Chronik


September 2011 

Allein gegen Nazis

Ein Tag im September 2011 rüttelt Christiane Schott auf. Sie legt sich mit NPD-Männern an, die Wahlwerbung in ihren Straße verteilen. Seitdem führt sie einen mutigen Kampf gegen Neonazis in ihrem Kiez. Trotz der Angst.

Mehrfach werden Scheiben im Wohnhaus ihrer Familie eingeworfen, die Haustür wird beschädigt, der Briefkasten gesprengt. Doch die Sozialarbeiterin lässt sich in ihrem Kampf gegen Neonazis nicht einschüchtern – obwohl sie in der rbb-Reportage „Terror im Kiez – Neonazis in Berlin” gesteht: „Wir sind dem Gefühl der Angst total ausgeliefert”. Jedes Mal, wenn es abends laut werde, zuckt Christiane zusammen. Eine schleichende Angst.

Die Familie musste die Fenster vergittern und überlegte ernsthaft, das Haus zu verkaufen. Doch die Rechten sollen nicht gewinnen. Und Christiane Schott geht in die Offensive, setzt sich couragiert zur Wehr: Sie nahm an einem Prozess teil, um einem Neonazi ins Gesicht zu sehen, gegen den auch wegen der Anschläge gegen sie ermittelt wird. Auf einer NPD-Veranstaltung fragte sie nach dem Demokratieverständnis der Partei. Dafür wurde sie als „Querulantin” ausgepfiffen. Sie trat Berlins NPD-Chef Sebastian Schmidtke gegenüber, sprach Auge in Auge mit ihm. Außerdem gründete Schott die Bürgerinitiative Hufeisern gegen Rechts.

Nun hofft die mutige Britzerin, dass sich noch mehr Menschen trauen, Anzeige zu erstatten, wenn sie Opfer von rechtsextremen Bedrohungen oder Angriffen werden. Laut Robert Faust von „Neukölln gegen Nazis” startete im August 2009 die Serie der Nazi-Angriffe. Einer davon traf Nico Schmolke, stellvertretender Juso-Landesvorsitzender aus Johannisthal. Kurz vor einem von ihm organisierten Kiezspaziergang gegen Rechte wurde ein Fenster seiner Wohnung eingeworfen.

Es müssen noch viel mehr Leute informiert werden, was in Britz passiert.

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31. Oktober 2012 

Bildung der Initiative

Nachbarn empören sich und treffen sich am 31. Oktober 2012 zum ersten Mal.

Bereits eine Woche später am 7. November 2012 findet das zweite Treffen in der Aula der Fritz-Karsen-Schule statt. Es finden sich ca. 120 Teilnehmer ein.

Zum Treffen am 14. November 2012 an gleicher Stelle kommen ca. 150 Teilnehmer.

Einladung zum Treffen am 7. November 2012
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November/ Dezember 2012 

Öffentliche Aktionen und Protestkundgebungen

Erste gemeinsame Teilnahme an Protestkundgebungen gegen die NPD in Britz-Süd und Rudow als Initiative.

Offener Brief an das Bezirksamt Neukölln „Keine Räume für die NPD”. Es unterschreiben viele Nachbarn.

Am 20. Dezember 2012 beteiligt sich die Initiative mit vielen Nachbarn an der Aktion Lichterkette im Hufeisen unter dem Motto:

Britz und die Hufeisensiedlung sind bunt - aber nicht braun !

Der Aufruf im Wortlaut:

LIEBE NACHBARN, BÜRGERINNEN UND -BÜRGER,

gemeinsam mit möglichst vielen Menschen wollen wir Position beziehen gegen die seit einiger Zeit vermehrt auftretenden Aktivitäten der extremen Rechten in Britz. Mit einer Menschen- und Lichterkette soll deshalb ein symbolischer Kreis um das Hufeisen gezogen werden. Ziel ist es, uns öffentlichkeitswirksam gegen eine Entwicklung zu stellen, die niemanden unberührt lassen kann: Brandanschläge, eingeschlagene Scheiben, Drohanrufe, brutale Prügelattacken sowie Nazipropaganda durch Aufkleber und Plakate im Umfeld der Schulen. Das können und dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen zeigen, dass Britz kein Betätigungsfeld der Antidemokraten ist und solche Aktivtäten hier nicht geduldet werden. Das „Aktionsbündnis Britz gegen Neonazis” geht quer durch die Gesellschaft. Es setzt sich aus Britzer BürgerInnen, demokratischen Parteien, politischen Organisationen, Schulen, öffentlichen Einrichtungen, Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden, Museen, Kirchen und vielen mehr zusammen. Unter dem Motto „Britz und die Hufeisensiedlung sind bunt - aber nicht braun!” rufen wir dazu auf, uns am 20. Dezember um 16 Uhr 15 im Innenring des Hufeisens zu treffen. Zieht euch warme Sachen an, kommt alle, zeigt Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt und gebt ein Signal, dass Neonazis hier nicht erwünscht sind! Dieses Thema betrifft uns alle! Im Anschluss gibt es einen kleinen Umtrunk für Groß und Klein. Wir hoffen auf euer aller Erscheinen!

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9. November 2012 

1. Nachtspaziergang

Nachbarn treffen sich zum 1. Nachtspaziergang

Die Nachtspaziergänge werden zu einer regelmäßigen Zusammenkunft von Nachbarn, die so gemeinschaftlich rechte Übergriffe an schwierigen Jahrestagen verhindern.

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28. November 2012 

Hilfe von Außen

Treffen mit Gästen: MBR und ReachOut informieren über Symbole und Auftreten der rechten Szene

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Januar/ Februar 2013 

Teilnahme an der Einwohnerfragestunde BVV Neukölln am 23. Januar 2013

Wir nutzen die Einwohnerfragestunde in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln, um Informationen zu erhalten über:

  • die Reaktion des Bezirksamts zur Raumvergabe an die NPD am 16. März 2013
  • Fragestellerin 1: Frau Christiane Schott

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    in dem einstimmig gefassten Beschlusses der BVV vom 31.10.2012 wird das Bezirksamt u. a. aufgefordert, „durch Information und Sensibilisierung der Verbreitung von rechtsextremistischen Gedankengut entgegenzuwirken”.

    Frage:
    Wie vereinbart das Bezirksamt diesen Beschluss mit der Vergabe von Räumlichkeiten im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am Bat-Yam-Platz am 16.02.2013 an die NPD?

    Die offizielle Antwort der BVV

    Fragesteller 2: Herr Fredi Schott

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    Wie wird das Bezirksamt Neukölln auf die NPD-Veranstaltung am 16.02.2013 im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am Bat-Yam-Platz politisch reagieren?

    Die offizielle Antwort der BVV

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23. Juni 2014 

Band für Mut und Verständigung 2014

Das Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit verleiht den Preis im Jahr 2014 unter anderem an:

Christiane Schott und die Bürgerinitiative Hufeisern gegen Rechts

für ihr engagiertes Eintreten gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz in Berlin Neukölln. Band für Mut und Verständigung 2014 Christiane Schott bewies beeindruckend viel Mut und Zivilcourage, in dem sie sich von den Übergriffen der Neonazis auf sie und ihre Familie nicht einschüchtern ließ, sondern stattdessen mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit ging im wahrsten Sinne des Wortes „Gesicht zeigte”. Die Anwohner/innen der Hufeisensiedlung entschieden sich daraufhin bewusst dafür, sich gemeinsam gegen rechte Übergriffe zur Wehr zu setzen und Christiane Schott in ihrem Kampf nicht allein zu lassen. Als Bürgerinitiative Hufeisern gegen Rechts positionieren sie sich seit 2012 gegen die Nazi-Umtriebe in der Gegend und mischen sich konstruktiv in die Diskussion um ein in der Nachbarschaft entstehendes Asylbewerberheim ein, damit sich Szenen wie in Hellersdorf nicht wiederholen.

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