06. November 2017 

Presseerklärung

der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts zur Entwendung aller sieben Stolpersteine in der Britzer Hufeisensiedlung


In der Nacht vom 5. zum 6. November 2017 wurden die 7 in der Hufeisensiedlung verlegten Stolpersteine ausgegraben und entwendet. Die Stolpersteine in unserer Siedlung erinnern alle an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Foto vom Tatort des entwendeten Stolpersteins für Wienand Kaasch
Sie gehörten Organisationen der deutschen Arbeiterbewegung an oder standen ihnen nahe.
So finden wir neben dem anarchistischen Künstler Stanislaw Kubicki, der sich 1939 dem polnischen Widerstand anschloss, die Kommunisten Hans-Georg Vötter, Wienand Kaasch und Rudolf Peter sowie die Sozialisten Gertrud Seele, Heinrich Uetzfeld und Georg Obst, die in Berlin gegen den deutschen Faschismus auf unterschiedliche Weise gekämpft haben. Sie alle stehen stellvertretend für die Vielfalt des Arbeiterwiderstands, der von 1933 bis 1945 in der Großsiedlung Britz existiert hat.
So vielfältig wie die widerständigen Menschen sind auch die Initiatoren der einzelnen Stolpersteinverlegungen, mit denen nicht nur an das Schicksal der Geehrten erinnert wird, die ihre eindeutige Haltung gegenüber einem unmenschlichen Regime mit dem Leben bezahlt haben. Gleichzeitig sollen die Stolpersteine auf ein „Nie wieder!” hinweisen und eine Warnung darstellen, wohin Intoleranz, Gewaltherrschaft und Rassismus führen kann.

Initiiert und gespendet wurden die Steine von Klassen aus der Fritz-Karsen-Schule, der Alfred-Nobel-Schule und der Albert-Einstein-Oberschule, den Gewerkschaften ver.di und IG Metall, der Britzer SPD sowie der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts.

Foto vom Tatort des entwendeten Stolpersteins für Gertrud Seele
Für einen politisch rechtsmotivierten Hintergrund der Tat spricht nicht nur der antifaschistische Hintergrund der Stolpersteinehrungen in der Hufeisensiedlung. Auch der Zeitpunkt weist darauf hin. Immerhin steht der 9. November kurz bevor, den wir in Erinnerung an die Reichspogromnacht mit einem Gedenken vor der vor 79 Jahren zerstörten Apotheke des jüdischen Apothekers Adolf Mockrauer begehen wollen.

Ohne eine direkte personelle Verbindung unterstellen zu wollen, ist auch der Antrag der AfD aus der Oktober Sitzung der Neuköllner BVV beachtenswert. In diesem Antrag lehnt die AfD diese Form der Erinnerungskultur ab und fordert, dass das Bezirksamt jegliche Unterstützung einzustellen hat. Auch wenn der Antrag von allen anderen Parteien abgelehnt wurde, erreichte die AfD durch diese Provokation wieder die Öffentlichkeit. Es ist durchaus denkbar, dass die Neuköllner rechte Szene sich als Vollstreckerin der AfD-Ideen versteht. Immerhin war auf der BVV-Sitzung auf der Zuschauertribüne Tilo Paulenz zu sehen, der in der Vergangenheit bereits mehrfach an Aktivitäten der Südneuköllner Neonazi-Szene beteiligt war.

Es ist bereits Strafanzeige gestellt worden. Die Polizei überprüft zzt., ob über die Hufeisensiedlung hinaus noch weitere Stolpersteine in Britz beschädigt oder entfernt worden sind.

Die Fotos zeigen die Tatorte der Entwendungen der Stolperstein für Wienand Kaasch (oben) und Gertrud Seele (unten).

Mit freundlichen Grüßen

die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts

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