14. November 2017 

Pressemitteilung:

Überwältigendes Spendenaufkommen für die geraubten Stolpersteine in der Britzer Hufeisensiedlung - Wiederverlegung gesichert!

Der Diebstahl der Stolpersteine in Britz, die an die Ermordung von rassisch oder politisch Verfolgte durch die Nationalsozialisten erinnern, in der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 hat eine große Welle der Solidarität ausgelöst.

Seit dem 7. November 2017 sind innerhalb von 5 Tagen 1245 € an Spendengeldern für den Ersatz der in Britz entwendeten Stolpersteine bei uns eingegangen. Damit ist dieser bereits jetzt finanziell gesichert. Hinzu kommen weitere 110 €, die mit der Bitte an uns verbunden sind, einen Stolperstein für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer in die Wege zu leiten.
Vor dessen Apotheke hatte am 9. November diesen Jahres unsere Veranstaltung zum Gedenken an die Reichspogromnacht stattgefunden, auf der mehr als 200 Bürger*innen nicht nur an den antisemitischen Terror vor 79 Jahren erinnerten, sondern auch gegen die Schändung der Stolpersteine in Britz protestierten.
Viele Spenden wurden gezielt für den Ersatz namentlich genannter Steine in der Hufeisensiedlung versehen.
So wurden z. B. mehrere Spenden für den Stein von Wienand Kaasch damit begründet, dass kein Grab existiere, da sein Leichnam von den Nazis in die Müllgrube des Zuchthauses Luckau geworfen worden sei. Bei Gertrud Seele wurde mehrfach darauf verwiesen, dass sie stellvertretend für die Beteiligung von Frauen am Widerstand gegen den Nationalsozialismus stehe.

Wir haben uns bereits mit dem für die Verlegung in Neukölln zuständigen Museum Neukölln und der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine in Verbindung gesetzt, um diesen Wünschen Rechnung zu tragen.

Weitere Spenden wurden von Bürgerinnen und Bürgern direkt auf die Konten des Bezirksamtes Neukölln und der Koordinierungsstelle Solpersteine Berlin eingezahlt.

Hier zeigt sich der Charakter dieses größten dezentralen Mahnmals der Welt als zivilgesellschaftliche Erinnerungs- und Gedenkkultur. Letztere wird nicht von staatlichen Ämtern und Einrichtungen oder großen Gesellschaften getragen und finanziert. Vielmehr basiert sie in erster Linie auf dem Engagement der „kleinen Leute”, Verwandten der Opfer, Nachbarinnen und Nachbarn, Schülerinnen und Schüler oder lokalen Initiativen. Nur vor diesem Hintergrund sind Ausmaß und Intensität dieser Form von Gedenkkultur zu erklären.

Die überwältigende Spendenbereitschaft stellt einen unübersehbaren Beweis dar, dass der feige Anschlag auf das zivilgesellschaftliche Gedenken an die rassischen und politischen Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft von eben dieser Zivilgesellschaft nicht hingenommen wird.

Hufeisern gegen Rechts bedankt sich für den großen Zuspruch. Wir sind tief beeindruckt und werden alles tun, um dem mit den Spenden und Solidaritätsschreiben verbundenen Vertrauen gerecht zu werden.

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