten.
Viele Spenden wurden gezielt für den Ersatz namentlich genannter Steine in der Hufeisensiedlung versehen.
So wurden z. B. mehrere Spenden für den Stein von Wienand Kaasch damit begründet, dass kein Grab existiere, da sein Leichnam von den Nazis in die Müllgrube des Zuchthauses Luckau geworfen worden sei.
Bei Gertrud Seele wurde mehrfach darauf verwiesen, dass sie stellvertretend für die Beteiligung von Frauen am Widerstand gegen den Nationalsozialismus stehe.
Wir haben uns bereits mit dem für die Verlegung in Neukölln zuständigen Museum Neukölln und der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine in Verbindung gesetzt, um diesen Wünschen Rechnung zu tragen.
Weitere Spenden wurden von Bürgerinnen und Bürgern direkt auf die Konten des Bezirksamtes Neukölln und der Koordinierungsstelle Solpersteine Berlin eingezahlt.
Hier zeigt sich der Charakter dieses größten dezentralen Mahnmals der Welt als zivilgesellschaftliche Erinnerungs- und Gedenkkultur.
Letztere wird nicht von staatlichen Ämtern und Einrichtungen oder großen Gesellschaften getragen und finanziert. Vielmehr basiert sie in erster Linie auf dem Engagement der „kleinen Leute”, Verwandten der Opfer, Nachbarinnen und Nachbarn, Schülerinnen und Schüler oder lokalen Initiativen.
Nur vor diesem Hintergrund sind Ausmaß und Intensität dieser Form von Gedenkkultur zu erklären.
Die überwältigende Spendenbereitschaft stellt einen unübersehbaren Beweis dar, dass der feige Anschlag auf das zivilgesellschaftliche Gedenken an die rassischen und politischen Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft von eben dieser Zivilgesellschaft nicht hingenommen wird.
Hufeisern gegen Rechts bedankt sich für den großen Zuspruch. Wir sind tief beeindruckt und werden alles tun, um dem mit den Spenden und Solidaritätsschreiben verbundenen Vertrauen gerecht zu werden.
Gedenkveranstaltung vor der ehemaligen Albrecht-Dürer-Apotheke
Der 9. November 2017 in Britz:
Kein stilles Gedenken, sondern eine laute Kampfansage
Eigentlich sollte es ein ruhiges Gedenken an die Opfer des antisemitischen Pogroms werden.
Ausgesucht hatten wir uns die ehemalige Apotheke des jüdischen Apothekers Adolf Mockrauer, Buschkrugallee 179. Beispielhaft wollten wir zeigen, wie auch in unserer Siedlung jüdische Menschen gewaltsam ausgegrenzt und in den Tod getrieben worden sind.
Menschen, die unter der Bewohnerschaft beliebt und anerkannt waren, Menschen, die sozial und hilfsbereit waren. Sie erfuhren auch Unterstützung, die sie allerdings vor der Gewalt nur unzureichend schützen konnte.
Adolf Mockrauer wurde enteignet, seiner Lebensgrundlage entzogen. Zwar gelang ihm die Flucht nach Südamerika, doch ohne berufliche Perspektive, mittellos und ohne soziale Kontakte nahm er sich aus Verzweiflung das Leben.
Wir wollten erinnern, wie sich die Täter an dem jüdischen Besitz bereicherten und diesen Besitz ungeschoren in das Nachkriegsdeutschland mitnehmen konnten.
Doch der feige Diebstahl der Stolpersteine in der Nacht vom 5. Auf den 6. November änderte vieles. Der 9. November 1938 gewann aufgrund dieser Schändung eine traurige Aktualität.
Mehr als 200 Menschen klatschen zu den Reden Beifall, wenn der Kampf gegen Neonazismus und Rechtspopulismus als Grundkonsens aller demokratischen Parteien und Organisationen angesprochen wurde.
Sie waren alle gekommen, um ihren Protest gegen die Schändung des Gedenkens an die Opfer des Faschismus zu erheben und unabhängig von ihren unterschiedlichen partei- und gesellschaftspolitischen Anschauungen die Gemeinsamkeiten im Kampf gegen rechts zu demonstrieren.
Bereits in den letzten beiden Tagen war deutlich geworden, auf welche Empörung der Raub der 16 Stolpersteine in Britz gestoßen ist.
So konnte die Neuköllner Bürgermeisterin auf der Kundgebung verkünden, dass die bisherigen Spendengelder nicht nur für den Ersatz der entwendeten Steine, sondern weit darüber hinaus für die Verlegung einer großen Anzahl weiterer Steine reichen.
Während Jürgen Schulte von Hufeisern gegen Rechts die Traditionslinie der neonazistischen Gruppierungen, die sich hinter dem Label „Freien Kräfte” verbergen, zu den Verbrechen des Novemberpogroms 1938 verdeutlichte, ging Chaja Böbel von der IG Metall-Schule Pichelsee auf die Schwierigkeiten bei der Überwindung von Antisemitismus und anderen Formen des Rassismus ein, die den Kampf gegen das Erstarken rechter Kräfte nicht zu einem Selbstläufer machen.
Alle drei Redner*innen forderten die Anwesenden dazu auf, Rassismus und Geschichtsrevisionismus, wo immer sie ihren Vertretern begegnen, nicht stillschweigend zuzusehen, sondern sich diesen Feinden einer demokratischen Entwicklung in den Weg zu stellen.
Anschließend zogen viele Teilnehmer*innen zu den Orten, an denen die sieben Stolpersteine der Hufeisensiedlung herausgerissen und damit die Gedenkorte geschändet wurden, um Blumen und laminierte Informationsblätter über den jeweiligen Widerstandskämpfer zu hinterlegen.
Diese Reaktion zeigt, dass der Angriff auf die demokratische Gedenkkultur, die sich auch in den Stolpersteinen ausdrückt, erfolglos, aber nicht folgenlos geblieben ist.
Die Schamlosigkeit mit der diese Attacke begangen wurde, hat viele Anwohner*innen aufgeschreckt und ihnen die Unmenschlichkeit der Täter und ihrer Gesinnung vor Augen geführt.
Die Anwesenden waren sich jedenfalls einig, dass sie vor den rechten Rassisten und Geschichtsrevisionisten nicht in die Knie gehen werden.
Presseerklärung
der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts zur Entwendung aller sieben Stolpersteine in der Britzer Hufeisensiedlung
In der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 wurden die 7 in der Hufeisensiedlung verlegten Stolpersteine ausgegraben und entwendet. Die Stolpersteine in unserer Siedlung erinnern alle an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Sie gehörten Organisationen der deutschen Arbeiterbewegung an oder standen ihnen nahe.
So finden wir neben dem anarchistischen Künstler Stanislaw Kubicki, der sich 1939 dem polnischen Widerstand anschloss, die Kommunisten Hans-Georg Vötter, Wienand Kaasch und Rudolf Peter sowie die Sozialisten Gertrud Seele, Heinrich Uetzfeld und Georg Obst, die in Berlin gegen den deutschen Faschismus auf unterschiedliche Weise gekämpft haben. Sie alle stehen stellvertretend für die Vielfalt des Arbeiterwiderstands, der von 1933 bis 1945 in der Großsiedlung Britz existiert hat.
So vielfältig wie die widerständigen Menschen sind auch die Initiatoren der einzelnen Stolpersteinverlegungen, mit denen nicht nur an das Schicksal der Geehrten erinnert wird, die ihre eindeutige Haltung gegenüber einem unmenschlichen Regime mit dem Leben bezahlt haben. Gleichzeitig sollen die Stolpersteine auf ein „Nie wieder!” hinweisen und eine Warnung darstellen, wohin Intoleranz, Gewaltherrschaft und Rassismus führen kann.
Initiiert und gespendet wurden die Steine von Klassen aus der Fritz-Karsen-Schule, der Alfred-Nobel-Schule und der Albert-Einstein-Oberschule, den Gewerkschaften ver.di und IG Metall, der Britzer SPD sowie der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts.
Für einen politisch rechtsmotivierten Hintergrund der Tat spricht nicht nur der antifaschistische Hintergrund der Stolpersteinehrungen in der Hufeisensiedlung. Auch der Zeitpunkt weist darauf hin. Immerhin steht der 9. November kurz bevor, den wir in Erinnerung an die Reichspogromnacht mit einem Gedenken vor der vor 79 Jahren zerstörten Apotheke des jüdischen Apothekers Adolf Mockrauer begehen wollen.
Ohne eine direkte personelle Verbindung unterstellen zu wollen, ist auch der Antrag der AfD aus der Oktober Sitzung der Neuköllner BVV beachtenswert. In diesem Antrag lehnt die AfD diese Form der Erinnerungskultur ab und fordert, dass das Bezirksamt jegliche Unterstützung einzustellen hat. Auch wenn der Antrag von allen anderen Parteien abgelehnt wurde, erreichte die AfD durch diese Provokation wieder die Öffentlichkeit. Es ist durchaus denkbar, dass die Neuköllner rechte Szene sich als Vollstreckerin der AfD-Ideen versteht. Immerhin war auf der BVV-Sitzung auf der Zuschauertribüne Tilo Paulenz zu sehen, der in der Vergangenheit bereits mehrfach an Aktivitäten der Südneuköllner Neonazi-Szene beteiligt war.
Es ist bereits Strafanzeige gestellt worden. Die Polizei überprüft zzt., ob über die Hufeisensiedlung hinaus noch weitere Stolpersteine in Britz beschädigt oder entfernt worden sind.
Die Fotos zeigen die Tatorte der Entwendungen der Stolperstein für Wienand Kaasch (oben) und Gertrud Seele (unten).
Mit freundlichen Grüßen
die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
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Protestveranstaltung gegen Neonazi-Kundgebung vor dem Neuköllner Krankenhaus!
Ort: Rudower Str./Möwenweg
(gegenüber dem Krankenhaus Neukölln)
Beginn: Sonntag, den 29. Oktober 2017, 10:00 Uhr
Vor 8 Jahren verstarb der bundesweit bekannte Neonazi Jürgen Rieger an einem Schlaganfall im Krankenhaus Neukölln. Dieses nimmt die NPD zum Anlass, zu einem öffentlichen Gedenken aufzurufen.
Jürgen Rieger positionierte sich nicht nur bewusst als Vertreter der nationalsozialistischen Rassenkunde, er leugnete auch öffentlich die Morde in Auschwitz und finanzierte neofaschistische Schulungszentren in Schweden, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, an denen auch Wehrsportübungen stattfanden.
Mehrfach wurde er wegen Volksverhetzung und Körperverletzung von Andersdenkenden angeklagt und verurteilt.
Berühmtheit und einen quasi Führerstatus in der gesamten rechten Szene erlangte er vor allem durch die Organisierung der Rudolf-Hess-Gedenkmärsche in Wunsiedel. An dem ersten Aufmarsch im Jahre 1988 nahmen etwa 120 Alt- und Neonazis teil. Im Jahre 2004 waren es über 5000 Rechte, die durch Wunsiedel marschierten. Aufgrund massiver Protestaktionen im In- und Ausland wurde der Aufzug auf Grundlage des Volksverhetzungsparagaphen ein Jahr später verboten.
Die Neonazis wollen offensichtlich am Sterbeort von Jürgen Rieger eine neue Pilgerstätte ins Leben rufen. Darauf weist auch die aus dem Rudolf-Hess-Marsch entlehnte Parole „Jürgen Rieger - Unvergessen - Ewig lebt der Toten Tatenruhm” hin.
Um an seinem Grab keine neue Pilgerstätte der rechten Gruppierungen entstehen zu lassen, hatten die vier Kinder von Jürgen Rieger sich für die Verbrennung der Leiche mit anschließender Seebestattung entschieden.
Nun soll das Klinikum Neukölln offensichtlich als Ersatzort dienen.
Hufeisern gegen Rechts ruft gemeinsam mit anderen demokratischen Organisationen und Initiativen auf, diesem Ansinnen eine Abfuhr zu erteilen.
Zeigen wir den Neonazis, dass sie in Neukölln keinen Raum für ihre rassistische Hetze haben.
Presseeinladung
Die Zusammenarbeit mit der Polizei aus Sicht der Initiative Hufeisern gegen Rechts
- Auflösung der Ermittlungsgruppe Rechtsextremismus des Polizeiabschnitts 56 - EG Rex im Sommer 2016
- Gründung der „Ermittlungsgruppe Rechte Straftaten” in Neukölln - RESIN am 25.01.2017 durch Herrn Innensenator Geisel
- Gründung der „Operative Gruppe Rechtsextremismus” des Polizeiabschnitts 56 - OG Rex März 2017
Die Antworten kleiner Anfragen zu den Themen „besondere Ermittlungsgruppen”, „rechte Anschlagserie in Neukölln” stimmen nicht mit unseren Erfahrungen überein - insbesondere zum Thema Kommunikation und Zusammenarbeit.
Die OG Rex hat ihre Arbeit im März aufgenommen - über unsere Erfahrungen bei der Zusammenarbeit werden wir berichten.
Termin und Ort
20.09.2017
11:00 - ca. 12:30 Uhr
Hufeisencafé
Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin nach oben Druckversion
Eine denkwürdige Stolpersteinverlegung für Wienand Kaasch in der Hufeisensiedlung
Vor den Redebeiträgen erklang Brechts Solidaritätslied, vorgetragen von Isabel Neuenfeldt.
Immer mehr der 60 Anwesenden stimmten ein. Schon vor den Redebeiträgen war die Richtung der Ehrung vorgegeben. Es ging um Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen Rechtspopulismus und Faschismus.
Gewürdigt wurde der kommunistische Metallgewerkschafter und Widerstandskämpfer Wienand Kaasch. Seine illegale Wohnung befand sich in der Hufeisensiedlung, im Haus Parchimer Allee 94.
1935 war er aus dem Moskauer Exil nach Berlin mit dem Auftrag zurückgekehrt, für die Aktionseinheit von Sozialdemokraten und Kommunisten und für den Wiederaufbau freier und unabhängiger Gewerkschaften zu werben.
Rückblickend kann gesagt werden, dass ihm zu wenig Zeit blieb, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Schon vier Wochen nach dem Beginn seiner Arbeit in Berlin wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und zu 11 Jahren Zuchthaus wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens” verurteilt.
Diese Zuchthausstrafe hat er nicht überlebt. Am 19 Januar 1945 ist er aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen im Zuchthaus Luckau verstorben.
Wie genau die Faschisten die Gefahr durch ein einheitliches Handeln der Arbeiterbewegung erkannten, sprachen sie in der Urteilsbegründung gegen Kaasch aus.
Sein Handeln sei besonders verwerflich, da „es zur Bildung einer für den Bestand des Staates äußerst gefährlichen Einheitsfront führen sollte.”
Ihr schonungsloser Wille zur Auslöschung dieses Mannes machte selbst vor seinem Tod nicht halt.
Um jegliche Erinnerung auszulöschen, wurde Wienand Kaasch nicht beerdigt, sondern sein Leichnam in die Abfallgrube des Zuchthauses geworfen.
Alle Redner wiesen auf die Lehre hin, die uns dieser und viele andere antifaschistischen Widerstandskämpfer hinterlassen haben.
Bei allen politischen Differenzen darf es im Kampf gegen Rassismus, Nationalismus und Faschismus keinen parteipolitischen Egoismus geben.
Hier ist die Solidarität aller Demokraten gefragt. Dies zeige sich, so der Neuköllner Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer, auch heute im Kampf gegen die Rechtspopulisten der AfD.
Am Auftreten ihrer Vertreter*innen in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung könne jeder studieren, wie sich zunehmend der Wolf seines Schafspelzes entledige.
Auch die IG Metall-Vertreterin Chaja Böbel wies auf die Fehler der Vergangenheit hin, aus denen ihre Gewerkschaft die Lehre gezogen hat, den Kampf gegen neofaschistische, militaristische und reaktionäre Elemente in ihrer Satzung zu verankern und diesen auch in den Betrieben und der Öffentlichkeit zu führen.
So wurde aus dem Gedenken eine kämpferische Veranstaltung für Demokratie und soziale Gerechtigkeit, was sich auch in dem abschließend gemeinsam gesungenen Arbeiterlied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit” ausdrückte.
Aus Anlass des Gedenkens wird eine Broschüre herausgegeben, in der zwei Gewerkschafter aus der Hufeisensiedlung Informationen über das politische Leben von Wienand Kaasch zusammengetragen haben.
Wahlplakataktion zur Bundestagswahl
Am 11.08.2017 fand die 2. Wahlplakataktion unserer Initiative statt.
Wie schon bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2016 sind wir auch jetzt zur Bundestagswahl mit selbstgestalteten Plakaten hier in der Siedlung vertreten.
Unter kurzer Anwesenheit der SPD und längerer der Grünen begann dann mit starker Beteiligung und Hilfe der LINKEN die Aktion bei mäßigem Wetter an der Parchimer Allee.
Insgesamt hängen nun 50 unserer Plakate an zentralen Punkten des Hufeisens.
Wir freuen uns sehr über die zahlreichen Unterstützer und werden weiterhin gemeinsam gegen rechte Stimmungsmache eintreten.
Wie wichtig das ist, zeigt die Existenz der obskuren Plakate, die vereinzelt hier auftauchten.
Trotz dieser unverständlichen Tatsache endete unsere Aktion mit einem fröhlichen Bild vor unserer Säule.
Erich-Mühsam-Gedenken 2017
Trotz Wind und Regen kamen über 200 Besucher zur Hufeisentreppe.
Als gegen 19:40 Uhr die letzten Töne der Band der Singende Tresen aus ihrem Mühsam-Programm verklangen, war die Hufeisentreppe trotz einsetzendem Regen noch immer gut gefüllt.
Doch nicht nur der anspruchsvolle literarisch-musikalische Part des Nachmittags fand den Beifall der Anwesenden.
Bereits vorher waren viele den angebotenen Führungen gefolgt, die über Mühsams Wirken in der Siedlung sowie über die Vertreibung von Bewohnern der Siedlung im Jahr 1933 durch die Nazis anhand einer Straße informierten.
Darüber hinaus gab es Informationsstände von demokratischen Initiativen, Organisationen und Parteien. Und nicht vergessen werden dürfen das Kuchenangebot sowie der Bratwurststand.
So konnten die Gäste sich ohne Magenknurren an dem 4-stündigen Fest erfreuen.
113 von ihnen unterzeichneten einen Offenen Brief an die Neuköllner Mitglieder der Abgeordnetenhausfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der Partei Die Linke, in dem die mangelhafte Aufklärung der aktuellen rechten Übergriffe kritisiert wird.
Die Abgeordneten werden darin aufgefordert, gemeinsam eine großen Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus über die Frage zu initiieren,
wie „der Schutz des demokratischen Engagements” vor Übergriffen aus der rechtsextremistischen Szene besser als in der Vergangenheit gewährleistet werden kann.
Dem zum fünften Mal von Hufeisern gegen Rechts veranstalteten Mühsam-Gedenken wird sicherlich im nächsten Jahr ein sechstes folgen.
Darin waren sich Besucher und Veranstalter einig.
Den rechten Brandstiftern das Handwerk legen!
In der Nacht zum 3. Mai wurde auf das Auto einer Familie aus der Krugpfuhlsiedlung ein Brandanschlag verübt. Das Auto brannte vollständig aus.
Die Polizei vermutet die Täter in der rechten Szene. Hintergrund für diese Annahme sind die Aktivitäten der Familie im Bereich der Flüchtlingshilfe.
Seit Jahresbeginn ist das der vierte Brandanschlag in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung. Offensichtlich sollen die Bewohner*innen unserer Siedlungen terrorisiert werden, um demokratische Aktivitäten zu ersticken. Denn wie in der Vergangenheit traf auch diesmal der feige Anschlag eine Familie, die sich aktiv für ein demokratisches und tolerantes Miteinander in Britz bemüht.
Hufeisern gegen Rechts lässt sich nicht von diesen kriminellen Machenschaften einschüchtern. Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und werden auch weiterhin deutlich zeigen, dass die Angegriffenen nicht alleine stehen.
Wir erwarten von der Polizei eine zügige Aufklärung der Anschläge, die alle nach dem gleichen Muster erfolgt sind.
Am 1. Mai waren wir dabei.
Auf dem Mai-Fest der DGB-Gewerkschaften vor dem Brandenburger Tor haben wir uns mit einem gut besuchten Stand beteiligt.Viele Teilnehmer*innen der traditionellen Gewerkschaftsdemonstration kamen vorbei, um sich über die Hufeisensiedlung und die rechten Anschläge in Neukölln zu informieren, und mit uns über unsere Aktivitäten zu diskutieren.
Unterstützt wurden wir dabei von unseren Freunden aus dem Rudower Aktionsbündnis für Demokratie und Toleranz und gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Auch auf den Redebeitrag unseres Kollegen Detlef Fendt gab es durchweg positive Resonanz.
Hufeisern gegen Rechts bedankt sich bei der IG Metall Berlin, die uns nicht nur den Standplatz zur Verfügung gestellt, sondern auch mit Süßigkeiten und Getränken versorgt hat.
Internationaler Tag gegen Rassismus - Kundgebung an der Rudower Spinne
Beginn: 17:00 Uhr
Gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Gewerkschaften und Neuköllner Initiativen ruft Hufeisern gegen Rechts zu dieser Kundgebung auf.
In dem gemeinsamen Aufruf „Rassismus jeglicher Art offensiv entgegentreten!” heißt es u.a.:
Es ist geradezu absurd, Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan, die vor dem Terror des „Islamischen Staates”, Al Kaida oder der Taliban geflohen sind, als Handlanger dieser Terroristen zu denunzieren und für deren Gewaltanschläge in unserem Land verantwortlich zu machen.
Nicht die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften sind das Problem, sondern diejenigen, die Geflüchtete bedrohen und angreifen.
Wir sagen mit aller Deutlichkeit:
Diejenigen, die gemeinsam mit Neonazis gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen und in den sozialen Medien hetzen, sind keine »Asylkritiker« und auch keine »besorgten Bürger«. Es sind Rassisten.
Lassen wir uns nicht von ihren Parteien wie der AfD instrumentalisieren. Indem Rechtspopulisten und andere Rassisten Geflüchtete zu Verursachern sozialer Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft erklären, verkleistern sie den Blick auf die wahren Verantwortlichen.
Migrant*innen sind nicht verantwortlich für Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Wohnungsmangel, Notstand im Gesundheits- und Bildungswesen oder drohende Altersarmut. (…)
Lassen wir uns nicht spalten, sondern treten wir gemeinsam ein für eine sozial gerechte Gesellschaft, in der jeder unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Geschlecht gleichberechtigt sein Leben gestalten kann, in der weder rassistische noch soziale Diskriminierung Platz findet.
Deshalb bei den kommenden Wahlen:
Keine Stimme für Rechtspopulisten und Rassisten!
Unterzeichner:
DGB-Kreisverband Neukölln; ver.di, Bezirk Berlin; ver.di, Bezirk Berlin - Ortsverein Südost; ver.di, Bezirk Berlin - Ortsseniorgruppe Neukölln: Bündnis Neukölln - Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt; Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts; Aktionsbündnis Rudow gegen Rechtsextremism u. Fremdenfeindlichkeit; Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus; Die Falken Neukölln; Jusos Neukölln; VVN-BdA Neukölln; Galerie Olga Benario
Der Beitrag von Truus Bass bezog sich auf die Rede von Dr. Martin Luther King am 16. August 1963 bei der Southern Christian Leadership Conference.
nach oben DruckversionKundgebung in Rudow am Samstag, dem 18. Februar, um 11 Uhr:
Neukölln bleibt bunt - wider den rechten Terror
Rechte Brandanschläge in Rudow - Solidarität mit Claudia und Christian von Gélieu, Mirjam Blumenthal, Heinz J. Ostermann, Detlef Fendt, Peter Scharmberg und Christel Jachan.
In der Nacht zu Donnerstag, am 9. Februar 2017 traf es die in Rudow lebenden in der Galerie Olga Benario aktiven Claudia und Christian von Gélieu. Ihr direkt am Haus geparktes Auto brannte völlig aus. Ein Übergriff des Brandes auf das Haus und damit die Gefährdung von Menschenleben wurde in Kauf genommen. Ihr vor dem Haus geparktes Auto brannte völlig aus.
Am Samstag, dem 14. Januar 2017, wurde gegen 2 Uhr nachts das Auto der Neuköllner DGB-Kreisverbandsvorsitzenden, SPD-Abgeordneten in der Neuköllner BVV und Gruppenleiterin der Neuköllner Falken Mirjam Blumenthal in Brand gesetzt. Im Dezember waren in der Buchhandlung Leporello die Schaufensterscheiben durch Steinwürfe stark beschädigt worden. Wenige Tage später wurde das Auto des Inhabers Heinz J. Ostermann in Brand gesetzt. Fast gleichzeitig stand das Auto von Detlef Fendt, früher Betriebsrat bei Mercedes-Benz, in Flammen. Im Juni letzten Jahres wurde zum zweiten Mal in Rudow die Autos des Bezirksverordneten und stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg und dem Mitglied des Aktionsbündnisses Rudow gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Christel Jachan durch einen Brand vollständig zerstört.
Die Polizei geht von einer politisch motivierten Anschlagsserie aus. Zuletzt hatten Rechtsradikale vermehrt zu Gewalt gegen linke Einrichtungen aufgerufen.
Für rechte Anschläge sprechen mehrere Indizien:
Als stadtbekannte Demokratin engagiert sich Claudia von Gélieu seit Jahren gegen Intoleranz und Geschichtsvergessen. Vor allem in der Alltags- und Sozialgeschichte von Berliner Frauen hat sie eine umfangreiche Arbeit geleistet, für die sie 2001 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet wurde.
Claudia und Christian von Gélieu sind VVN-Mitglied und gehören zum Leitungsteam der „Galerie Olga Benario”, die Vorträge und Ausstellungen zu sozialen und demokratischen Persönlichkeiten und Bewegungen in Vergangenheit und Gegenwart organisiert.
Mirjam Blumenthal hat sich gerade in Britz offensiv und aktiv an Aktionen gegen die NPD und andere rechtsorientierte Gruppierungen und Parteien beteiligt. Die Neuköllner Falken sind in der Vergangenheit immer wieder ein Angriffsziel der Rechtsextremisten gewesen. Auf ihr Haus in Britz-Süd wurden bereits mehrere Brandanschläge verübt.
Im Dezember waren in der Buchhandlung Leporello die Schaufensterscheiben durch Steinwürfe beschädigt worden. Zuvor hatte es dort eine Veranstaltung unter dem Motto „Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus!” gegeben. Inhaber Heinz Ostermann war im November auf einer rechtsextremistischen Internetseite als „rot-grüner Hetzer” beschimpft worden. Ostermann engagiert sich bei der Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus.
Detlef Fendt, früher Betriebsrat bei Mercedes-Benz und seit Jahrzehnten politisch aktiv. Mit dem nun angezündeten Wagen ist er mehrfach mit IG-Metall-Fahnen zu NPD-Kundgebungen in Neukölln gefahren um gegen die Auftritte zu protestieren. Dabei sind er und sein Wagen regelmäßig von Neonazis fotografiert worden.
Im Juni 2016 haben Unbekannte in Rudow das Auto des Bezirksverordneten und stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg vollkommen zerstört. Ein Anwohner hat gegen 2:40 Uhr Polizei und Feuerwehr alarmiert, nachdem er einen lauten Knall wahrgenommen habe und das in Flammen stehende Auto sah. Mehrere Personen seien unerkannt geflüchtet.
Laut Polizei gab es in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 20 Anschläge gegen Neuköllner*innen, die gegen die rechten Umtriebe in unserem Bezirk öffentlich aufgetreten sind.
Sie richten sich gegen Privatwohnungen, Gaststätten, einem Buchladen und ein kirchliches Gemeindehaus. Gesprühte rechte Symbole und Drohungen weisen auf den Täterkreis hin. Ziel dieser rechten Gewalt ist es, nicht nur die Angegriffenen zu bedrohen, sondern auch uns Nachbarn einzuschüchtern. Wir sollen zum Wegschauen und Schweigen gebracht werden.
Das werden wir nicht! Wir wollen keine Ortsteile, in der sich Nachbarn misstrauisch beäugen und den Opfern der Gewalt aus dem Wege gehen, um nicht selbst in Gefahr zu geraten.
Wir wollen eine vielfältige, bunte und tolerante Nachbarschaft.
Zeigen wir, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und in Neukölln für Toleranz, Hilfsbereitschaft und guter Nachbarschaft eintreten.
Wir üben Solidarität mit Claudia und Christian von Gélieu, Mirjam Blumenthal, Heinz J. Ostermann, Detlef Fendt und Peter Scharmberg und allen anderen Angegriffenen
Kommen Sie am Samstag, dem 18.2.2017, um 11:00 Uhr zur Kundgebung „Neukölln bleibt bunt - wider den rechten Terror” nach Rudow, vor der „Alten Dorfschule”, Alt Rudow 60
(Nähe U-Bhf. Rudow)Zu dieser Kundgebung rufen auf:
- Aktionsbündnis Rudow gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
- Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
- Bündnis Neukölln
- Galerie Olga Benario
- Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus
- Ev. Kirchengemeinde Rudow
- Die Falken Neukölln
- SPD Neukölln
- Bündnis 90/die Grünen Neukölln
- Die Linke Neukölln
- DGB Kreisverband Neukölln
- IG Metall Geschäftsstelle Berlin
- Ver.di, Bezirk Berlin - OV Südost
Ermittlungsgruppe gegen Rechtsextremismus wieder im Dienst
Die Ermittlungsgruppe gegen Rechtsextremismus (EG REX) wird ab 1. März 2017 wieder im Abschnitt 56 der Polizeidirektion 5 ihre Arbeit aufnehmen. Das ist das Ergebnis des Treffens unserer Nachbarschaftsinitiative mit dem Leiter der Direktion am 10. Februar 2017.
Im Juli 2016 haben wir erfahren, dass die Polizeidirektion die EG REX im Abschnitt 56, Direktion 5 auflösen will.
Da wir es zunächst nicht glauben konnten, haben wir beim Polizeipräsidenten angefragt, ob an diesem „Gerücht” etwas dran ist. Es gab Telefonate mit Mitarbeitern des Polizeipräsidenten. Mit Schreiben vom 15. August 2016 kam dann die Bestätigung: die Ermittlungsgruppe wurde aufgelöst.
Als Begründung hat man uns u.a. mitgeteilt:
„Durch die fortgesetzte Aufrechterhaltung des Überwachungsdruckes sowie den vernetzten gesamtgesellschaftlichen Ansatz kam es in den Folgejahren zu einer deutlichen Reduzierung rechtsextremistischer Straftaten und einer abnehmenden Wahrnehmbarkeit der Szene in der Öffentlichkeit im Bereich des Polizeiabschnitts 56”.
Unsere Wahrnehmung war eine andere. Wir haben gefragt, wie andere Initiativen die Situation einschätzen - was sie dazu sagen. Alle waren der Meinung, dass die Auflösung ein schlechtes Signal ist und dass die Ansprechpartner im Bezirk benötigt werden.
Am 10. Februar 2017 führten wir mit Unterstützung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) ein Gespräch beim Leiter der Direktion 5. Das Ziel war, dass uns die im oben genannten Schreiben genannten Gründe erörtert werden.
Der Direktionsleiter war erstaunt, dass die von ihm als „gut” gedachte Maßnahme im Bezirk abgelehnt wird. Er war der Auffassung, dass eine Zentralisierung zu einer Gleichbehandlung in den Abschnitten führt.
Wir haben die folgenden Probleme vorgetragen:
- Kein Ansprechpartner
- Schlechte Erreichbarkeit
- Falsches Signal
In der Presse war zu lesen, dass Innensenator Andreas Geisel die Ermittlungsgruppe RESIN einberufen hat. Diese ist beim LKA - nicht bei der Direktion 5 angesiedelt. Wir werden das Gespräch mit der Ermittlungsgruppe suchen, um mehr über die Arbeitsweise zu erfahren.
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Erneuter Brandanschlag in Britz und Rudow
Klare Kante gegen Intoleranz und Rassismus
Am 28. Januar 2017 kamen rund 450 Menschen zur Kundgebung gegen Intoleranz und Rassismus an der Treppe zum Hufeisen in Britz zusammen.
Zu der Kundgebung hatte ein Bündnis folgender Verbände gemeinsam aufgerufen:
- IG Metall Berlin
- IG Metall-Bildungszentrum Berlin
- ver.di, Landesbezirk Berlin-Brandenburg
- ver.di, Bezirk Berlin
- DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg
- DGB Kreisverband Neukölln
- SPD Landesverband Berlin
- SPD Neukölln
- Bündnis 90/die Grünen Neukölln
- Die Linke Neukölln
- Die Falken Neukölln
- Bündnis Neukölln
- Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
- Galerie Olga Benario
- Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus
Anlass dieser Kundgebung waren drei Brandanschläge auf bekannte Neuköllner Politiker*innen, Gewerkschafter*innen und Antifaschist*innen, vermutlich verübt durch Täter aus der rechten Szene.
Bereits am 14. Januar 2017 wurde das Auto der Neuköllner DGB-Kreisverbandsvorsitzenden, SPD-Abgeordneten in der Neuköllner BVV und Gruppenleiterin der Neuköllner Falken Mirjam Blumenthal aus der Hufeisensiedlung in Brand gesetzt.
Aus diesem Grund veranstaltete die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts schon am 19. Januar 2017 eine Solidaritätskundgebung.
In der Nacht zum Montag, dem 23. Januar 2017, traf es den Gewerkschafter und IG-Metall-Funktionär Detlef Fendt, ebenfalls aus der Hufeisensiedlung und zum wiederholten Male den Buchhändler Heinz J. Ostermann.
Die Polizei geht in allen Fällen von einem politischen Tatmotiv aus.
Während der etwa einstündigen Kundgebung ergriffen Vertreter der aufrufenden Verbände, Parteien und Initiativen das Wort.
Als Sprecher der IG-Metall Berlin forderte Klaus Abel alle Anwesenden auf, sich offen gegen Nationalismus und Faschismus zu engagieren. Er kündigte an, rechtsextreme Gewalt und Rechtspopulismus am 1. Mai zu thematisieren.
Heiko Glawe, Geschäftsführer der DGB Region Berlin, trat ebenfalls dafür ein, klare Kante gegen Rechts zu zeigen. Er erinnerte an die seit 30 Jahren erfolgreiche Kampagne gegen Gewalt, Rassismus und Mobbing: „Mach meinen Kumpel nicht an”.
Herr Abel wie Herr Glawe verschwiegen dabei nicht, dass auch Gewerkschaftsmitglieder die AfD wählen würden oder zumindest einige ihre Positionen teilten.
Jedes Gewerkschaftsmitglied, dem die Verhältnisse nicht gefielen - forderten beide Funktionäre - sollten sich lieber selbst engagieren und ein eigenes Politikmodell entwickeln, statt aus Protest die AfD zu wählen.
75 Prozent ihrer Stimmen bekäme die AfD von Protestwählern.
Als Vertreterin der Neuköllner SPD drückte Mirjam Blumenthal allen Anwesenden ihren großen Dank für das Kommen aus.
Da sie selbst von den Anschlägen betroffen ist, weiß sie, wie wichtig die Solidarität für Opfer rechter Gewalt ist.
„Solche Veranstaltungen wie heute zeigen: Du bist nicht allein. Das tut gut - und dafür danke!”, begrüßte die Bezirksverordnete Mirjam Blumenthal ihre Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die gezielten rechtsextremen Gewalttaten seien Einschüchterungsversuche und ein Angriff auf die Demokratie an sich, weil diese ohne die Bereitschaft zum politischen und gesellschaftlichen Engagement auf allen Ebenen, von der Schülersprecherin bis zum Seniorenvertreter, nicht funktionieren könne.
Der Sprecher der Neuköllner Linken, Moritz Wittler, dankte den drei Geschädigten der Brandanschläge für ihren Mut und ihr Engagement. „Wir werden nicht zulassen, dass die Nazis wieder Angst und Schrecken verbreiten”. Die AfD verschiebe permanent Grenzen des politischen Denkens und Handelns und müsse deshalb gestoppt werden.
Der Fraktionssprecher der Grünen in der BVV Bernd Szczepanski berichtete von der vergangenen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung.
Die Grünen, SPD und Linke hatten am Mittwoch, den 25. Januar 2017, gemeinsam einen Entschließungsantrag mit dem Betreff: Neuköllner Einsatzgruppe „Rechtsextremismus” wird gebraucht! verabschiedet. In der Debatte um den Antrag sei von Vertretern der CDU und AfD ein rechtsextremer Hintergrund bei den vergangenen Anschlägen bezweifelt worden. Es seien ebenfalls private Motive für diese Anschläge denkbar, so deren Argumentation.
Jürgen Schulte, der die Kundgebung moderierte, ermutigte andere Bündnisse, die Plakataktion der Initiative Hufeisern gegen Rechts zur vergangenen Wahl der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln auch in anderen Bezirken aufzugreifen.
In der Plakataktion hatten sich demokratische Parteien mit der Anwohner*inneninitiative zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Sie hängten gemeinsam Plakate mit der Aufschrift: „Siedlung mit Courage! Keine Stimme für Nationalismus und Rassismus!” in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung auf.
Für den kommenden Bundestagswahlkampf könnte eine solche Aktion ein starkes Zeichen setzen.
Detlef Fendt berichtete sinngemäß von Gesprächen mit ArbeitskollegInnen, dass sie den Bock zum Gärtner machen, wenn sie von der AfD sozialen Fortschritt erwarten.
Heinz J. Ostermann erinnerte daran, dass Bücherlesen Bildung und Entscheidungsfähigkeit fördert. Deshalb werden die Buchhandlungen weiter Lesungen veranstalten und dazu einladen. Er dankte für die begonnene Solidaritätssammlung.
Christiane Schott von der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts listete die vielen rechtsextremen Gewalttaten in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung auf und warnte davor, diese zu verharmlosen. Vielmehr müsse erkannt werden, dass diese politisch-motivierten Aggressionen für die Betroffenen Terror darstellen und lud die Anwesenden zur Mitarbeit in der Anwohner*inneninitiative ein.
Allen Beteiligten war klar, dass diese Brandanschläge nicht nur die betroffenen Personen selbst bedrohen und einschüchtern sollen. Die Redner*innen verurteilten sie ebenso als Angriff auf die Demokratie. Solidarität zu zeigen und sich gegen Rechtspopulismus zu positionieren sei das Gebot der Stunde. Auch sei den drei Geschädigten für ihren Mut und ihr Engagement zu danken.
Rechter Brandanschlag in der Hufeisensiedlung - Solidarität mit Mirjam Blumenthal und ihrer Familie
Empörung in der Miningstaße in Britz
Am Abend des 19. Januar 2017 versammelten sich weit über 100 Menschen in Britz.
Sie zeigten damit ihre Empörung gegen den Brandanschlag, der in der Nacht zum 14. Januar 2017 auf das Auto ihrer Nachbarin Mirjam Blumenthal verübt wurde.
Es handelt sich hierbei um den sechsten Anschlag in Neukölln innerhalb von 4 Wochen.
Jedes Mal ging es gegen Bürger, die sich Umtrieben von Neonazis und Rassisten entgegenstellen.
Jürgen Schulte benannte mehrere polizeibekannte Personen, die bereits einschlägig vorbestraft sind und möglicherweise wieder beteiligt gewesen sein könnten.
Er begrüßte das bürgerschaftliche Auftreten der Frauen und Männer und ganzer Familien in der Miningstraße.
Wer Demokratie will, muss dafür eintreten, darf sich nicht einschüchtern lassen oder schweigend Demokratieabbau dulden.
Auch Mirjam Blumenthal dankte den Anwesenden für ihre Solidarität. Sie werde wie bisher ihre Auffassung von sozialer Demokratie und Gerechtigkeit vertreten.
Mirjam Blumenthal zitierte Erich Kästner, der zum Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai 1958 sagte:
„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen.
Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.
Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muß den rollenden Schneeball zertreten.
Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr...”
Wir haben jetzt noch Gelegenheit, nach den Erfahrungen mit Naziherrschaft und Krieg, klüger zu sein als die Deutschen vor 90 Jahren und eine Wiederholung zu verhindern.
Unerwartet wurde auch die Anwesenheit des neuen Berliner Innensenators Geisel bekanntgegeben.
Dieser bezeichnete die versammelten Britzer als lobenswertes Vorbild für die ganze Stadt und sich selbst. Hierin unterscheidet er sich sehr von seinem Vorgänger, der die Neuköllner Ermittlungsgruppe gegen Rechtsextremismus wegen „Anlasslosigkeit” auflösen ließ.
Herr Geisel dankte der Initiative Hufeisern gegen Rechts für diese Veranstaltung, die nur durch die kurzfristige Information der Nachbarn beider Britzer Siedlungen stattfinden konnte.
Kleidersammlung der Britzer Initiative für unsere Nachbar/innen in der Unterkunft Haarlemer Straße
am Sonnabend, den 7. Januar 2017, 10:00 - 12:00 Uhr
in der Britzer Gemeinde der Stadtmission Malchiner Straße 73, 12359 Berlin
(Bitte direkt in der Stadtmission abgeben, nicht in den Container werfen)
Gesammelt wird:
Winderkleidung für Frauen, Männer und Kinder (z.B. Winterjacken/-mäntel, Schals, Mützen, Handschuhe, Hosen, lange Unterhosen, Winterschuhe/-stiefel)
Schneeanzüge für Kinder und Babys
Bitte unterstützen Sie die Geflüchteten, die zum größten Teil aus Syrien kommen. Sie haben nahezu alles aufgegeben, um der täglichen Gewalt und dem Krieg zu entkommen.
Die Britzer Initiative ist seit 2013 aktiv und versteht sich als Unterstützungs-Netzwerk für unsere neuen Nachbarn. Sie wollen mit ihren Aktivitäten zu einem friedlichen und toleranten Miteinander im Stadtteil beitragen.
Wir bedanken uns bereits an dieser Stelle bei allen Spender/innen
Britzer Initiative
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Solidarität mit der Rudower Buchhandlung „Leporello”
In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember wurde die Schaufensterscheibe der Buchhandlung Leporello in Rudow mit mehreren Pflastersteinen eingeworfen. Da der Bürgersteig in der Umgebung der Buchhandlung unversehrt ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Täter den Angriff gezielt geplant hatten.
Alles deutet darauf hin, dass der Anschlag von Mitgliedern der rechten Szene verübt wurde.
„Leporello” gehört zu den 10 Buchhandlungen, die sich in der Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus zusammengeschlossen haben. In diesem Rahmen fand am 2. Dezember in der Buchhandlung die Veranstaltung „Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus!” statt.
Unsere Solidarität gilt dem Buchhändler Heinz Ostermann:
Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
britzerinitiative@yahoo.de
www.hufeiserngegenrechts.de
Berlin-Britz, den 14.12.2016
Sehr geehrter Herr Ostermann,
der Anschlag auf Ihre Buchhandlung „Leporello” hat in unserer Anwohner/inneninitiative Abscheu und Empörung hervorgerufen.
Offensichtlich soll ein Mensch, der sich aktiv gegen Rassismus und Rechtspopulismus einsetzt, zum Schweigen gebracht werden.
Wir betrachten den Angriff gegen Ihren Buchladen nicht nur als einen persönlichen Angriff auf Ihr demokratisches Engagement.
Buchhandlungen sind Orte, an denen Wissen und Kultur verbreitet wird. Bücher sind Elemente der demokratischen Auseinandersetzung, der Meinungsbildung und des Meinungsaustausches. Ein Angriff auf einen Buchladen hat daher auch immer ein symbolisches Gewicht. Er stellt einen Anschlag auf die Zivilgesellschaft dar. Wir haben nicht vergessen, dass mit dem 10. Mai 1933, dem Tag der „Bücherverbrennung”, erst der Beginn der systematischen „Ausrottung” einer ganzen Literatur und ihrer Autoren stattfand, der Versuch, zugleich mit der Vernichtung der Bücher auch deren Geist zu zerstören.
Spätestens mit dem Anschlag auf ihre Buchhandlung sollte den Demokraten in unserer Stadt klar sein, in welchem politischen Umfeld sich die AfD bewegt und dass ein Teil ihrer Anhängerschaft auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Umso wichtiger ist es, dass alle demokratischen Kräfte über alle politischen Differenzen hinweg, sich im Kampf gegen Rassismus und Rechtspopulismus zusammenfinden und gemeinsam gegen Intoleranz, Diskriminierung und Gewalt antreten.
Die Mitglieder der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts solidarisieren sich mit Ihnen und möchten Ihnen unsere Hochachtung dafür ausdrücken, dass Sie dem Angriff nicht nachgeben, sondern Ihr demokratisches Engagement weiterhin öffentlich fortsetzen wollen.
Wir wünschen Ihnen weiterhin Gesundheit, Mut und viele Menschen an Ihrer Seite.
Ihre Anwohner*inneninitiative
Hufeisern gegen Rechts
Hufeisern gegen Rechts ehrt die Kämpfer für ein besseres Deutschland
6 Stolpersteine erinnern in der Hufeisensiedlung an die letzten Wohnungen von Menschen, die dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fielen.
Obwohl diese Männer und Frauen nicht aus rassischen, sondern aus politischen Gründen verhaftet und ermordet wurden, fand die Ehrung am 9. November statt, dem Erinnerungstag an das Pogrom der deutschen Faschisten gegen die jüdische Bevölkerung.
Mit der Wahl dieses Tages wollen wir verdeutlichen, dass er symbolisch für den Terror des deutschen Faschismus im allumfassenden Sinne steht.
Es gibt keine zwei Kategorien von Opfern der Nationalsozialisten.
Der Verfolgung und Ermordung lagen in gleicher Weise rassistische und politische Motive zugrunde.
21 Personen beteiligten sich dieses Jahr an der Ehrung der Widerstandskämpfer*innen, die aus verschiedenen Richtungen der sozialistischen Arbeiterbewegung kamen.
Gemeinsam war ihnen aber der Kampf gegen die faschistische Gewaltherrschaft und für ein besseres, soziales Deutschland.
An jedem Stein gab es eine kleine Gedenkveranstaltung. Der Stein wurde geputzt, ein Informationsblatt ausgelegt und mit einem kurzen Vortrag über die Person und ihre Widerstandstätigkeit informiert.
Gemeinsam mahnen die 6 Ermordeten daran, dass über alle Differenzen hinweg die Demokraten im Kampf gegen den heutigen Rechtspopulismus und Neofaschismus zusammenstehen müssen.
Solidarität mit dem Kreisverband Neukölln der „Falken”
In der Nacht vom 14. zum 15. Oktober 2016 erfolgte ein Brandanschlag auf das Auto der Geschäftsführerin des Anton-Schmaus-Hauses der Sozialistischen Jugend Deutschland - Die Falken Neukölln.Schon in der Vergangenheit hat es Angriffe auf Mitglieder und Fahrzeuge der Neuköllner Falken sowie auf das verbandseigene Anton-Schmaus-Haus aus dem rechtsradikalen Spektrum gegeben.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts erwartet eine zügige Aufklärung dieses Anschlags und drückt mit dem folgenden Brief ihre Solidarität mit der Betroffenen und den Neuköllner Falken aus:
Hufeisern gegen Rechts
An
SJD Die Falken
− KV Neukölln −
info@falken-neukoelln.de
Berlin, den 17.10.2016
Liebe politische Freund*innen,
der feige Brandanschlag auf das Auto eines engagierten Neuköllner Falken-Mitgliedes hat in unserer Anwohner*inneninitiative Abscheu und Empörung hervorgerufen.
Er steht in der Reihe von rechten Angriffen, die in den letzten Jahren auf Mitglieder und Einrichtungen der Falken, aber auch anderer Personen, die gegen rechte Umtriebe in Neukölln öffentlich Partei ergriffen haben, erfolgt sind.
Diese Anschläge zeigen, dass die politische Rechte sich nicht der argumentativen Auseinandersetzung stellt, sondern versucht, ihre Gegner mit Bedrohung und Gewalt einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.
Diesen Versuchen müssen alle Demokraten gemeinsam entgegentreten und sie zu Fall bringen.
Mit Hochachtung betrachten wir die Haltung der Neuköllner Falken, die sich von diesen Attacken nicht haben beeindrucken lassen, sondern ihre antifaschistische und demokratische Arbeit aktiv und öffentlich weiterführen.
Wie in der Vergangenheit bei vielen Aktionen gegen rechte Aktivitäten auf der Straße werden wir auch in Zukunft weiter an eurer Seite stehen und gemeinsam für demokratische und soziale Forderungen streiten.
In diesem Sinne: „Kopf hoch und nicht die Hände!”
Mit solidarischen Grüßen
die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Marina Caba Rall und ihr Roman „Esperanza” - ein spannender Nachmittag im Hufeisencafé
Dichtungen entstehen nur nach mühsamen Reisen in den weiten Gebieten des Denkens und der Gesellschaft (Honoré de Balzac).
Kein Stuhl war im Hufeisencafé in der Fritz-Reuter-Allee 44 mehr frei, als am Samstagnachmittag um 15 Uhr Marina Caba Rall die Besucher*innen zu einer literarischen Reise einlud und die Anwesenden nicht nur zum Denken, sondern auch zu einer regen Diskussion anregte.
Mit Hilfe von Auszügen umriss die Autorin wesentliche Themenkomplexe ihres im Frühjahr dieses Jahres erschienen Romans „Esperanza”.
Erzählt wird die Geschichte der spanischen Arbeitsmigrantin Esperanza, die in den 60er Jahren nach Berlin kommt. Wir erfahren die Gründe für ihre Auswanderung aus einem Dorf in der spanischen Provinz Extremadura, die eng mit der Diktatur des Franco-Regimes verbunden sind.
Wir lernen aus ihren Erfahrungen das Erleben der „Gastarbeiter”-Situation in der Bundesrepublik dieser Zeit kennen, die Momente der unwürdigen Behandlung, die auf ihrer als Arbeitskraft reduzierten Rolle beruhten, aber auch die Wandlung zu einem anerkannten Teil der Gesellschaft. Die Wertschätzung als Kollegin im Betrieb und im privaten Bereich, die Gründung einer Familie, alles dies weist auf den Umstand hin, dass Menschen mehr sind als Produktionsmittel. Sie sind Wesen mit Verstand und Gefühl, die soziale Bezüge brauchen und diese suchen und finden.
Doch die Erzählung zeigt auch, dass es immer das ganze Leben ist, durch das der Mensch geprägt ist. Ohne die Vergangenheit ist das Leben in der Gegenwart nicht möglich.
Die verschwiegenen Erlebnisse der Franco-Ära holen Esperanza wieder ein und zwingen sie zur Offenbarung gegenüber ihrer Familie. Ihr Schweigen ist in diesem Fall kein Gold, sondern führt zu einer schmerzhaften Auseinandersetzung, die sie sowohl mit ihrer Familie als auch mit sich selbst führen muss.
Die Erzählung umfasst lediglich einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben Esperanzas, eine sich über mehrere Tage erstreckende Reise in ihr spanisches Heimatdorf.
Die Autorin verfolgt keinen chronologischen Erzählstrang. Vielmehr werden dem Leser mit Hilfe häufiger Rückblenden immer wieder Bruchstücke der Vergangenheit vermittelt. Auf diese Weise wird die Spannung gehalten und gesteigert. Schrittweise fügen sich diese Fragmente zu einer Lebensgeschichte, zu einem Ganzen zusammen. Dabei werden die Versatzstücke nicht nur aus der eigenen Erinnerung Esperanzas vermittelt, sondern auch aus der Perspektive ihrer Tochter Karla und ihres Sohnes Juan.
Auf diese Weise gelingt es Marina Caba Rall in nachhaltiger Weise zu zeigen, dass Persönlichkeitsentwicklung und Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie untrennbar verbunden sind und wie sehr das Fliehen vor der eigenen Geschichte auch die kommende Generation noch trifft und betrifft. Gleichzeitig macht sie aber auch deutlich, dass dieser Prozess sich nicht auf den privaten Bereich von Einzelschicksalen beschränken kann, sondern die Aufarbeitung von Vergangenheit entsprechend ihrer gesellschaftlichen Bedeutung auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene betrieben werden muss.
Mit diesem Buch mischt sich die Autorin sowohl in die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Franquismus in Spanien als auch in die Migrationsdebatte in Deutschland ein.
In der anschließenden mehr als einstündigen Debatte wurde nicht nur über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und in Spanien diskutiert, sondern auch die aktuelle Migrationsdebatte in Deutschland mit den darin enthaltenen Assimilations- und Integrationsansätzen kritisch aufgegriffen. Hier wies Marina Caba Rall darauf hin, dass sie den Begriff Integration nur ungern benutzt. Dieser fordert nur Anpassung von einer Seite, das reale Leben vollzieht sich jedoch - und das hat die Geschichte eindrücklich belegt - in einer anderen Art und Weise. Es sollte statt Integration lieber das Wort Interaktion verwendet werden. In Deutschland wird oft so getan, als gäbe es eine monolithische Kultur. Das sei Unsinn. In Deutschland gibt es verschiedene Werte, es gibt Leute, die glauben, es gibt Leute, die nicht glauben, es gibt Leute, die protestantisch sind, es gibt Leute, die Buddhisten geworden sind, es gibt verschiedene politische überzeugungen, es gibt Spätzle und Knödel und Kebab und Gulasch. Man tut so, als wäre Deutschland ein einheitlicher Werteblock. Dem ist aber nicht so! Man sollte also mehr über Interaktion reden, davon reden, wie man sich gegenseitig befruchten kann.
Umfang und Qualität der Diskussion ergaben ein eindeutiges Urteil über das Buch.
Es lautet: UNBEDINGT LESENSWERT.
Hufeisern gegen Rechts bedankt sich bei dem Verein der Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz für die Nutzungsmöglichkeit der Räumlichkeiten.
Stolpersteinverlegung für Georg Obst
Etwa 40 Personen gedachten anlässlich der Verlegung eines Stolpersteins vor seinem letzten Wohnort am Freitag, dem 23. September 2016, dem sozialdemokratischen Antifaschisten Georg Obst.
In Anwesenheit von mehreren Mitgliedern des Abgeordnetenhauses und der Neuköllner BVV betonten Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer die Bedeutung dieser Erinnerungskultur für den Erhalt und den Ausbau einer streitbaren Demokratie.
Bei allen politischen Unterschieden müsse es eine Gemeinsamkeit unter den demokratischen Kräften geben: den Willen zum gemeinsamen Kampf gegen die wiedererstarkende politische Rechte in der Bundesrepublik.
Ihren Einsatz für Demokratie und soziale Gerechtigkeit hätten Menschen wie Georg Obst mit dem höchsten Preis, ihrem Leben, bezahlt.
Damit hätten sie uns eine Verpflichtung mit auf den Weg gegeben: Demokratie werde nicht nur in Wahlen und Parlamenten betrieben, sondern auch im alltäglichen Leben dürfe der einzelne bei rassistischen und nationalistischen Äußerungen nicht schweigen, sondern müsse ihnen entgegentreten.
Der aus Münster mit seiner Familie angereiste 83-jährige Sohn Bernd Obst dankte noch einmal der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts für die Würdigung seines Vaters.
Er sei überrascht gewesen, dass sich nach so langer Zeit noch einmal jemand an ihn erinnert habe und ihm die verdiente Anerkennung bekunde.
Das Bild der Veranstaltung wäre unvollständig, wenn nicht auf die musikalische Begleitung durch Isabel Neuenfeldt hingewiesen würde, die zwischen und nach den einzelnen Reden demokratische Lieder zum Akkordeon sang.
Dabei blieb sie nicht allein. Als sie das Arbeiterlied „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘„ anstimmte, sang ein Großteil der Anwesenden mit.
Auch das abschließende Volkslied „Die Gedanken sind frei”, entstanden Ende des 18. Jahrhunderts, klang im vielstimmigen Chor als eine Ansage der Versammelten gegen Intoleranz und Engstirnigkeit durch die Gielower Straße.
Die Ehrung setzte sich am Abend mit einer Diskussionsveranstaltung über den sozialdemokratischen Widerstand fort.
In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Hufeisen-Café in der Fritz-Reuter-Allee 44 diskutierten die Teilnehmer*innen mit dem Referenten R. Wenzel von der August-Bebel-Stiftung über die verschiedenen Widerstandsformen innerhalb der SPD in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft.
Doch es blieb nicht nur bei der historischen Betrachtung, sondern auch die Frage nach Lehren der Geschichte für die heutige Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wurde thematisiert.
Es herrscht Einigkeit darüber, dass diese Diskussion fortgesetzt werden müsse, um über den Anspruch eines gemeinsamen Vorgehens gegen rechte Parteien und Gruppierungen hinaus praktische politische Handlungen auszuloten, mit denen dieser Anspruch in Neukölln umgesetzt werden könne.
Gemeinsam gegen rechte Stimmungsmache
Mit Besorgnis haben wir den großen Zulauf der AfD bei den letzten Wahlen zur Kenntnis genommen.
Ein Blick in das Wahlprogramm der AfD zeigt, dass diese Partei eine andere Republik, in der die demokratischen Grundsätze in Frage gestellt werden, zum Ziel hat.
Es entstand die Idee, auf einem Plakat die Anwohner*innen zur Wahl von demokratischen Parteien aufzufordern.
Die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts hat die in der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln vertretenden demokratischen Parteien angefragt, ob sie die Aktion unterstützen.
Die Neuköllner Ortsverbände von SPD, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der Partei DIE LINKE haben spontan zugesagt.
Die Beteiligten wollen verdeutlichen, dass der Kampf gegen den erstarkten Rechtspopulismus ein gemeinsames Ziel aller demokratischen Kräfte ist.
Am 31.07.2016 haben Vertreter der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts und der beteiligten Parteien ca. 30 Plakate an den Zugängen zur Hufeisen - und Krugpfuhlsiedlung aufgehängt.
Die Stimmung war ausgelassen - das gemeinsame Ziel etwas gegen Nationalismus und Rassismus zu tun hat uns verbunden.
Alle waren sich einig - dass war nicht die letzte gemeinsame Aktion
Schon eine kleine Tradition
Gedenken an Erich Mühsam
Gedenken an Erich Mühsam
Auch im Jahr 2016 gedachte die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts mit vielen Gästen an den Dichter und Revolutionär Erich Mühsam. Anlass war die Ermordung Erich Mühsams durch die Nationalsozialisten vor 82 Jahren im KZ Oranienburg.
Den künstlerischen Rahmen gestaltete die Gruppe Der singende Tresen mit ihrem literarisch-musikalischen Programm Mühsamblues.
Erich Mühsam zog 1927 in die neuerbaute Hufeisensiedlung in Neukölln-Britz in die Dörchläuchtingstr. 48 ein und beteiligte sich bis zu seiner Verhaftung am 27. Februar 1933 aktiv am gesellschaftlichen Leben in der Hufeisensiedlung.
Seine entschlossene Haltung gegen Krieg und Rassismus und für soziale Gerechtigkeit hat angesichts der aktuellen Entwicklung auch heutzutage nichts an Bedeutung verloren.
Rückblick auf den Vortrag und die Diskussion mit Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann (TU Berlin und Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam)
Der Vortrag in den Räumen der Berliner Stadtmission war sehr gut besucht.
Prof. Hachtmann informiert zu Beginn, dass er auf keine Forschungen zu Zwangsarbeit in Britz eingehen kann.
Er berichtet über die Deutsche Arbeitsfront als mitgliederstärkste NS-Massenorganisation, macht Ausführungen zum Begriff Zwangsarbeit und informiert darüber, dass 1933 die Gewerkschaftsbewegung zerschlagen und die Betriebsräte abgeschafft wurden.
Er erklärt, dass man sich die gesamte Gesellschaft im sog. „Altreich”, vor allem aber die Arbeiterschaft als rassistisch gestufte Hierarchie vorstellen muss, in der Arbeitskräfte nach ihrer nationalen Zugehörigkeit, d.h. entsprechend ihrem „Wert” nach angeblicher Rasse eingestuft wurden.
Der Vortrag ist in vier Teile gegliedert:
Teil 1: „Zivile” Fremdarbeiter (die hinter dem Adjektiv „zivil” steckende Freiwilligkeit war seit 1941 fast aufgehoben).
Die Fremdarbeiter waren mit Abstand die größte Gruppe unter den ausländischen Arbeitsnehmern, die zwischen 1938 und 1945 im sog. Altreich für die deutsche Kriegsführung und die deutschen Rüstungsunternehmen schufteten, und zum anderen, weil sie die Bewohner der sog. Fremdarbeiterlager waren.
Teil 2: Hier geht es um die Kriegsgefangenen, die zur Arbeit in der Industrie gezwungen wurden.
Ein kleiner Teil wurde daher von 1942 bis 1944 in den so genannten Zivilstatus überführt und als Fremdarbeiter eingesetzt.
Teil 3: In diesem Teil werden die KZ-Häftlinge behandelt, und zwar deren industrieller sog. Arbeitseinsatz ab 1943.
Die Zwangsarbeit von Menschen, die von den Nazis nach rassistischen Kriterien als „Juden” klassifiziert wurden, wird aus Zeitgründen ausgeklammert. Prof. Hachtmann merkt hier an, dass der sog. Arbeitseinsatz für „Juden” immer nur ein Aufschub der Vernichtung war.
Teil 4: Prof. Hachtmann geht hier kurz auf Berlin und Britz ein.
Auch in Britz existierten nachweislich 47 Zwangsarbeiterlager, mindestens zwei davon im Bereich der Hufeisensiedlung. Belegt ist außerdem die Beschäftigung von Zwangsarbeiter*innen in Kleinbetrieben und Privathaushalten der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung.
Prof. Hachtmann zitiert die Journalistin Ursula von Kardorf (1944): „über den Bahnhof Friedrichstraße mit seinen breiten Treppen, die in eine Art Unterwelt führen (…). Dort ist es so, wie ich mir Shanghai vorstelle.
Zerlumpte malerische Gestalten in wattierten Jacken mit den hohen Backenknochen der Slawen, dazwischen hellblonde Dänen und Norweger, fahle, frierende Italiener – ein Völkergemisch, wie es wohl noch nie in einer deutschen Stadt zu sehen war. Fast ausschließlich Ausländer sind da unten, Deutsch hört man kaum.”
Der Vortag endet mit diesem Zitat. Prof. Hachtmann erhält viel positive Resonanz von den Anwesenden.
Anschließend gibt es eine längere lebhafte Diskussion und die Beantwortung vieler Fragen. Es ist ein sehr informativer Abend. Durch das während des Vortrags herumgereichte Handout und die einzusehende Literatur haben die Besucher Anregungen erhalten, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Eine weitere Empfehlung ist der Besuch des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Oberschöneweide.
Hufeisern gegen Rechts dankt Herrn Professor Hachtmann sehr für diesen interessanten Vortrag und der Berliner Stadtmission, dass sie den Raum zur Verfügung gestellt hat.
Internationaler Tag gegen Rassismus
Rassismus den Kampf ansagen!
Solidarität mit den Betroffenen!
Kundgebung am Montag, dem 21. März 2016, 11:45 bis 12:30 Uhr an der „Rudower Spinne” (U-Bhf. Rudow)
Im letzten Jahr haben in Berlin rechtsmotivierte Gewalttaten um 32% zugenommen.
Laut Polizeiangaben ist dies mit Abstand die höchste Zuwachsrate in der Kriminalitätsstatistik.
In den meisten Fällen habe es sich um rassistisch begründete Angriffe gehandelt.
Dies ist die äußere Erscheinung eines in den letzten Jahren voranschreitenden Rassismus, der sich immer mehr in die Mitte der Gesellschaft ausbreitet.
Natürlich ist die menschenfeindliche Hetze von Pegida, AfD und Co ein Nährboden für rechte Gewalt. Aber auch die Stimmungsmache von etablierten Politikern und Medien tragen zu dieser bedrohlichen Entwicklung bei.
Die Flüchtlinge als Versursacher für die vielfältigen sozialen Probleme in unserer Gesellschaft zu deklarieren, lenkt von den wirklichen Hintergründen einer seit Jahren betriebenen unsozialen Politik ab. Die „Drittelgesellschaft” gab es schon vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen. Armut, Arbeitslosigkeit, Mangel an bezahlbaren Wohnungen sowie eine Vernachlässigung der Infrastruktur sind keine Erscheinungen der letzten Jahre.
Gegen diese Spaltung und Entsolidarisierung der Gesellschaft durch soziale und rassistische Hierarchisierung richtet sich der Protest am Internationalen Tag gegen Rassismus.
Zur Kundgebung rufen gemeinsam auf:
Aktionsbündnis Britz; Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts; Bündnis Neukölln - Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt; Die Falken Neukölln; DGB-Kreisverband Neukölln; Jusos Neukölln; ver.di Bezirk Berlin - Ortsenior*innen Neukölln; ver.di Bezirk Berlin - Ortsverein Südost.
Erneute Pleite für die NPD
Samstag, 20. Februar 2016, 10:15 Uhr.
Verspätet rückte die NPD zu ihrer als Wahlkampfveranstaltung deklarierten Kundgebung in Britz Süd an.
Empfangen wurden die 10 Neonazis von einem Pfeifkonzert der 70 Neuköllner*innen, die mit Transparenten und Parolen klar stellten:
Auch im Neuköllner Ortsteil Britz gibt es keinen Platz für Rechtsextremisten.
Allem Anschein nach hat die NPD mittlerweile in Neukölln große Probleme ihre Mitglieder zu aktivieren. Als Redner traten die bezirksfremden Kader Irrgang (Lichtenberg) und Schmidtke (Treptow-Köpenick) auf und auch unter den restlichen 8 Statisten waren keine Neuköllner zu entdecken. Und auch die NPD-Reisekader blieben isoliert. Keiner der Marktbesucher*innen und Passanten blieb stehen, um sich die Hasstiraden anzuhören. Im Gegenteil, das Bemühen war offenkundig, sich von den Neonazis fern zu halten und Ablehnung auch nach außen hin zu demonstrieren. Fremdenfeindlichkeit, und nur das bieten die Neonazis an, verfängt in der multikulturellen Einwohnerschaft Neuköllns nicht.
Nach 40 Minuten war denn auch der Spuk zu Ende.
Dank an den Jugendverband Die Falken, die sofort nach Bekanntwerden des NPD-Auftritts am gestrigen Freitagnachmittag die Gegenkundgebung angemeldet haben, und an alle Anwesenden, die trotz der Kürze des Zeitraums sich zum Protest eingefunden haben.
Mit der Aktion wollen wir deutlich machen, dass wir für die Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes in der Fritz-Reuter-Allee 138 als Flüchtlingsunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eintreten.
Gedenken an Burak Bektas
Am Sonntag, dem 14. Februar 2016, versammelten sich mehr als 50 Neuköllner*innen an der Rudower Str. gegenüber dem Krankenhaus Neukölln, dem Ort, an dem vor knapp 4 Jahren Burak Bektas und 2 Freunde von einem unbekannten weißen Mann wortlos niedergeschossen wurden. Während die Freunde ihre Verletzungen überlebten, starb Burak Bektas noch am selben Tag. Am 14. Februar 2016 wäre er 26 Jahre alt geworden.
Doch die Ermittlungen sind bis heute nicht vorangekommen. Vom Täter fehlt nach Aussagen der Mordkommission jegliche Spur.
Die „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektas” will sich damit nicht zufrieden geben. Gemeinsam mit den Eltern kritisiert sie, dass die Staatsanwaltschaft dem Mord an Burak Bektas keine große Bedeutung zumesse. Die zuständigen Staatsanwälte hätten große Wissenslücken, wenn es um operative Fallanalysen und den Ablauf der Tat gehe. Obwohl ein ausländerfeindliches oder rechtsextremes Motiv des Täters nicht ausgeschlossen sei, sondern nahe liege, habe es keine Anfragen beim Verfassungsschutz und keinen bundesweiten Abgleich mit anderen Landeskriminalämtern gegeben.
Deshalb ist eine zentrale Forderung, dass der Fall von der Bundesanwaltschaft übernommen werden soll.
Auf der Versammlung kündigte die Initiative weitere öffentliche Aktionen in den nächsten Monaten an, um an den unaufgeklärten Mord zu erinnern. So ist am 5. April diesen Jahres eine Demonstration geplant. An diesem Tag jährt sich der Mord an Burak Bektas zum vierten Mal. Den Ermittlungsbehörden soll keine Gelegenheit gegeben werden, die Mordtat stillschweigend ad acta zu legen.
15. November - 06. Dezember 2015
Rückblick auf eine gelungene Ausstellung über Margarete Kubicka
Drei Wochen lang, vom 15. November 2015 bis zum 6. Dezember 2015, gaben dreißig Originalbilder einen Einblick in das künstlerische Schaffen, aber auch in das Leben von Margarete Kubicka, die von 1927 bis 1956 in der Hufeisensiedlung gelebt hat.
Ergänzt wurde die Ausstellung von drei Begleitveranstaltungen, in denen die Kunsthistorikerinnen Dr. Borek und Dr. Gluchowska sowie der Sohn der Künstlerin, Dr. Kubicki, tiefe und anschauliche Einblicke in die politische, künstlerische und persönliche Welt der Margarete Kubicka vermittelt haben.
Die Kubicka war eine erstaunliche Frau, die nicht nur Gründungsmitglied der deutsch-polnischen Expressionistengruppe „Bunt” (dtsch. Revolte) und der anarchistisch orientierten Künstlervereinigung „Kommune” war, sondern sie gehörte ab 1923 auch der von Franz Wilhelm Seiwert initiierten „Gruppe progressiver Künstler” an, in deren internationalen Ausstellungen ihre Bilder präsentiert wurden, so u. a. 1926 in Moskau und 1930 in Chicago.
Zu ihrem weiten Freundeskreis zählten u. a. Otto Freundlich, Raoul Hausmann, Else Lasker-Schüler, Marc Chagall sowie Erich und Zenzl Mühsam.
Als Antifaschistin - sie half nicht nur Zenzl Mühsam 1934 bei ihrer Flucht, sondern versorgte auch von 1941 bis 1945 polnische Zwangsarbeiter in Britz mit Lebensmitteln und Informationen - wurde sie unmittelbar nach der Vertreibung der Nationalsozialisten aus Neukölln im April 1945 die erste Neuköllner Schulrätin.
Hufeisern gegen Rechts bedankt sich noch einmal bei Dr. Karol Kubicki und seiner Frau für die großartige Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung. Ein großes Danke-Schön gilt auch dem Verein der „Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung”, die als Betreiber des Hufeisen-Cafés nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und für die Bewirtschaftung gesorgt haben, sondern uns auch in organisatorischer Hinsicht, wie beim Auf- und Abbau oder in versicherungstechnischen Fragen, tatkräftig geholfen haben.
Und schließlich danken wir auch den Besucherinnen und Besuchern, darunter auch drei ehemalige Schülerinnen von Margarete Kubicka, deren Interesse uns Mut gemacht hat, auch in Zukunft Veranstaltungen über markante Persönlichkeiten oder Ereignisse aus der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung ins Auge zu fassen.
Margarete Kubicka ist 1927 mit ihrem Mann Stanislaw Kubicki und den zwei Kindern in die Onkel Bräsig Straße 46 gezogen und hat dort bis zum Jahr ihrer Pensionierung in 1956 gelebt. Die Ausstellung zeigte sowohl die beeindruckende künstlerische Vielfalt als auch das soziale und politische Engagement der Malerin und Lehrerin.
Gedenken an den rechten Terror in unserer Siedlung!
Fünf Stolpersteine wurden bisher in der Hufeisensiedlung verlegt. Die Messingtafeln der in den Bürgersteig eingesetzten Steine beginnen alle mit den Worten: „Hier wohnte”. In diesen Häusern lebten Frauen und Männer, die von den deutschen Faschisten verfolgt, vertrieben und zum großen Teil ermordet wurden.
Hufeisern gegen Rechts nahm den 9. November, den Tag, an dem die Nationalsozialisten 1938 ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung in ganz Deutschland initiierten, zum Anlass, an die fünf Britzer Bürger/innen zu erinnern.
Am 9. November haben wir - stellvertretend für alle Opfer rechter Gewalttaten - dieser fünf Menschen und ihrer Geschichte gedacht, indem wir mit Lichtern und kleinen Informationstexten ihre Namen und ihre Haltung sichtbar machten:
Rudolf Peter, Gielower Str. 32c
Heinrich Uetzfeld, Parchimer Allee 7
Gertrud Seele, Parchimer Allee 75
Stanislaw Kubicki, Onkel-Bräsig-Str. 46
Hans-Georg Vötter, Onkel-Bräsig-Str. 111
Mögen Licht und Erinnerung uns eine Mahnung sein!
„Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen”
Unter diesem Motto ruft Hufeisern gegen Rechts am Mittwoch, dem 7. Oktober 2015, um 16:30 Uhr zu einer Kundgebung vor der Hephata-Gemeinde, Fritz-Reuter-Allee 130, 12359 Berlin-Britz, auf.
Ab 17 Uhr findet in der Hephata-Gemeinde eine Informationsveranstaltung über die benachbarte Flüchtlingsunterkunft statt, zu der das Bezirksamtes Neukölln die Anwohner/innen eingeladen hat.
Mit der Aktion wollen wir deutlich machen, dass wir für die Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes in der Fritz-Reuter-Allee 138 als Flüchtlingsunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eintreten.
Wir laden alle Neuköllner/innen ein, durch ihre Beteiligung zu zeigen, dass Menschen in Not in unserem Bezirk Aufnahme und Hilfe finden.
Erfolgreicher Protest gegen NPD-Auftritt in der Parchimer Allee am 25. 9. 2015
Über 200 Anwohner/innen und Schüler/innen der Albert-Einstein-Oberschule protestierten um 10 Uhr gegen eine Kundgebung der Berliner NPD an der Parchimer Allee/Fritz-Reuter-Allee.
Trotz zweier Lautsprecher ging die Rede des NPD-Vorsitzenden Schmidtke im lautstarken Protest der anwesenden Britzer Einwohner/innen unter.
Der Versuch, die kurz vor der Eröffnung stehende Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Fritz-Reuter-Allee zum Anlass rassistischer Hetze zu nutzen, scheiterte. Sowohl Passanten als auch Besucher des örtlichen Marktes zeigten ihre Ablehnung gegenüber Schmidtke und Co.
Nach einer halben Stunde bauten dann auch Schmidtke und seine 6 Helfer die Lautsprecher ab und fuhren mit ihrem Kleinbus enttäuscht von dannen.
Hufeisern gegen Rechts dankt allen Anwesenden für ihr demokratisches Engagement.
Keinen Hufbreit den neuen und alten Nazis!
Tag der Erinnerung und Mahnung - Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg
Überlebende der Konzentrationslager und Zuchthäuser begründeten vor 70 Jahren die Tradition, am zweiten Sonntag im September der Opfer des Faschismus zu gedenken. Das in „Werner-Seelenbinder-Kampfbahn” umbenannte Neuköllner Stadion vereinte am 9. September 1945 Zehntausende Berliner*innen, darunter Frauen und Männer unterschiedlicher Gruppierungen des deutschen Widerstandes, Überlebende des Holocaust sowie Angehörige und Freunde der in der NS-Zeit Ermordeten.
Als Tag der Erinnerung und Mahnung - Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg - verbindet er seit dem 9. September 1990 das Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes mit wichtigen Debatten in der Gegenwart.
Am 13. September 2015 nahm Hufeisern gegen Rechts mit einem eigenen Stand am Fest der Begegnung im Schillerkiez, organisiert durch die VVN-BdA, teil und konnte auf der Bühne interessante Beiträge verfolgen und die Atmosphäre genießen.
9. März 2015: Aufruf zur Beseitigung der Schmierereien im Park an der Buschkrugallee
Antwort von Bezirksstadtrat Szczepanski
Sehr geehrte AnwohnerInneninitiative „Hufeisern gegen Rechts”,
vielen Dank für Ihr Schreiben und die damit erfolgten Hinweise zu den Schmierereien im Park an der Buschkrugallee.
Ich habe, da dies nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, Kontakt zur Abteilung Bauen, Natur und Bürgerdienste aufnehmen lassen und um Klärung gebeten, wie diese Schmierereien beseitigt werden können.
Das zuständige Straßen- und Grünflächenamt teilt hierzu mit, dass der Versuch, die Schilder von den Übermalungen ohne Beschädigung der Schrift zu befreien, leider erfolglos war. Ihr Angebot wurde dort dankend in der ersten Planung berücksichtigt, kann aufgrund des Vorgenannten jedoch nicht umgesetzt werden.
Das Straßen und Grünflächenamt hat daher die Herstellerfirma der Motorik-Anlage angeschrieben, um die Texte der Erklärungstafeln zu erhalten. Sobald die Texte vorliegen, sollen diese versuchsweise ausgedruckt, laminiert und vor Ort angebracht werden. Sofern wieder Schmierereien erfolgen sollten, kann so, vorausgesetzt diese Variante stellt sich als erfolgreich heraus, im Vergleich recht kostengünstig jeweils ein kurzfristiger Austausch erfolgen.
Ein konkreter Zeitrahmen, wann mit der Erneuerung zu rechnen ist, konnte leider noch nicht benannt werden.
Für Ihre Hilfsbereitschaft – nicht nur in dieser Sache – die ich bereits seit langem kenne und vor allem sehr schätze, möchte ich an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Es ist von großem Wert für die Gesellschaft, wenn Menschen wie Sie durch ehrenamtliches Engagement soziale Verantwortung übernehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Szczepanski
26. Januar 2015: Aufruf zur Beseitigung der Schmierereien im Park an der Buschkrugallee
Brief der AnwohnerInneninitiative „Hufeisern gegen Rechts” an den Bezirksstadtrat Szczepanski
Sehr geehrter Herr Szczepansk,
da wir wissen, dass Sie sich in Neukölln für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander von AnwohnerInnen und und Flüchtlingen einsetzten und sich um die Schaffung einer Willkommenskultur in unserem Bezirk bemühen, schreiben wir Ihnen diesen Brief in der Hoffnung, dass die Schmierereien im Park an der Buschkrugallee in nächster Zeit beseitigt werden. Wenn das Wetter es wieder zulässt, spielen viele Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft Haarlemer Str. auf dem Spielplatz des Parks. Derartige Schmierereien sollten eine auf Fröhlichkeit und Spaß ausgerichtete Freizeitgestaltung nicht begleiten.
Zwar sind ein Teil der Parolen und Zeichen von wohlmeinenden Parkbesuchern übermalt worden, doch macht diese Aktionen Zustand nur unwesentlich besser. Wir sind bereit, uns an der Beseitigung der Schmierereien zu beteiligen.
In der Anlage befinden sich einige Fotos, die den unerfreulichen Zustand belegen. In der Hoffnung auf eine positive Antwort berbleibe ich i.A. der Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts” mit freundlichen Grüßen
AnwohnerInneninitiative Hufeisern gegen Rechts
Die ersten Flüchtlinge werden willkommen geheißen
Am 5. Juli 2014 initiierte der Unterstützer*innenkreis der Geflüchteten auf dem Sportplatz der Otto-Hahn-Schule ein Willkommensfest.
Neben einem Internationalen Fußballturnier für jugendliche Geflüchtete und Jugendliche aus Britz, organisiert durch den VfB Concordia Britz, beteiligten sich zahlreiche Gruppen und Organisationen.
Trotz hoher Temperaturen herrschte beste Stimmung. Hufeisern gegen Rechts präsentierte sich mit seiner Stelltafel und Luftballons für die Kleinen.
Rückblick auf die Ausstellung über Stanislaw Kubicki
Vom 1. bis zum 18. Mai 2014 luden Hufeisern gegen Rechts und die Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz e.V. gemeinsam zu einer Ausstellung ein.
Ergänzt wurde die Ausstellung von drei Begleitveranstaltungen, in denen die Kunsthistorikerinnen Dr. Borek und Dr. Gluchowska sowie der Sohn der Künstlerin, Dr. Kubicki, tiefe und anschauliche Einblicke in die politische, künstlerische und persönliche Welt der Margarete Kubicka vermittelt haben.
Hier wurde der Graphiker, Maler und Schriftsteller Stanislaw Kubicki geehrt, der von 1927 bis 1934 in der Hufeisensiedlung wohnte, bevor er vom deutschen Faschismus bedroht ins polnische Exil ging. Dort schloss er sich 1939 dem polnischen Widerstand an.
Der 1942 von der Gestapo in Warschau ermordete Künstler hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das ihn als einen bedeutenden Vertreter des Expressionismus und Konstruktivismus ausweist. Geprägt von der deutschen und polnischen Kultur war ihm nationale Enge fremd. Seine Vorstellungen entsprachen eher einer Welt, in der der Mensch als Teil der Natur in dieser aufgeht, indem er sie als ebenbürtig ansieht und entsprechend achtungsvoll mit ihr umgeht.
Umrahmt wurde die Ausstellung von 4 Begleitveranstaltungen:
- Am Donnerstag, dem 1. Mai 2014 fand um 15.00 Uhr die Eröffnung der Ausstellung im Hufeisencafé statt. Der Sohn von Stanislaw Kubicki, Dr. Stanislaw Karol Kubicki, gab einen Einblick in die Persönlichkeit des Künstlers und einen Überblick über seinen Lebensweg.
- Am Sonntag, dem 4. Mai 2014, um 15.00 Uhr hielt die Kunst- und Kulturhistorikerin Dr. Lidia Gluchowska in der Seniorenfreizeitstätte „Bruno-Taut” einen einleitenden Vortrag „Stanislaw Kubicki - Bilder und Hintergründe” und führte anschließend durch die Ausstellung.
- Am Sonntag, dem 11. Mai 2014, um 15.00 Uhr trugen im Hufeisencafé die Schauspielerin Laura Schwickerath und der Schauspieler Przemyslaw Walkowicz zweisprachig verfasste Gedichte von Stanislaw Kubicki aus den Jahren 1919 bis 1921 vor.
- Am Sonntag, dem 18. Mai 2014, um 15.00 Uhr hielt der Kunsthistoriker Dr. Andreas Hüneke von der FU-Berlin einen Vortrag mit dem Titel „Verfemt und vernichtet. Das Schicksal von Künstlern und ihren Werken in der NS-Zeit.”
Kleidersammlung für die Flüchtlingsunterkunft in der Späthstraße/Haarlemer Straße
Die Resonanz auf unsere Kleidersammlung am 15. Februar 2014 war so großartig, dass zum Schluss vor lauter Kleidersäcken und Spielsachen keine Maus mehr in die Seniorenfreizeitstätte passte.
Abgesehen von dem Balanceakt in den Räumlichkeiten, stellte sich sehr bald die Frage, wie all die gesammelten Dinge in die Dreieinigkeitskirchengemeinde, die uns zur Lagerung vorübergehend Räume zur Verfügung gestellt hat, transportiert werden können.
Aber es hat geklappt, es hat aufgrund der großen Hilfsbereitschaft alles wunderbar geklappt. Dank an alle, die zum Gelingen der Kleidersammlung beigetragen haben!
Am 15.März 2014 wurden die in der Lipschitzallee gelagerten Spenden in die Flüchtlingsunterkunft gebracht und dort übergeben. Pfarrer Böhm von der Dreieinigkeitskirchengemeinde stellte zu diesem Zweck zwei LKW-Transporter zur Verfügung.
Hufeisern gegen Rechts
Informationen zur Flüchtlingsunterkunft an der Haarlemer Str./ Späthstr.
Ende Oktober haben die Bauarbeiten zur Errichtung der Flüchtlingsunterkunft begonnen. Gebaut werden parallel zur Haarlemer Str. zwei doppelgeschossige, langgestreckte Gebäude aus Ytong-Steinen mit einer jeweiligen Wohn- und Verkehrsfläche von 2600 m². Hinzu kommt eine Freifläche zwischen den Gebäuden von ca. 3000 m², die als Aufenthaltsfläche gestaltet werden soll.
Im Februar soll die Unterkunft – zumindest das vordere Gebäude - bezugsfertig sein. Dann sollen 380 Kriegsflüchtlinge, in erster Linie Menschen aus Syrien, hier Schutz und Ruhe finden. Erwartet werden sowohl Einzelflüchtlinge als auch Familien mit Kindern. Das bedeutet, dass die Kinder je nach Alter die Kindertagesstätten oder Schulen in der näheren Umgebung besuchen werden.
Entsprechend der Anzahl der schulpflichtigen Kinder sollen an der Bruno-Taut-Schule und der Fritz-Karsen-Schule jeweils bis zu 2 Kleinklassen eingerichtet werden, in denen ein konzentrierter Sprachunterricht stattfindet. Je nach dem Entwicklungsstand der Deutschkenntnisse werden die Kinder innerhalb eines Jahres in die Regelklassen umgesetzt.
Dabei kommen neben den genannten Schulen auch die Hermann-Nohl-Schule, die Schule am Teltowkanal und die Zürich-Schule als Aufnahmeschulen infrage. Da für die Sekundarschulen keine wohnortnahen Einschulungsbereiche vorgeschrieben sind, kommen für die Beschulung der jugendlichen Flüchtlinge theoretisch alle Neuköllner Oberschulen in Betracht.
Für die erwachsenen Flüchtlinge, die keinen Anspruch auf Sprachunterricht haben, werden ehrenamtlich Deutschkurse angeboten.
Dieses Angebot ist Teil der Aktivitäten, die der im November gegründete Unterstützerkreis für die Britzer Flüchtlingsunterkunft organisieren wird. Ihm gehören neben Einzelpersonen auch Neuköllner Kirchengemeinden, die Stadtteilmütter, das Deutsch-Arabische-Zentrum, der Verein „Multitude”, die Falken, die Neuköllner Bezirksverbände von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN, die Neuköllner GEW, das Bündnis Neukölln, das Aktionsbündnis Britz, die Gruppe FELS, die Interact-AG der Albert-Schweitzer-Schule, die Schulsozialarbeit der Otto-Hahn-Oberschule sowie unsere Initiative an.
Der Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, durch vielfältige Angebote die Isolation der Flüchtlinge zu durchbrechen und ihnen die Integration in die Berliner Gesellschaft zu ermöglichen.
Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, kann sich unter der folgenden E-mail-Adresse melden: fluechtlingshilfe@britzerinitiative.de
nach oben DruckversionInformationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände Späthstr./Haarlemer Str. in Britz
Flüchtlinge in Britz willkommen!
Nach dem Bekanntwerden des geplanten Baus einer Flüchtlingsunterkunft in Britz organisierte Hufeisern gegen Rechts am 12. September 2013 eine Informationsveranstaltung. Ziel war es, einen Abbau von Vorbehalten und Ängsten und ein solidarisches Handeln der Anwohner*innen gegenüber den Geflüchteten zu erreichen.
Das Interesse war riesig. Ca. 600 Besucher kamen in die Britzer Fritz-Karsen-Schule. Zwischenzeitlich musste der Zugang zur Aula geschlossen werden, da der Andrang zu groß wurde.
Auf dem Podium saßen der Sozialstadtrat Bernd Szczepanski, Franz Allert, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), Biblap Basu von ReachOut Berlin, Andrea Schwendner vom Diakoniewerk Simeon, Georg Classen vom Flüchtlingsrat Berlin und Jürgen Schulte von Hufeisern gegen Rechts.
„Nicht Flüchtlinge, sondern Fluchtursachen bekämpfen” stand auf einem Plakat am Podium. Die Veranstaltung stand unter dem Eindruck einer im Sommer 2013 stattgefundenen Informationsveranstaltung in Hellersdorf. Dort machten Mitglieder der NPD gegen eine geplante Unterkunft für Flüchtlinge mobil und schafften dort eine regelrechte Pogromstimmung. Hufeisern gegen Rechts stellte gleich zu Beginn klar, dass man Zustände wie in Hellersdorf nicht tolerieren werde. „Es geht um Fragen der Menschenwürde, Hassparolen gehören nicht in diese Debatte”.
Die Situation vor Ort war friedlich und offen. Etliche Anwohner*innen bekundeten ihre Bereitschaft zur Unterstützung.
Eine parallel angemeldete NPD-Kundgebung hatte die Polizei zwar genehmigt, jedoch mehrere hundert Meter entfernt an der Parchimer Allee. Zur Sicherheit riegelten Beamte die Schule und Teile der Hufeisensiedlung ab. Zuvor gab es von der NPD über den Tag verteilt mehrere Kundgebungen u.a. in Alt-Rudow, in der Gutschmidtstraße und an der Hufeisentreppe. An allen Orten liefen die Rechtsextremisten, von zahlreichen Gegendemonstranten empfangen, ins Leere.
Um die Fritz-Karsen-Schule wurden zur Unterstützung zahlreiche Kundgebungen solidarischer Organisationen angemeldet.
Schließlich blieb nach der sorgfältig vorbereiteten Informationsveranstaltung das gute Gefühl, dass die Anwohner*innen der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung weder gleichgültig noch hasserfüllt, sondern vorurteilsfrei und wohlwollend unsere neuen Nachbar*innen begrüßen werden.
Pflege des Mühsam-Gedenksteins
Neben der Organisation des jährlichen Gedenktages übernahm die Anwohner*inneninitiative auch die Restaurierung der Tafel sowie die Bepflanzung und Pflege des Mühsam-Gedenksteins in der Dörchläuchtingstraße, in der Nähe seines ehemaligen Wohnhaus.
Anlass war die Ermordung Erich Mühsams durch die Nationalsozialisten vor 82 Jahren im KZ Oranienburg.
Herzlichen Dank für die ehrenamtliche Tätigkeit des Steinmetzes!
nach oben DruckversionUnterlassungsklärung
Aufruf zur Teilnahme an der Unterlassungsklärung gegen Postwurfsendungen der NPD mit folgendem Wortlaut:
Liebe Mitbewohnerinnen, liebe Mitbewohner,
die nächsten Wahlen stehen an und viele Menschen fühlen sich durch die NPD-Werbung belästigt. Trotz entsprechender Aufkleber an den Briefkästen, wurde in der Vergangenheit NPD-Post eingeworfen.
Diejenigen, die sich durch diese nicht akzeptable NPD-Wahlwerbung wehren wollen, bieten wir folgende Unterschriftenliste an, die als „Unterlassensklage” an die NPD-Geschäftsstelle verschickt werden kann.
2. Infoflyer: Keine neuen NachbarInnen?
Nach aktuellem Informationsstand (16.5.2013) sieht es so aus, als ob an dem Standort Späthstr./ Haarlemer Str. in Britz nun doch keine Flüchtlingsunterkunft errichtet wird.
Welche Gründe gibt es für diese veränderte Entscheidung?
-
Gibt es mittlerweile in Berlin keinen Bedarf mehr an Flüchtlingsunterkünften?
NEIN – das Gegenteil ist der Fall. Nach Senatsangaben benötigt das Land Berlin im laufenden Jahr dringend neue Unterbringungsplätze. Zum einen sind die bestehenden Unterkünfte z. T. bereits jetzt hoffnungslos überfüllt, so dass die Menschen in den Fluren und Gemeinschaftsräumen untergebracht sind. Zum anderen hat sich die Lage in Syrien und Tschetschenien weiter verschärft, so dass die Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge aus diesen Gebieten weiter zunimmt. Unter ihnen seien sehr viele Familien mit kleinen Kindern, womit die soziale Verantwortung für eine menschenwürdige Lösung besonders hoch sei. Insgesamt, so die Senatsprognose, benötige Berlin bis zum Ende des Jahres etwa 2000 neue Plätze. -
Beherbergt Neukölln bereits eine große Zahl an Flüchtlingen?
NEIN – im Verhältnis zu anderen Bezirken liegt die Zahl der Flüchtlinge deutlich unter dem Berliner Durchschnitt. Während in Lichtenberg mehr als 1000 Plätze und in Schöneberg ca. 800 Plätze zur Verfügung stehen, beherbergt Neukölln zzt. 35 Flüchtlinge. Damit liegt Neukölln deutlich unter der mit dem Senat vereinbarten Größe von 543 Plätzen. -
Hat der Protest von Britzer EinwohnerInnen gegen die Unterbringung in ihrer Umgebung die Aufgabe des Standortes erzwungen?
NEIN – der Protest hielt sich in überschaubaren Grenzen. Ein anonym verfasstes, gegen die Flüchtlingsunterkunft gerichtetes Schreiben wurde von 150 Britzer BürgerInnen unterschrieben. Nur ein geringer Prozentsatz der Anwohnerschaft hat diesen Protest unterstützt.
Der Grund ist vielmehr ein anderer
Die Wahl des Grundstückes Späthstr./Haarlemer Str. war eng verbunden mit dem Umstand, dass der Eigentümer (Möbel Krieger) dem Bezirk 6 000 m² der Fläche umsonst zur Verfügung stellen wollte. Die Tatsache, dass dieses scheinbar soziale Verhalten mit der Rückgabe eines voll erschlossenen Grundstückes nach 4 oder 5 Jahren entschädigt worden wäre, erschien dem Außenstehenden ein ausreichender Grund für das Verhalten von Herrn Krieger zu sein.
Doch weit gefehlt. Es handelt sich hier um ein rein wirtschaftliches Interesse. Die Vergabe des Grundstückes an den Bezirk beschränkt er auf den Zeitraum bis Ende 2014, wohl wissend, dass sich die Investitionen zum Bau der Flüchtlingsunterkunft für diesen Zeitraum nicht rechnen und haushaltsrechtlich nicht genehmigt werden können. Allerdings könne über eine längere Nutzungsdauer gesprochen werden, wenn man ihm bei der Bebauung seiner Grundstücke auf dem ehemaligen Güterbahnhof Pankow sowie auf dem ehemaligen Güterbahnhof Grunewald entgegenkomme. Während in Pankow der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt die Errichtung eines weiteren Großeinkaufszentrums ablehnt, verweigert in Charlottenburg-Wilmersdorf das Bezirksamt die Genehmigung für den Bau zweier Einrichtungshäuser.
Herr Krieger glaubt nun, die Notlage des Senats bei der Errichtung von Flüchtlingsunterkünften ausnutzen zu können, um seine Expansionspläne zu verwirklichen. Der Umgang mit Menschen in Not wird hier als Faustpfand des Berliner Möbelmagnaten zur Durchsetzung von Geschäftsinteressen und Erhöhung von Marktanteilen genutzt.
Es liegt unserer Bürgerinitiative fern, die Flüchtlingsunterkunft in der Späthstr. herbeireden zu wollen. Auch wir können uns geeignetere Standorte und bessere Flüchtlingsunterkünfte als ein großes Sammellager vorstellen. Doch diejenigen, die kaum mehr als ihr Leben gerettet haben, zum Spielball eigener finanzieller Interessen zu machen, halten wir für schamlos.
Sollte eine Änderung der Sachlage eintreten, werden wir kurzfristig zu der angekündigten Informationsveranstaltung über die Flüchtlingsunterkunft einladen.
nach oben DruckversionEinladung zum Filmabend
Samstag, 27. April 2013, 19.30 Uhr, Hufeisentreppe - Eintritt frei
Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn!
Wir möchten Ihnen den mit vielen Auszeichnungen gelobten Spielfilm ‚Welcome’ zeigen, weil es uns ein Anliegen ist, das nachbarschaftliche Miteinander zu fördern. Da es sich bei diesem Filmabend um eine Veranstaltung unter freiem Himmel handelt, denken Sie bitte an entsprechende Kleidung, ggf. ein Sitzkissen, eine Decke und Proviant. Bei Regen fällt die Veranstaltung aus.
Welcome
ein Film von Philippe Lioret (Frankreich 2009, FSK ab 12 Jahren)
Der Film erzählt die Geschichte des kurdischen Flüchtlings Bilal, der illegal versucht, zu seiner Freundin nach England zu gelangen. In Calais lernt er den Schwimmlehrer Simon kennen, der ihm das Schwimmen beibringt. Bilal will den Ärmelkanal durchschwimmen.
Der Film zeigt aus sehr persönlicher Perspektive das, was man sonst nur in Zahlen und Statistiken aus den Nachrichten kennt: das Schicksal der Flüchtlinge. Außerdem erzählt er auch vom § 622 des französischen Ausländerrechts, der es unter Strafe stellt, illegalisierten Menschen zu helfen.
Wir freuen uns auf Sie!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Bürgerinitiative
Hufeisern gegen Rechts
Hinweis: Als Veranstalter_innen behalten wir uns vor, von unserem Hausrecht nach § 6 Versammlungsgesetz Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen oder rechtspopulistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, antiziganistische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.
nach oben DruckversionHistorische Kiezspaziergänge zu Orten von Verfolgung und Widerstand in der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung
Vor 80 Jahren änderte sich das Gesicht Deutschlands. Auch die Hufeisensiedlung blieb von der nationalsozialistischen Herrschaft nicht verschont.
80 Anwohner*innen wurden von den deutschen Faschisten verhaftet, vertrieben oder ermordet.
Doch es gab auch Beispiele von selbstloser Nachbarschaftshilfe für Bedrohte und Verfolgte, vom Widerstand Einzelner und von Gruppen in unserer Siedlung.
An diese Menschen wollten wir erinnern.
Wir besuchten ausgewählte Erinnerungsorte, an denen die bunte Vielfalt der Bewohnerschaft deutlich wird, die die Nationalsozialisten zu zerstören suchten. Maler und Schriftsteller; Juden, Christen und Atheisten; liberale Demokraten, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten; Arbeiter, Angestellte, Handwerker und Intellektuelle; viele wollten sich nicht der menschenverachtenden Anschauung des deutschen Faschismus beugen. Aber auch Befürworter und Täter der nationalsozialistischen Diktatur wohnten hier.
Im April 2013 unternahm Hufeisern gegen Rechts einen historischen Kiezspaziergang.
Geleitet wurde dieser von Henning Holsten, einem Mitarbeiter des Museums Neukölln, das zur selben Zeit die Ausstellung „Ende einer Idylle? Die Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933” präsentierte.
Aufgrund des großen Interesses der Anwohner*innen wurde der historische Kiezspaziergang wiederholt.
Ein besonderer Dank an das Museum Neukölln für diese informativen Führungen!
1. Infoflyer: Neue NachbarInnen - Flucht und Vertreibung
Krieg, Verfolgung und Not haben sie aus ihren Heimatländern vertrieben. Sie haben fast alles zurückgelassen um zu retten, was Menschen nur einmal verlieren können: das Leben.
Knapp 5500 Flüchtlinge aus vielen Krisengebieten der Erde leben zurzeit in Berlin. Das entspricht 0,14 % der Berliner Bevölkerung. Viele von ihnen haben eine Odyssee von Notlager zu Notlager hinter sich. Oft wähnen sich die Menschen der Gefahr entronnen und werden erneut Opfer rassistischer Verfolgung in den Zufluchtsländern. Immer wieder weitergeschoben, bis sie endlich Berlin als neuen Zufluchtsort erreichen.
Wir alle können zu einem nachbarschaftlichen Miteinander zwischen den Britzer AnwohnerInnen und den Flüchtlingen beitragen, einem Miteinander auf gleicher Augenhöhe. Daran will sich die Britzer Initiative Hufeisern gegen Rechts beteiligen durch Informations- und Diskussionsangebote.
Deshalb werden wir Ende April/Anfang Mai einen Filmabend an der Hufeisentreppe über die Situation von Flüchtlingen veranstalten.
Am 6. Juni 2013 führen wir in der Fritz-Karsen-Schule eine Informationsveranstaltung unter Beteiligung des zuständigen Neuköllner Stadtrates Bernd Sczcepanski zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in unserer Nachbarschaft durch.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Britzer Initiative
Hufeisern gegen Rechts
Fakten statt Vorurteile
- Flüchtlinge sind Opfer von Verfolgung, oft von schweren Verbrechen: Folter, Genitalverstümmelungen, Mordversuchen. Asylsuchende sind außerdem die ersten Opfer skrupelloser Schlepper, die sie unter menschenunwürdigen Bedingungen einsperren, ihnen Gewalt antun und/oder sie ausbeuten.
- Es geht um Menschen in Not!
- Der Anspruch auf Asyl ist ein Menschenrecht!
- Die Flüchtlinge haben ein Anrecht auf eine menschenwürdige Aufnahme in ihrem neuen Zufluchtsort Neukölln-Britz!
- Wir sagen: Willkommen heißen statt ablehnen!
Für 300 von ihnen soll in der 2. Hälfte dieses Jahres eine Flüchtlingsunterkunft an der Späthstr./ Haarlemer Str. in Britz errichtet werden. Ob sie hier Ruhe und Schutz vor Not und Verfolgung finden werden, liegt auch an uns, den EinwohnerInnen der Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung.
Schon machen die NPD und ihr Gesinnungsumfeld gegen die geplante Britzer Flüchtlingsunterkunft mobil. Mit Unterstellungen wie drohender Überfremdung, wachsender Kriminalität, zunehmendem Lärm und Schmutz wollen sie Vorbehalte und Ängste schüren. Sie beschwören das Bild eines zerfallenden Britz herauf, in dem das friedliche Miteinander in Zukunft nicht mehr möglich sei.
Ein Blick in die Polizeistatistiken belehrt uns eines Besseren. Hier wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass von Flüchtlingsunterkünften wenig Kriminalität ausgehe – und wenn, dann handele es sich meist um flüchtlingstypische Delikte: z. B. Verstoß gegen die Residenzpflicht (Aufenthaltsbestimmungsrecht) oder das Arbeitsverbot. Auch die Behauptung der Rechtsextremisten, die Asylleistungen würden Unsummen der Steuergelder verschlingen, hält einer genaueren Überprüfung nicht stand. Das Neuköllner Beispiel kann als Beleg dienen: Das Gelände, ein 6000 m2 großes Grundstück wird dem Bezirk vom Eigentümer kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch die Asylleistungen des Neuköllner Haushalts bewegen sich in einem sehr überschaubaren Rahmen. Ihnen vorzuwerfen, sie würden auf Kosten der Steuerzahler leben, ihnen aber gleichzeitig mit einem Arbeits- und Ausbildungsverbot jegliche eigenständigen Unterhaltsmöglichkeiten zu entziehen, ist mehr als unlauter.
Die Zielrichtung der Rechtsextremisten ist klar: Hier sollen Opfer zu Tätern gemacht werden, um Angriffe auf die Flüchtlinge propagandistisch vorzubereiten. Dass diese Bedrohung real ist, zeigen die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, so z.B. im Oktober 2012 in Waßmannsdorf/Schönefeld. Der Umstand, dass im letzten Jahr rechtsextreme Straftaten die höchste Zuwachsrate in der Kriminalitätsstatistik ausmachen, stellt ein weiteres Indiz dar.
nach oben DruckversionProtestkundgebungen
Am 1. Mai 2013 nehmen wir an den Protesten gegen die NPD Schöneweide teil.
Pressemitteilung des Bündnisses „1. Mai - Nazifrei” zu dieser Protestveranstaltung:
01. Mai 2013 Pressemitteilung vom Bündnis 1. Mai Nazifrei, Berlin Polizei setzt Nazidemo mit massiver Gewalt durch
+++ 5000 Antifaschist_innen auf der Straße gegen Nazis
+++ Polizei setzt Nazidemo mittels massivem Gewalteinsatz durch +++
Abgeordnete, Journalist_innen und Bürger_innen über das Verhalten und den Einsatz der Polizei erbost
Um 9.00 Uhr startete das Bündnis 1. Mai Nazifrei seine ersten Aktionen um den Naziaufmarsch zu verhindern. Gegen 8:40 Uhr fand die erste kreative Aktion in der Brückenstr. 5 statt. Bei dieser ketten sich vier Aktivisten an einer Pyramide fest. Die Polizei benötigte 3 ½ Stunden um diese unter Einsatz von schwerem Gerät zu entfernen.
Um 10.00 Uhr wurde die erste Blockade durch die Aktivist_innen in der Schnellerstr. errichtet. Zeitgleich versuchten mehrere tausend Menschen in Oberschöneweide weitere Blockaden auf der Naziroute zu etablieren.
Dies konnte aufgrund von massiver Polizeigewalt nicht durchgesetzt werden, weil die Polizei immer wieder Pfefferspray, Wasserwerfer, Schlagstöcke und Hunde einsetzte. Mehrere Blockierer_innen wurden dadurch verletzt.
Der Pressesprecher des Bündnisses 1. Mai Nazifrei Jan Landers erklärt zusammenfassend hierzu: „Trotz enormer Planungen und Anstrengungen seitens der Berliner Zivilgesellschaft und antifaschistischer Gruppen ist es uns nicht gelungen, den Naziaufmarsch zu verhindern. Die Berliner Polizeiführung hat heute bewiesen, dass es ihr wichtiger ist einigen Hundert Nazis mit allen Mitteln den Weg frei zu prügeln, als gelebte Demokratie auf den Straßen von Berlin-Schöneweide zuzulassen.”
Susanna Kahlefeld (MdA, Bündnis 90 / Die Grünen) dazu: „Ich bin schockiert über den massiven Polizeieinsatz gegen die Gegendemonstrant_innen. Wenn das die neue Strategie der Berliner Polizei ist, sehe ich schwarz für zivilgesellschaftliches Engagement.”
Unter dem Motto „Kommt nach vorne - Nazis und Rassisten blockieren! Kein Naziaufmarsch am 1. Mai in Berlin!” haben mehrere hundert Organisationen und Einzelpersonen dazu aufgerufen, den Naziaufmarsch mit Massenblockaden zu verhindern.
Wir beteiligen uns an der Protestkundgebung am 16. Februar 2013 gegen die NPD-Veranstaltung im Gemeindehaus am Bat-Yam-Platz. Motto:
Kein Raum für die NPD in Neukölln!
Der Aufruf im Wortlaut:
Die NPD plant für den 16. Februar 2013 im bezirkseigenen Gemeinschaftshaus Gropiusstadt eine Versammlung. Das Bündnis Neukölln organisiert eine Protestkundgebung und ruft gemeinsam mit Anwohner_innen der Krugpfuhl- und Hufeisensiedlung und dem Aktionsbündnis Rudow Bürgerinnen und Bürger auf, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Auch wenn wir Veranstaltungen der NPD in Neukölln oder anderswo möglicherweise nicht verhindern können, ist es wichtig, öffentlich und laut gegen die antidemokratischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Parolen der Neonazis zu protestieren. Die NPD ist keine demokratische Partei. Die Übergänge zwischen der NPD und offen demokratiefeindlichen und gewalttätigen Neonazi-Gruppen sind fließend. In den letzten Jahren ist Neukölln immer stärker zum Aktionsfeld der NPD und anderer Neonazis geworden. Derzeit hetzt die NPD im Süden unseres Bezirkes vor allem gegen Asylsuchende und Migrant_innen, die sie, angesichts der zunehmenden Sorge in der Bevölkerung vor Armut und Arbeitslosigkeit, zu Sündenböcken stempelt. Die Brandanschläge auf das Anton Schmaus Haus der Falken sowie die feigen Angriffe auf eine Familie in der Hufeisensiedlung, die es abgelehnt hatte, Propagandamaterial der NPD anzunehmen, bestätigen, dass die Nazis nicht nur verbale Auseinandersetzungen wollen. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der die Menschen gleichberechtigt und friedlich miteinander leben können, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Nationalität und Religion. Gegenüber Neonazis darf es gerade in Neukölln mit seinen vielfältigen sozialen und kulturellen Wurzeln kein Zurückweichen geben.
Die Protestkundgebung findet in der Berliner Presse großen Aufmerksamkeit.
In der Kiez Zeitschrift Neuköllner Dschungel erscheint folgender Artikel „Protest in der Gropiusstadt” in der Ausgabe MÄRZ/APRIL 2013
Gertrud Staewen
Ein Leben im Dienste der Rechtlosen
Gertrud Staewen, geb. Ordemann (* 18. Juli 1894 in Bremen; † 10. Juni 1987 in Berlin) war eine deutsche Fürsorgerin, Erzieherin, Sozialpädagogin und Autorin.
Zeitlebens fühlte sie sich den gesellschaftlichen Außenseitern verpflichtet, sei es ihr Engagement für proletarische Jugendliche in den zwanziger Jahren, für Juden in der Zeit des Nationalsozialismus oder für Gefangene der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel, in der sie nach dem Krieg arbeitete.
Ihre Zeit in der Hufeisensiedlung
Gertrud Staewen zog 1928 zusammen mit ihren beiden Kindern in die Dörchläuchtingstraße 35 und lebte hier bis 1937. Die alleinerziehende Mutter passte mit ihren sozialpolitischen Interessen gut in den Kreis der Bewohner der Hufeisensiedlung, von denen viele Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre waren.
Zunächst versuchte sie über das Schreiben ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. 1933 erschien ihr erstes Buch unter dem Titel „Menschen in Unordnung”, das sich mit sozialen Fragen vor allem der Arbeiterjugend auseinandersetzt. Es dauerte jedoch nicht lange und das Buch wurde von den Nationalsozialisten verboten. Ihre zweite Veröffentlichung „Kameradin. Junge Frauen im deutschen Schicksal 1910-1930” landete sofort nach Erscheinen 1936 auf dem Index.
Ihre Mitgliedschaft in der SPD und ihr Engagement für Neuwerk waren Anlass für mehrere Hausdurchsuchungen durch die politische Polizei. Doch belastendes Material konnte nicht gefunden werden; die Haushaltshilfe von Gertrud Staewen, Wilhelmine Fuss, sorgte einmal unter Vortäuschung „großer Wäsche” noch rechtzeitig dafür, von ihr verfasste Broschüren und Schriften zu verbrennen.
Ihr Widerstand gegen das NS-Regime
Von Anfang an lehnte Gertrud Staewen das NS-Regime ab und war sich über die Ziele der Hitlerdiktatur im Klaren, so auch über die „Judenfrage”.
1941, kurz bevor die Deportationen von Juden in den Osten begannen, wurde Gertrud Staewen von der Dahlemer Gemeinde, zu der sie gehörte, von ihrer Arbeit im Burckhardthaus teilweise zur „besonderen Seelsorge” freigestellt. Sie sollte sich intensiv um die von der Deportation bedrohten getauften „Nichtarier” kümmern, vorrangig um Gemeindemitglieder. Die Arbeit bestand vor allem im Besuchsdienst sowie der praktischen und seelsorgerlichen Unterstützung bis zur Deportation.
Gleichzeitig kümmerte sie sich gemeinsam mit einer Gruppe von Freund*innen illegal um Untergetauchte. Sie organisierte gefälschte Ausweise und versuchte - häufig wirksam - durch Bestechungen Menschen freizukaufen, stahl oder kaufte unrechtmäßig Lebensmittelkarten und leistete Fluchthilfe. In einigen Fällen gelang sogar durch Geldzahlungen die Rettung aus dem KZ. Eine jüdische Ärztin, Luzie Adelsberger, wurde von ihr aus dem KZ, kurz vor dem Tod im Gas, durch Bestechung eines Polizisten freigekauft.
Mit unglaublicher Kreativität entwickelte sie Ideen, mit denen sie Juden zur Flucht verhalf. So sammelte sie eine zeitlang überall Mutterkreuze ein, die Orden Hitlers für kinderreiche Mütter. Viele Frauen gaben diese für gefährdete Jüdinnen her. Einem anderen Juden verhalf sie zur Flucht, indem er einen Trauerfall mimte. So radelte er quer durch Deutschland in die Schweiz, am Lenker einen Trauerkranz, jeden Tag war für ihn ein Onkel im nächsten Dorf gestorben, womit er die Polizisten beeindrucken konnte. In Staewens eigener Wohnung lagen stets Monteursanzüge bereit, damit die Juden, die sie versteckte, bei Besuch als Handwerker auftreten konnten.
Aufgrund einer Denunziation flog die Gruppe im Herbst 1943 auf. Die Freundinnen Helene Jacobs und Melanie Steinmetz sowie einige weitere Helfer wurden verhaftet, Franz Kaufmann wurde ermordet. Gertrud Staewen blieb unentdeckt.
Auszeichnungen für ihr Lebenswerk
Ab 1948 bis zu ihrem Ruhestand 1962 war Gertrud Staewen Fürsorgerin im Männergefängnis Berlin-Tegel und als „Engel der Gefangenen” bekannt.
1958 nahm sie der Berliner Senat in die Liste der „Unbesungenen Helden” auf, eine Würdigung, die Menschen zuteil wurde, die Verfolgte während der Zeit des Nationalsozialismus unterstützt hatten.
1983 erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Gertrud Staewen starb 1987 im Alter von 92 Jahren in Berlin und liegt (auf eigenen Wunsch) in einem Doppelgrab neben Rudi Dutschke auf dem St. Annen-Friedhof in Berlin-Dahlem begraben.
Quellen:
Museum Neukölln: Das Ende der Idylle? Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933
Voigt, Ulrike: Eintrag: Gertrud Staewen in http://www.Frauen und Reformation.de
Margarete Kubicka
Margarete Kubicka war nicht immer bequem, aber immer aufrecht und zuverlässig:
Margarete Kubicka hat in der Zeit von 1891 - 1984 gelebt. 1927 ist sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern in die Onkel-Bräsig-Straße 46 gezogen. Für das Ehepaar war es aus vielerlei Gründen der ideale Ort. Die Kinder konnten draußen spielen, Margarete Kukicka konnte als Lehrerin arbeiten und im Haus gab es ein kleines Arbeitszimmer für die Kunst. Margarete Kubicka hat dort bis 1956, dem Jahr ihrer Pensionierung, gelebt.
Margarete Kubickas Kinder; ihre Familie; die Zeit von 1926 bis 1945
1918 wurde ihre Tochter Janina geboren, ihr Sohn Karol 1926.
Schule und familiäre Belastungen ließen ihr von 1926-1945 wenig Zeit, sich künstlerisch zu betätigen - die Familie bestimmte Ihr Denken. Insbesondere die Versorgung, der Schutz der Familie und die Rettung der Kunstwerke (ihres Mannes und die eigenen) hatten oberste Priorität. Um ihr Heim nicht allein zu lassen war sie zu allem bereit, sie täuschte eine Blinddarmentzündung vor und ließ sich den intakten Blinddarm entfernen. Die wenigen Arbeiten, die in dieser Zeit entstanden sind, beschäftigen sich mit ihrem Mann, ihren Kindern, der Britzer Umgebung und Menschen, denen sie auf der Straße begegnete. Trotz aller Schwierigkeiten blieb sie politisch aktiv.
Margarete Kubickas Ehe mit Stanislav
1911 lernte sie Stanislav Kubicki auf der Berliner Königlichen Kunstschule kennen und lieben. 1916 haben Sie gegen den Willen der Familien geheiratet. Beide Familien reagierten mit dem Bruch der Beziehungen. Sie wird von ihrem Sohn als das Haupt der Familie bezeichnet - sie hat das Geld verdient, den Ehemann unterstützt und gefördert - nicht nur mit Literatur, sondern auch finanziell. Dabei vertrat sie stets ihre eigenen künstlerischen und politischen Auffassungen. Heute würde man sie als emanzipiert bezeichnen. Margarete litt sehr unter der durch die Nationalsozialisten verursachten Trennung vom geliebten Mann. Nur unter Druck und um weiteren Repressalien zu entgehen, haben sie sich 1938 zur Scheidung entschlossen.
Ihr Ehemann musste 1934 aus Deutschland flüchten. Er wurde 1942 in Warschau von der Gestapo ermordet.
Die Anarchistin, die Widerstandskämpferin; die Künstlerin
Schon während der Schulzeit beobachtete sie die Armut der Moabiter Arbeiterbewegung. Daraus entwickelte sich bei Margarete Kubicka eine Empörung über die ungerechten sozialen Verhältnisse in der Stadt. Sie stellte die Verbindung zur Zeitschrift Aktion her und beeinflusste die Gruppe mit ihren pazifistischen und linkskommunistischen Vorstellungen. Das zentrale Thema für Margarete war der Mensch - sie erzählte in ihren Bildern und Texten kollektive und individuelle Prozesse menschlichen Werdens, Denkens und Handelns. Sie engagierte sich in der kommunistischen Künstlergruppe Kommune.
Der Faschismus veränderte das Leben von Margarete Kubicka. Das Haus der Kubickis in der Onkel-Bräsig-Straße wurde mehrfach von SA-Männern durchsucht und Bilder zerstört. Margarete wurde zwangsversetzt - behielt aber ihre Anstellung als Lehrerin. Auch das Ausmaß der Zerstörungen durch den Krieg und der Gemütsstand vieler Berliner bestätigten sie in ihrer Anschauung über den verbrecherischen Krieg und ihre antifaschistische Grundhaltung. Trotz des hohen Risikos hat sie polnische Zwangsarbeiter, die in der Nachbarschaft untergebracht waren, mit Lebensmitteln versorgt; sie hat Freunde, die sich illegal in Berlin aufgehalten haben, beherbergt; sie nahm an Treffen von linksorientierten Britzer Anwohnern teil, in ihrem Haus trafen sich Antifaschisten.
Sie hat unter anderem Verbindung zu Theo Hausbach - Mitbegründer der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. Es gibt eine Reihe von Bildern, die ihre ablehnende Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Herrschaft dokumentieren. Von innerer Emigration kann in Bezug auf ihre Aktivitäten gegen die nationalsozialistische Barbarei nicht gesprochen werden. Für die Humanistin und Menschenfreundin war es eine Selbstverständlichkeit Menschen in Not zu helfen.
Kreszentia (Zenzl) Mühsam
Kreszentia (Zenzl) Mühsam, geb. Elfinger (* 27. Juli 1884 in Haslach in Oberbayern - † 10 März 1962 in Ostberlin) führte bereits in jungen Jahren ein unangepasstes Leben, aufbegehrend gegenüber den herrschenden Machtverhältnissen.
War sie zunächst ebenbürtige Gefährtin und verlässliche Verbündete Erich Mühsams bei der Durchsetzung gemeinsamer politischer Ziele, gestaltete sich ihr kämpferisches und tragisches Leben nach der Ermordung ihres Mannes als endlos wirkende Odyssee im Exil, mit dem einzigen Ziel der Rettung und Veröffentlichung des Nachlasses ihres Mannes.
Bewegte Zeiten in München
Als 5. Kind der Hopfenbauern und Gastwirte Creszentia und Augustin Elfinger wurde Zenzl mit etwa 16 Jahren in München als Dienstmädchen in Stellung gegeben. Sie hielt es meist nur wenige Monate an einer Arbeitsstelle aus, waren diese doch von Pflichterfüllung und Gehorsam geprägt. Doch Zenzl wollte sich nicht ducken.
Mit 18 Jahren brachte sie ihren Sohn Siegfried zur Welt. Minderjährig und kaum den eigenen Unterhalt verdienend, musste sie ihn in Pflege geben. Den Namen des Vaters behielt sie zeitlebens für sich.
Im Alter von 24 Jahren zog sie, offiziell als seine Hausangestellte, mit dem Maler und Bildhauer Ludwig Engler zusammen, denn eine wilde Ehe war nicht nur sittenwidrig, sondern ein Delikt.
Im November 1913 freundete sie sich mit Erich Mühsam an, mit dem sie ein Ziel teilte: die Befreiung der Menschheit von Gewalt und Unterdrückung.
Sie heirateten am 15. September 1915 und sie brachte Sohn Siegfried mit in die Ehe. 1918 stand sie an Erichs Seite auf den Barrikaden und rief mit ihm die Münchener Bevölkerung zur Beendigung des Krieges und zur Revolution auf. Nach kurzer Haft kämpfte sie von 1919 - 1924 für die Freilassung von Erich und anderer Räterevolutionäre. In dieser Zeit war sie bereits in der Roten Hilfe aktiv und organisierte außerdem eine Nähstube in München für die Opfer der Hungerkatastrophe 1920/21 in Russland.
Die Zeit in der Hufeisensiedlung
1927 zogen die Mühsams in die Dörchläuchtingstraße 48. Zenzl kümmerte sich um den Lebensunterhalt. Die Künstler und Schriftsteller (Verleger Leon Hirsch, Walter Kiaulehn, Heinrich Vogeler, Eheleute Kubicki) der Hufeisensiedlung trafen sich gerne bei ihnen zu angeregten Gesprächen - aber auch weil Zenzl legendär gut kochte. Ebenso verkehrten Wilhelm Pieck und Herbert Wehner im Hause. Die Nachbarkinder mochten besonders die Katze und Zenzls Kuchen. Sohn Siegfried Elfinger lebte und arbeitete von 1930 bis 1932 ebenfalls im Haus.
Verfolgung, Flucht und Exil
Das offene Haus stand ganz oben auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten. Regelmäßig von anonymen Anrufern bedroht, wurden ihnen im Dezember 1932 die Scheiben eingeschlagen. Am 27. Februar 1933, am Tag des Reichstagsbrandes, wurde Erich verhaftet. Zenzl war sehr verzweifelt und die Nachricht verbreitete sich schnell in der Siedlung. Es gelang Zenzl, Erichs Werke in der Nachbarschaft zu verstecken, wie z.B. Notizbücher bei Lena Reichle.
Am 10. Juli 1934 wurde Erich von der SS des KZ Oranienburg ermordet. Zenzl forderte eine öffentliche Untersuchung, was sie gleichsam in Gefahr brachte. Es gelang ihr immerhin, die Nazi-Justiz dazu zu bringen, Erichs Leichnam zur Beerdigung freizugeben.
Sie wurde gewarnt, dass die Gestapo sie im Anschluss an die Beerdigung Mühsams verhaften wolle. Zur gleichen Stunde floh Zenzl u.a. unter Mithilfe von Margarete Kubicka illegal über die Grenze nach Prag.
Dort veröffentlichte sie ihre Broschüre über Erichs Ermordung und bekam daraufhin die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Da die Umstände in Prag schlechter wurden und ihr zudem der KPD-Vorsitzende und vormalige Tischgast Wilhelm Pieck in der Sowjetunion die Veröffentlichung der Werke Mühsams zusicherte, reiste sie in Ermangelung an Alternativen im August 1935 nach Moskau. Nachdem sie den Nachlass Mühsams ins Land geholt hatte, wurde sie im April 1936 unter der Anklage "konterrevolutionärer trotzkistischer Aktivitäten" verhaftet.
Was nun begann, war eine fast 20-jährige Leidensgeschichte, in der Verhaftungen, Flucht, Denunziation, Observation, Verbannung und Straflager ihr Leben bestimmten.
Erst 1955, nach Stalins Tod, konnte sie nach fast 20 Jahren in die DDR ausreisen. Wie alle Überlebenden des Gulag musste sie hier eine Schweigeverpflichtung unterschreiben. Sie zog nach Ostberlin-Pankow in eine kleine Wohnung und wurde zeitlebens überwacht.
Der lange Weg bis zur Veröffentlichung Mühsams Nachlass
Es gelang ihr, in Moskau Mikrofilmkopien von Mühsams Schriften anzufertigten, die das ZK der SED aber unter Verschluss behielt. Zenzl kämpfte bis zu ihrem Tod um die Veröffentlichung. 1958 durfte eine kleine Auswahl von Gedichten erscheinen. Am 10. März 1962 verstarb sie.
Erst nach fast 40 Jahren erschienen 1994 bei dtv erste Mühsam-Tagebücher, bis jetzt nur ca. fünf Prozent des Gesamttextes. Eine Online-Edition, begonnen 2011, wird voraussichtlich bis 2018 mit der kompletten Darbietung der erhaltenen Tagebücher abgeschlossen sein.
1992 wurde ihre Urne in das Ehrengrab von Erich Mühsam auf dem Dahlemer Waldfriedhof überführt.
Quellen:
Uschi Otten: „Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein”. Zur Lebensgeschichte der Kreszentia Mühsam.
In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch 2001 des Vereins für die Geschichte Berlins. Westkreuz-Verlag, Berlin 2001
Museum Neukölln: Das Ende der Idylle? Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933